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Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Titel: Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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ihr Anführer wollte nur sichergehen, dass sie das Richtige taten.“
    Eric hörte zu. Das war ein Trick. Satan stellte ihn auf die Probe, um zu sehen, ob er weich wurde. Vater wollte sie nur davor bewahren, lebendig gefangen und gefoltert zu werden.
    Satans Krieger, dieser Cunningham, verstand seinen Job. Er ließ ihn nicht aus den Augen, doch Eric blinzelte nicht mal. Er durfte nicht wegsehen. Dabei musste er das Hämmern seines Pulsschlages in den Ohren ebenso ignorieren wie das Zusammenkrampfen seiner Eingeweide.
    „Der Auslöser außerhalb“, fuhr Cunningham mit starrem Blick auf Eric fort, „war eine zusätzliche Absicherung. Falls die Jungen die Todeskapseln nicht geschluckt hätten, sollten sie in die Luft gejagt werden. Einen schönen Anführer habt ihr da, mein Junge.“
    Eric schluckte den Köder nicht. Vater würde so etwas niemals tun. Sie hatten ihr Leben freiwillig aufgegeben. Niemand hatte sie gezwungen. Er war nur nicht stark genug gewesen, sich ihnen anzuschließen. Er war schwach. Er war ein Feigling. Einen Moment lang hatte er es gewagt, den Glauben zu verlieren. Er war kein mutiger loyaler Krieger gewesen wie die anderen, aber jetzt würde er keine Schwäche mehr zeigen. Er würde nicht aufgeben.
    Dann erinnerte er sich plötzlich an Davids letzte Worte. „Er hat uns hereingelegt.“ Er hatte angenommen, David meine Satan. Und wenn er nun ...? Nein, das war unmöglich. Vater hatte sie doch nur vor der Folter retten wollen. Oder? Vater würde sie nicht hereinlegen. Oder?
    Cunningham wartete, beobachtete Eric und erwischte ihn, als er die Lider senkte. In dem Moment sagte er: „Ich frage mich, ob dein edler Anführer weiß, dass du noch lebst. Glaubst du, dass er zu deiner Rettung eilt?“
    Doch Eric war sich in nichts mehr sicher, während er auf die Metallbox mit den seltsam blinkenden Lichtern starrte. Rot und Grün, Stop and Go, Leben und Tod, Himmel und Hölle. David und die anderen waren vielleicht nicht nur die Mutigeren gewesen, sondern auch die Glücklicheren.

6. KAPITEL
    Samstag, 23. November,
Heldenfriedh of Arlington
    Maggie O’Dell packte ihre Jackenaufschläge mit den Fäusten und wappnete sich vor der nächsten Windböe. Sie bedauerte jetzt, ihren Trenchcoat im Wagen gelassen zu haben. Sie hatte ihn sich in der Kirche heruntergerissen und dem dummen Mantel die Schuld am Gefühl des Erstickens gegeben. Jetzt hier auf dem Friedhof, inmitten der schwarz gekleideten Trauergemeinde, umgeben von Grabsteinen, wünschte sie sich etwas Wärmendes.
    Sie blieb ein wenig zurück und sah die Trauergäste sich um die Familie unter dem Baldachin scharen, um sie vor dem Wind zu schützen, als könnten sie so den Schicksalsschlag mildern, der sie hier zusammengeführt hatte. Sie kannte viele von ihnen in dunklen Standardanzügen mit den antrainiert feierlichen Gesichtern. Doch hier auf dem Friedhof wirkten sie trotz der Ausbuchtungen der Jacketts verletzlich, da der kalte Wind sie ihrer dienstlich straffen Haltung beraubte.
    Vom Rande zuschauend, war Maggie dankbar für die sich schützend um die Familie scharenden Kollegen, die ihr ersparten, in die Gesichter von Karen und ihren beiden kleinen Töchtern zu sehen. Sie konnte sich deren Trauer und den Schmerz nicht antun, die so greifbar waren, dass sie den inneren Schutzwall gegen die eigene Trauer und den eigenen Schmerz einzureißen drohten. Die leichte räumliche Distanz erleichterte die innere Distanz.
    Trotz der kalten Herbstböen, die um ihre Beine fegend den Rock ergriffen, waren ihre Hände schweißnass. Die Knie wurden ihr weich, und eine unsichtbare Kraft schien auf ihr Herz zu drücken. Großer Gott, was war nur los mit ihr? Seit sie den Leichensack geöffnet und in Delaneys lebloses Gesicht geschaut hatte, war sie ein Nervenbündel. Erinnerungen tauchten immer wieder auf, Bilder und Worte, die besser begraben blieben. Sie atmete tief durch, obwohl ihr die kalte Luft in die Lungen stach. Dieses körperliche Unbehagen war jedoch allen Gedanken an die Vergangenheit vorzuziehen.
    Es ärgerte sie, dass diese Beerdigung auch nach über zwanzig Jahren die Gefühle der damals Zwölfjährigen in ihr hochkommen ließ. Was sie damals erlebte hatte, lief wie ein Film vor ihrem inneren Auge ab. Sie sah, wie der Sarg des Vaters in den Boden hinabgelassen wurde, und spürte den Stoß der Mutter am Arm, damit sie endlich eine Hand voll Erde auf den glänzenden Sarg warf. Und sie wusste, dass der Ehrensalut und der gleich am Grab von einem

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