Magic Cleaning
Arbeit machen würden. Das ist doch lästig! So denken Sie vielleicht. Aber wir dürfen auf keinen Fall den Schritt des Herausnehmens überspringen. Warum? Weil wir die Bücher, solange sie im Regal stehen, nicht nach dem Glücksgefühl-Kriterium beurteilen können. Wie Sie inzwischen gelernt haben, gilt dies nicht nur für Bücher, sondern generell für alle Dinge. Was lange auf- oder weggeräumt war und kaum benutzt wurde, verfällt in einen «Schlaf». Wir könnten auch sagen, die Aufmerksamkeit für diese Dinge ist uns abhandengekommen. Stellen Sie sich eine Gartenschaufel vor, die im hohen Gras liegt. Irgendwann scheint sie fast mit ihrer Umgebung verschmolzen zu sein. Man nimmt sie zwar wahr («da liegt eine Gartenschaufel im Gras»), aber man «sieht» sie nicht wirklich. Ähnlich ist es, wenn wir Dinge im Regal oder in der Schublade wahrnehmen. Wir «sehen» sie nicht wirklich, und wenn wir uns fragen, ob sie uns glücklich machen, so können wir diese Frage nicht auf Anhieb beantworten.
Deshalb müssen wir die Dinge hervorholen und «aufwecken», damit wir zuverlässig bestimmen können, ob wir sie behalten oder wegwerfen möchten. Man kann der Entscheidungsfindung auch ein wenig auf die Sprünge helfen, indem man die Bücher auf dem Boden leicht verrückt, stapelt oder umschichtet. So wie wir schlafende Kinder durch Tätscheln der Wangen wecken, werden Dinge durch physische Berührung stimuliert und kommen wieder «zu Bewusstsein».
Wenn ich mit meinen Klientinnen aufräume, klopfe ich ganz gerne mit der Handfläche leicht auf die Deckel der aufgestapelten Bücher, oder ich klatsche laut in die Hände. Dafür ernte ich zwar seltsame Blicke, aber die Klientinnen sind dann doch erstaunt, wie schnell und sicher sie danach die Bücher aussortieren können. Sie sagen zum Beispiel: «Ich weiß jetzt genau, was ich davon noch brauche, und was nicht!» Dies ist eine Aussage, die wir in dieser Klarheit niemals treffen könnten, solange wir die Bücher im Regal belassen. Wir beginnen eher hin und her zu überlegen, müssen immer wieder von vorne anfangen und machen uns damit doppelte und dreifache Arbeit.
Sie haben so viele Bücher, dass die gar nicht alle auf dem Boden Platz finden? Dann gehen Sie Kategorie für Kategorie vor. Hauptsache Sie nehmen jedes Buch und jede Zeitschrift in die Hand. Unterscheiden Sie:
Literarische Bücher (Romane, Erzählungen, Gedichte etc.)
Sachbücher (Nachschlagewerke, Kochbücher, Ratgeber etc.)
Bildbände (großformatige Coffee Table Books zu verschiedenen Themen)
Zeitschriften
Wenn Sie das Buch oder die Zeitschrift in der Hand halten, spüren Sie kurz Ihren Empfindungen nach und entscheiden Sie sich dann zwischen Wegwerfen und Behalten. Natürlich lautet das Kriterium auch hier, ob uns das Buch oder die Zeitschrift im Moment der Berührung Erfüllung bringt und uns glücklich macht. Bitte fangen Sie auf keinen Fall an, darin zu blättern und zu lesen. Warum? Weil das Glücksgefühl sonst womöglich vom Text überlagert werden würde und Sie sich dann nur noch fragen, ob diese Informationen irgendwann noch mal für Sie nützlich sein könnten …
Stellen Sie sich ein Bücherregal vor, in dem nur die Bücher stehen, die Sie glücklich machen. Allein die Vorstellung ist ein Traum! Nicht nur für den, der Bücher liebt.
«Irgendwann» kommt nie
D ie am häufigsten angeführte Begründung, warum wir ein Buch nicht wegwerfen, lautet: «Vielleicht möchte ich es ja später noch mal lesen.» Nun gut, dann nennen Sie mir zehn Lieblingsbücher, die Sie bereits mehrfach gelesen haben. Kommen Sie auf zehn? Herzlichen Glückwunsch, damit liegen Sie über dem Durchschnitt. Passionierte Leseratten, Wissenschaftler, Schriftsteller und Leute, die in Buchhandlungen oder Verlagen arbeiten, können natürlich mehr Titel angeben, aber «normale» Menschen werden ein Buch wohl kaum ein zweites Mal lesen. Entsprechende Nachfragen bei meinen Klienten und Klientinnen bestätigen dies immer wieder.
Auch hier sollten wir uns die wahre Rolle der Dinge genauer ansehen. Bücher bestehen aus Papier. Dieses Papier ist mit Schrift bedruckt, und nachdem es gebunden wurde, wird das Ganze als «Buch» bezeichnet. Die Aufgabe eines Buches ist es, Informationen weiterzugeben. Diese Informationen haben eine Bedeutung, es macht keinen Sinn, ein Buch einfach nur ins Regal zu stellen. Ist das Buch ausgelesen, sind wir vielleicht ein bisschen schlauer, haben ein schönes Leseerlebnis gehabt und konnten für uns
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