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Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Titel: Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Kathleen. Du musst mich nicht Ma’am nennen. Aber nach dem heutigen Abend solltest du meinen Namen eigentlich kennen.“
    „Ich bin Justin.“
    „Also, danke für deine Hilfe, Justin.“
    Er nickte ihr zu. „Ich weiß, dass Sie nichts Falsches getan haben.“
    Damit wandte er sich ab und ging durch den Hinterausgang. Er musste in die Küche zurück, zu den Kisten mit Dosen von Bohnen, Suppen und genügend Reis, um eine kleine Nation zum Würgen zu bringen. Vielleicht bemühte er sich zu sehr, hilfreich zu sein, aber er wusste, dass er die Sache in Boston versaut hatte. Seit ihrer Rückkehr erwartete er fast, mit der Boaschlange um den Hals zu enden. Er ahnte, dass beinah er vor versammelter Mannschaft die Strafe bekommen hätte. Vielleicht war es ihm deshalb ein Bedürfnis gewesen, dieser Frau, dieser Kathleen zu helfen. Und natürlich auch, weil sie ihn an seine Mom erinnerte. Bis heute Abend hatte er gar nicht gemerkt, dass ihm seine Mom fehlte. Und Eric fehlte ihm. Inzwischen fragte er sich, ob er überhaupt jemals zurückkam.
    Er hatte eigentlich nicht erwartet, dass er zur nächsten Gebetsversammlung in Cleveland mitgenommen wurde. Das wäre okay gewesen. Er wollte sowieso das Lager verlassen, während die anderen fort waren. Er war ziemlich sicher, den Weg in den Shenandoah National Park zu finden. Das letzte Mal hatte er es geschafft, ohne es richtig zu versuchen. Dann hatte Alice ihm aber gesagt, er sei auf der Liste - der verdammten Liste der Gesalbten, die gehen mussten.
    Er fand die alte Lady namens Mavis und half ihr, Kartons in den Laderäumen der Busse zu verstauen. Viele Kisten waren schon untergebracht. In beiden Bussen waren die Gepäcknetze bereits zum Bersten voll. Eine Frau aus der Wäscherei wies ihn an, alle Kisten, die sie auf einem Handkarren brachte, unter den Sitzen zu verstauen.
    „Die müssen da reinpassen. Quetsch sie rein“, sagte sie ihm und ging.
    Die Kisten waren mit: „Hemden“, „Unterwäsche“, „Handtücher“ beschriftet. Warum brauchten sie den ganzen Mist für eine Reise von zwei Tagen? Er schob die letzte unter den Fahrersitz, als Alice mit einem Arm voller Decken die Busstufen heraufkam. Er half ihr, Platz für die Decken zu finden, wich aber ihrem Blick aus und vermied jeden Kontakt.
    Seit der Unterredung mit Vater war er nicht mehr mit ihr allein gewesen. Er konnte nicht glauben, was für ein falscher Fuffziger sie war. Sie tat immer so, als wäre sie unschuldig und gut und so. Unglaublich, dass sie ihn wegen seiner schlechten Manieren getadelt hatte. Er war wenigstens keine beschissene Hure.
    Scheiße! Er hatte sich geschworen, nie so zu denken. Besonders, nachdem er diese armen schreienden, strampelnden jungen Frauen gestern gesehen hatte. Er kriegte die Bilder einfach nicht aus dem Kopf.
    „Du bist seit der Rückkehr aus Boston auffallend still“, bemerkte Alice mit diesem besorgten Blick, den er immer für echt gehalten hatte. Jetzt wusste er nicht mehr, was er denken sollte. Niemand schien zu sein, was er zu sein vorgab. Er selbst eingeschlossen. „Bist du okay?“
    „Ja, mir geht es gut. Ich bin nur müde.“ Er tat, als inspiziere er die Kisten unter den Sitzen, ob sie auch sicher verstaut waren.
    „Na ja, wenn wir erst mal unterwegs sind, kannst du Schlaf nachholen“, sagte sie mitfühlend. Aber woher sollte er wissen, ob das aufrichtig war?
    Da er sie immer noch nicht ansah, legte sie ihm die Hand auf den Arm und unterbrach seine angebliche Inspektion. „Justin, habe ich etwas getan, dass du böse auf mich bist?“
    „Nein, warum?“
    „Warum siehst du mich dann nicht an?“
    Scheiße! Er hatte vergessen, dass sie ihm in die Seele schauen konnte. Er sah ihr in die Augen, um ihr zu beweisen, dass er es konnte. Das war ein Fehler. Sie sah, dass etwas nicht in Ordnung war, und wurde traurig.
    „Bitte sag’s mir, wenn ich etwas falsch gemacht habe. Ich ertrage es nicht, wenn du böse auf mich bist.“
    Er hatte immer geglaubt, sie sei die einzig Ehrliche, die einzig Vertrauenswürdige hier. Jetzt kannte er sich nicht mehr aus. Mist! Er war müde, und ihm war schlecht. Er hatte nichts gegessen, seit er den Viertelpfünder und das Bier ausgespuckt hatte.
    „Ich bin dir nicht böse“, erwiderte er schließlich. „Ich habe dir schon gesagt, ich bin nur müde.“ Er sah, dass er sie nicht überzeugt hatte, doch er drängte sich an ihr vorbei. „Bis später.“ Er flüchtete und entfernte sich in langen raschen Schritten vom Bus, damit sie ihm nicht

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