Magic Cleaning
in die Hand drücken lassen!
Ihr Elternhaus ist kein Privatmuseum
W ir haben nun schon die Bekleidung, die Bücher, die Unterlagen, Papiere und Dokumente sowie den Kleinkram aufgeräumt – jetzt kommen endlich die Erinnerungsstücke an die Reihe. Warum wir uns dieser Kategorie als letzter widmen? Weil die Entscheidung, ob wir etwas behalten oder wegwerfen wollen, hier am schwierigsten ist. Erinnerungsstücke sind Dinge, die uns früher einmal glücklich gemacht haben und an denen jede Menge Emotionen hängen. Wenn wir uns von ihnen trennen, haben wir Angst, dass damit auch ein Stück von uns selbst verlorengeht. Doch seien Sie unbesorgt! Was für Sie in Ihrem Leben wirklich bedeutsam war, bleibt für immer in Ihrem Kopf und Ihrem Herzen gespeichert und wird niemals verblassen. Auf der anderen Seite können wir uns jedoch aktiv dafür entscheiden, uns von bestimmten, nicht so schönen Erinnerungen zu lösen, indem wir die Dinge ausmisten, die wir mit diesen eher schmerzhaften Episoden in Verbindung bringen. Meinen Sie nicht auch, dass Sie auf diese Weise leichter und befreiter in die Zukunft blicken können?
Wir leben im Heute. So glänzend die Vergangenheit auch gewesen sein mag, der Mensch kann nicht im Gestern existieren. Meiner Meinung nach ist es viel, viel wichtiger, dass Sie Erfüllung und Glück im Hier und Jetzt finden. Deshalb ist das Kriterium für die Entscheidung, ob Sie dieses oder jenes Erinnerungsstück behalten oder nicht, auch hier, dass Sie es in die Hand nehmen und sich fragen, ob es Sie
jetzt
glücklich macht.
Ich möchte Ihnen von einer meiner Klientinnen erzählen: Frau A. ist 30 Jahre alt und lebt mit ihrem Mann und den gemeinsamen drei Kindern zusammen. Als ich das zweite Mal zum Unterricht zu ihr nach Hause kam, hatte sie im Vergleich zum ersten Mal ihre Dinge schon deutlich reduziert. Als ich dann sagte: «Frau A., Sie haben ja richtig viel gearbeitet! Das ist sehr viel weniger geworden, oder?», nickte sie mit einem strahlenden Lächeln. «Ja, genau!» Der nächste Satz ließ mich jedoch stutzen: «Die Erinnerungsstücke, die ich aufheben wollte, habe ich fast alle in mein Elternhaus geschickt!»
Aufräumen durch Verschicken von altem Plunder an die Eltern. Als ich mit meinen Beratungsdiensten anfing, glaubte ich, Dinge verschicken zu können sei das Privileg der Menschen, die auf dem Land in einem großen, geräumigen Haus aufgewachsen sind. Meine damalige Klientel bestand hauptsächlich aus Single-Frauen und jungen Müttern, die in Tokio und Umgebung lebten. Wenn meine Kundinnen mich fragten, ob sie Dinge «nur für ein paar Wochen» ins Elternhaus schicken dürften, bejahte ich, ohne lange zu überlegen. Doch diese leichtfertige Antwort sollte ich bald bereuen: Als sich mein Wirkungskreis auf weiter entfernt liegende Regionen und andere Altersgruppen ausdehnte, lernte ich einige dieser (teilweise mit Paketen geradezu bombardierten) Elternhäuser kennen.
Inzwischen halte ich es eher für kontraproduktiv, wenn sich meine Kundinnen zu sehr auf ihr Elternhaus verlassen und das Aufräumen nur halbherzig betreiben, da sie ja wissen: Es gibt einen Ort, wohin ich die Dinge einfach schicken kann. Selbst wenn es in diesem Haus auf dem Land genügend freie Zimmer gibt, handelt es sich dabei
nicht
um einen viereckigen Müllsack von schier unendlichem Fassungsvermögen. Noch dazu werden wir die dort «zwischengelagerten» Erinnerungsstücke wohl kaum jemals wieder abholen. Nachdem sie im Elternhaus eingetroffen sind, bleiben diese Kartons für immer ungeöffnet. Aber dafür hat sich das Fräulein Tochter erfolgreich um ihre eigentliche Aufgabe gedrückt: Sortieren, wegwerfen, ausmisten, entrümpeln – und aufräumen!
Tatsächlich kam wenig später die Mutter von Frau A. in eines meiner Seminare. Das bedeutete für mich, dass ich die von Frau A. geschickten Kisten nicht länger würde ignorieren können, wenn die Mutter von dem Kurs profitieren sollte. Als ich dann das Elternhaus besuchte, waren im ehemaligen Zimmer von Frau A. ein Bücherregal, ein Wandschrank und noch zwei Kartons voller Dinge eingelagert. Kurz gesagt, Frau A.s Zimmer sah immer noch fast genauso aus wie damals, als sie das Elternhaus verließ. Die Mutter hatte seit langem den Wunsch nach «einem eigenen Raum, in dem ich entspannen kann», geäußert. Aber selbst nachdem ihre Tochter geheiratet hatte und nicht mehr zu Hause wohnte, gehörte ihr alleine höchstens die Küche. Meiner Meinung nach ein unhaltbarer Zustand. Es
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