Magic Cottage
auf die andere geworfen, und ihre Finger hatten sich in die Bettlaken gekrallt, als fürchte sie, in einen Traum-Abgrund zu stürzen.
Meine halbherzigen Versuche am nächsten Morgen, ihre Reserviertheit zu durchbrechen, führten zu nichts. Wir waren einen Schritt zu weit gegangen. Als ich nachmittags losfuhr, kamen meine Gedanken (und meine Lebensgeister) wieder auf Trab. Ja, es war eine Erleichterung, diesen Ort hinter sich zu lassen.
Bei der Rückkehr kam mir Cantrip beinahe wie ausgestorben vor, und ich sah auf die Uhr. Fast sechs — ich hatte nicht bemerkt, daß es schon so spät war. Die Läden waren geschlossen, und die Dorfbewohner saßen wahrscheinlich beim Abendessen. Die Sonne hatte beschlossen, sich zu den Hügeln aufzumachen.
Durch das Dorf und in die Waldstraßen. Bald zu Hause sein. Aber dann drängte sich die Frage auf, was das für ein Zuhause war. Mycroft wußte das möglicherweise besser als irgend jemand sonst.
Ich fuhr zügig, versessen darauf, wieder bei Midge zu sein — ich hoffte, daß sie dieses Mal darauf hören würde, was ich ihr zu sagen hatte; Ogborn hatte mir eine Menge erzählt. Nun, ich würde sie dazu bringen zuzuhören. Ganz gleich, wie ihre Einstellung aussah, sie würde zuhören müssen. — Danach würden wir gemeinsam Mycrofts finstere Motive erörtern.
Die dämmrige Tiefe des Waldes zu beiden Seiten der Straße machte mich nervös.
Gramarye kam in Sicht, die Wände noch leuchtturmweiß in den langsam abkühlenden Strahlen der Sonne. Der Garten leuchtete in bunten Farben. Erst als ich näherkam, verblaßte die Pracht der Blumen, zeigte das Mauerwerk seine heimlichen Schönheitsfehler. Ich parkte den Wagen auf dem grasbewachsenen Platz und flankte über den Zaun.
Ich konnte das Telefon im Haus klingeln hören.
Die Tür war verschlossen, und das überraschte mich: Midge liebte es, wenn frische Luft das ganze Haus erfüllte; und vor allem liebte sie die gerahmte Aussicht von der Küche in den Garten hinaus. Das Telefon klingelte noch immer.
Ich schloß rasch auf, wollte die Tür öffnen — und traf auf Widerstand. Ein energischeres Drücken ließ die Tür nach innen scharren, und ich stoppte kurz, bis sich meine Augen an die Dunkelheit vor mir angepaßt hatten. Diese Schwärze schien der Helligkeit, die an meinen Schultern vorbeiflutete, nur unerklärlich langsam Platz zu machen.
Ich rief Midges Namen, obwohl ich genau wußte, daß sie nicht da war; die Haustür war verschlossen gewesen, und niemand hatte das Telefon abgenommen . .. Und da war noch etwas: Eine fast fühlbare Kälte signalisierte ihre Abwesenheit. Nur das beharrliche Läuten des Telefons erfüllte die klamme Luft.
Ich ging zur Treppe und überlegte mir, daß es möglicherweise Midge war, die anrief, daß sie mir sagen wollte, wo sie war. Aber wohin konnte sie ohne den Wagen schon gegangen sein?
Ich rannte hoch und war davon überzeugt, daß das Klingeln in dem Moment aufhören würde, wenn ich oben ankam und den Hörer hochriß.
Statisches Rauschen flutete in mein Ohr, als ich den Hörer ans Ohr hielt. »Hallo . . . hallo . . .?«
Ich konnte die leise Stimme jenseits der Störung gerade noch hören; es klang, als werde von einem fernen Schlachtfeld mit Artilleriefeuer ringsum angerufen. Ich schlug den Hörer fest in die Handfläche, und der ferne Kanonendonner legte sich tatsächlich vorübergehend.
»Kannst du mich hören?« fragte die wohlbekannte Stimme.
»Yeah. Bist du das, Val?«
Die Stimme der Agentin blieb fern.
»Mike? Mike, ist Midge da?«
»Ah, nein. Aber ich bin auch gerade erst hereingekommen . . . Sieht so aus, als sei sie nicht da.« »Vielleicht ist das ganz gut so ... ich wollte sowieso mit dir reden.«
Der kalte Hauch einer bösen Vorahnung spannte die Haut an meinem Hals.
»Was gibt's? « fragte ich sie mit gezwungener Lässigkeit.
»Ich bin mir nicht ganz sicher. Eigentlich ist alles sehr eigenartig.«
Die Feuerpause war plötzlich vorbei, und das Sperrfeuer hackte wieder los.
»Kannst du mich noch hören, Mike?«
Ich konnte, aber nur schwach.
»Die Verbindung ist verdammt miserabel.«
»Bleib dran, Val«, rief ich in die Sprechmuschel. Ich klopfte den Hörer wieder gegen meine Hand, stärker diesmal. Das Prasseln blieb, aber wenigstens war es nicht mehr ganz so übermächtig.
»Okay«, brummte ich. »Was wolltest du mir sagen?«
»Möglicherweise wird's dir ziemlich seltsam vorkommen.«
Oh, wirklich? Ich lächelte schwach.
»Es hat mit Midges Gemälde zu tun«,
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