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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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anrufen, na ja, man will die Geschäftspartner schließlich nicht aus dem Bett schmeißen. Verstehst du?« Nein, sie verstand seinen toskanischen Dialekt nur zur Hälfte, die andere Hälfte hatte sie geraten. Außerdem kippte er den Weißwein wie Schnaps, sie musste sich zusammenreißen, um ihn nicht weiter anzustarren. »Also tedesca , was?« Olmo redete. Seine Frau sei aus Brasilien, una bella ragazza, bella, bella, bella, und er würde bald das erste Mal Papa! Darum sei er hier. Ob sie auch was trinken wolle? Er lachte mit zusammengepressten Lippen, und seine Augen schlossen sich zu zwei Halbmonden. O Gott! Walter stellte zwei weitere Gläser Weißwein auf die Theke und schenkte Olmo nach. Wie
hatte sie damals nur glauben können, dass Giovanni ihrem jugendlichen Vater ähnlich sah, der hier vor ihr war es, keine Frage! Und damit nicht genug, ihr Vater wurde wieder Vater.
    Â»Lasst uns anstoßen, wer hätte das gedacht, mit fünfzig das erste Mal Vater, Wal-ter, Maddalena, Salute! «
    Magdalena stieß ihr Glas gegen das seine. Ob dir immer noch zum Feiern zumute wäre, wenn du wüsstest, wie jung du bei deinem wirklich »ersten Mal« warst?
    Ohne Luft zu holen, erzählte Olmo ihr vom Il Giramondo , dem Restaurant mit den vielen Städtewahrzeichen an den Wänden, das sei ihr sicherlich schon einmal aufgefallen. Und ob, dachte sie, als ich noch im Hotel Acquarius wohnte, musste ich jeden Tag aufs Neue feststellen, dass es geschlossen war. Magdalena zögerte, mit ihrem Rücken verdeckte sie das Foto, das seitlich hinter der Bar in der Nähe der Musikanlage hing. Olmo trug eine künstlich zerschlissene Jeans, über seinem Bauch spannte sich ein T-Shirt, auf dem die Simpsons abgebildet waren. Walter lächelte erheitert, als ihre Blicke sich trafen. Sollte sie wirklich fragen? Sie trank den Rest Weißwein mit einem Schluck aus, die Gläser waren winzig. Was mochte da reingehen, fünf Zentiliter? Nicht genug für den heutigen Anlass. Zeig die Zähne, bat sie ihn in Gedanken, zeig mir deine spitzen Eckzähne, ich muss vorher die Gewissheit haben! Doch er tat ihr den Gefallen nicht. Noch immer verbarg sie das Foto mit ihrem Rücken und starrte ihm auf den Mund. Er lachte und redete ununterbrochen.
    Â»Wisst ihr, dass es in der Karibik nur noch ganz wenige wirklich gute Plätze gibt? Aber das sind Geheimtipps, die ich nicht weitergeben werde!« Er lachte, seine Zähne hielt er dabei mit den Lippen unter Verschluss.
    Magdalena krümmte sich innerlich, ihr potenzieller Vater war also auch so ein Karibikfan - und dazu noch ein Angeber.
    Â» Allora, arrivederci , besuch mich mal im Giramondo! Diese Woche am besten, da habe ich tagsüber ein bisschen Luft!« Er zahlte und verließ fröhlich pfeifend die Bar. Erschöpft setzte Magdalena sich auf einen Hocker.
    Â» Il Bianco nennen sie ihn, er kommt zehnmal am Tag herein und trinkt Weißwein«, sagte Walter leise, »er hat beinah schon mal seinen Laden versoffen, hatte immer irgendwelche Frauengeschichten, aber kein Glück mit ihnen. Aber seit letztem Sommer ist da diese Brasilianerin, wahnsinnig eifersüchtig übrigens, die hält ihn so kurz, da muss er auch abends zu uns kommen.« Er lachte nicht, sondern guckte Magdalena das erste Mal ruhig in die Augen.
    Â»Er könnte es sein«, wisperte sie.
    Â»Er könnte es sein«, wiederholte Walter.
    Nein, nein, nein, ich will keinen alternden, auf jung machenden Playboy mit einem Alkoholproblem und Haarausfall zum Vater! Ach, das dann doch nicht? Es war von vornherein klar, dass er vielleicht nicht unbedingt ein Nobelpreisträger sein würde … oder? Du musst ihn schon so nehmen, wie er ist, Vater ist Vater. Magdalena beendete ihren inneren Monolog, Walter beobachtete sie immer noch. Seit ein paar Minuten mochte sie ihn, weil er Olmo nichts von dem Foto gesagt hatte und weil er auch jetzt wieder schwieg.
    Â 
    Neun Uhr, Franco kam mit Helm und Motorradjacke herein. Draußen sitzen Leute, signalisierte er ihr mit einer knappen Bewegung seines Kopfes. Jaja, ich gehe ja schon. Franco das Arbeitstier nannte sie ihn. Wie der pingeligste Deutsche hatte er die Bar mit seinen Gesetzen und Regeln in der Gewalt. Dieses und kein anderes Glas für den Eistee, jenes für Martini, den grünen Lappen bitte nur zum Kaffeemaschineputzen, den Toaster immer auf Stufe drei stellen, abends zwei Kappen

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