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Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Titel: Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Ton.
    „Aber das muss ein Irrtum sein“, widersprach sie. „Ich habe nicht...“
    „Schweig!“ schrie Stephen sie an. „Arme an die Seiten, aufrecht stehen, Augen geradeaus!“ Da sie ihn nur anstarrte, packte er sie bei den Armen und schob sie zur Stirnseite des Raumes, wo sich einige Kirchenmitglieder, einschließlich Emily, versammelt hatten. „Dein Egoismus hätte uns zerstören können!“ schrie er ihr ins Gesicht und sah auffordernd in die Runde.
    „Du hast uns verraten!“ keifte eine alte Frau, die Kathleen noch nie gesehen hatte.
    „Wie konntest du nur?“ schrie Emily ihr ebenfalls ins Gesicht.
    „Du solltest dich schämen!“ kam es von einer anderen.
    „Verräterin!“
    „Wieso hältst du dich für was Besonderes?“
    „Undankbares Luder!“
    „Wieso glaubst du, besser zu sein als wir?“
    „Schande!“
    Einer nach dem anderen umkreiste sie, beschimpfte sie, schrie sie an und schubste sie.
    „Wie kannst du es wagen?“
    „Verräterin!“
    Als sie zum ersten Mal bespuckt wurde, brannten ihre Augen bereits vor Tränen, und sie konnte kaum noch klar sehen. Dann spuckte ein zweiter und ein dritter. Sie versuchte sich das Gesicht zu wischen, doch Stephen schlug ihr auf die Arme.
    „Du kennst die Regeln! Arme an die Seiten!“ brüllte er, aber das war nicht mehr Stephen. Das waren nicht mehr Stephens Augen, das war irgendeine Kreatur, ein hässliches Wesen, das Besitz von seinem Körper ergriffen hatte.
    Sie stand da, die Augen gegen den Speichel geschlossen, und versuchte sich innerlich vor den Beschimpfungen abzuschotten. Starr nahm sie die Schläge und Stöße hin, die sie erinnern sollten, aufrecht zu stehen. Es nahm kein Ende, bis ihr die Augen brannten, die Ohren klingelten, die Füße schmerzten und die Prellungen sichtbar wurden. Dann hörte es plötzlich auf, und alles war still. Die anderen verließen in geordneten Reihen den Raum, als wären sie zum Dinner gekommen und nun fertig. Plötzlich stand Kathleen allein in der leeren Versammlungshalle.
    Sie hatte Angst, sich zu bewegen, weil sie fürchtete, ihre Knie gäben nach. Sie lauschte auf Geräusche von draußen - gewöhnliche Geräusche der Reisevorbereitungen. Es war, als wäre nichts geschehen. Dabei war soeben ihre größte Angst vor Zeugen zur Realität geworden: die Angst, vor Menschen, die sie vermeintlich respektierten, gedemütigt zu werden. Noch schlimmer war, dass man sie gestraft hatte, als sei das nichts Ungewöhnliches, als sei es normal, ihr praktisch das Herz herauszureißen.
    Da entdeckte sie den jungen Mann im Schatten beim Hintereingang. Als er merkte, dass er gesehen worden war, kam er langsam auf sie zu, Kopf leicht gesenkt, eine Hand in der Tasche, mit der anderen hielt er ihr ein Handtuch hin.
    Ein Handtuch. Sie hätte fast gelacht. Was sie wirklich brauchte, war eine Flasche vom verdammten Jack Daniel’s. Zum Teufel, sogar Waschbenzin hätte ihr genügt. Doch sie nahm das Handtuch und begann sich langsam abzuwischen - Gesicht, Arme und Körper. Dabei versuchte sie, nicht auf die vielen blauen Flecke zu achten, und tat, als wäre nichts weiter. Sie schaffte das, sie war gleich wieder okay. Sie musste sich nur stabilisieren. Drehte sich der Raum, oder bildete sie sich das ein?
    Er half ihr, sich hinzusetzen. Dann sagte er etwas, nahm das Handtuch und ging. War er weg? Hielt er sie für einen aussichtslosen Fall? Hatte er sie verlassen wie alle anderen? Plötzlich war er jedoch wieder neben ihr. Doppelt sogar. Er reichte ihr das Handtuch, das jetzt feucht war.
    Sie betupfte sich Stirn, Nacken und die Innenseiten der Handgelenke und fühlte sich schon besser. Als sie diesmal aufsah, war er nicht mehr doppelt, und der Raum kam auch zum Stehen. Der junge Mann sah gedankenverloren auf ihre Handgelenke, vielmehr auf die bösartigen horizontalen Narben, die sie beim Hochschieben der Strickjackenärmel bloßgelegt hatte.
    „Glaube mir“, sagte sie ihm, „das nächste Mal mache ich es richtig.“

64. KAPITEL
    Justin hätte der Frau gern gesagt, dass er sie verstand. Er hatte so oft daran gedacht hatte, Schluss zu machen, dass er die Methoden in Kategorien eingeteilt hatte. Allerdings kannte er keine ältere Lady, die ihn an seine Mutter erinnerte - und das tat sie wirklich -, die es tatsächlich versucht hatte.
    „Ma’am, sind Sie jetzt okay?“ fragte er. „Denn ich müsste wirklich beim Verladen der Sachen helfen.“
    „Ich komme klar.“ Sie lächelte ihn an und schob die Ärmel herunter. „Ich heiße

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