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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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freundlich an. »Ich glaube, man könnte sagen, Flora sei an Altersschwäche gestorben. Ihr Herz wurde müde, und so verschied sie in ihrem geliebten Gramarye. Da sie hier wie eine Einsiedlerin lebte, erfuhr man es erst Wochen später. Obwohl ... es gibt welche, die behaupten, sie erst wenige Tage, bevor ihr Leichnam gefunden worden war, im Garten gesehen zu haben. Aber andererseits geraten die Menschen oft durcheinander mit genauen Zeitangaben, mit ganz speziellen Daten; es ist sehr schwierig, bei solchen Dingen absolut sicher zu sein.«
    »Versteh' ich nicht. Warum diese . . . Verwirrung?« hakte Midge nach.
    »Ah!« gab der Vikar zurück, als sei ihre Frage sehr sachdienlich. »Der Zufall wollte es, daß ich derjenige war, der ihren Leichnam fand. Für gewöhnlich kam ich hin und wieder bei ihr vorbei, um nach ihr zu sehen; nur ein Teil dessen, was ich als meine regelmäßigen Pflichten betrachte, obwohl ich mich nicht entsinnen kann, Flora jemals in meiner Kirche gesehen zu haben. Aber ich lege Wert darauf, die Älteren der Gemeinde zu besuchen, wenn ich Zeit habe; und dies besonders während der Wintermonate.«
    Er rückte den Filzhut zurecht und zog ihn sich schließlich tief über den Kopf, damit ihn der Fahrtwind nicht wegfegen konnte. Der Rand knickte die Oberseiten seiner Ohren. »Ich habe sie durch das Küchenfenster gesehen; sie saß am Tisch, Tasse und Untertasse vor sich, als habe sie sich gerade erst frischen Tee aufgebrüht. Es war ein bewölkter Tag und in der Küche dementsprechend sehr düster, so daß ich sie nicht deutlich sehen konnte. Ich erinnere mich noch daran, gedacht zu haben, daß die Fenster sehr schmutzig sind, denn dies behinderte meine Sicht zudem noch. Ich klopfte gegen die Scheibe und bekam keine Antwort, und das . . . nun — in diesem Moment begann ich, mir Sorgen zu machen. Ich war bereits an der Haustür gewesen und hatte sie abgeschlossen vorgefunden, was recht eigentümlich war, denn bis zu diesem Tag hatte ich nie erlebt, daß Flora Türen oder Fenster verschloß. Reichlich eigenartig, dachte ich mir und fuhr sofort zur nächsten Telefonzelle. Von dort aus rief ich den Constable Farnes in Cantrip an.«
    Er schüttelte traurig den Kopf, als stehe ihm die Erinnerung noch allzu deutlich vor Augen. »Ich wartete vor dem Haus auf ihn, nachdem ich inzwischen festgestellt hatte, daß auch die rückwärtige Tür verschlossen war; und ebenso sämtliche Fenster. Farnes schlug das Küchenfenster ein, öffnete den Riegel, dann kletterte er hinein.«
    Midge kam näher zu mir. Ein Wagen raste vorbei, aus dessen
    Rückfenster uns ein Holzhund zunickte, als wisse er bereits, was als nächstes kommen würde.
    »Er war ziemlich bleich, als er die Haustür öffnete und mich hineinwinkte. Sein Gesichtsausdruck und jener abscheuliche Gestank, der mir aus der Küche entgegenschlug, sorgten dafür, daß ich dem nur mit einiger Bestürzung nachkam . . .«
    Sixsmythe schaute jetzt zum Haus zurück und nicht mehr auf uns. »Wie bereits gesagt, Flora Chaldean saß am Tisch, als habe sie gerade eben erst Platz genommen, um Tee zu trinken. Doch die Tasse war mit flüssigem, grünen Schimmel gefüllt. Und Flo-ras Leichnam war bereits in Verwesung übergegangen und wimmelte von Maden; es war offensichtlich, daß sie schon seit mehreren Wochen tot war.«
    Mein Magen drehte sich plötzlich wie eine schwerfällige Wäscheschleuder, und ich meinte, Midges Bräune sei eine Nuance heller geworden. Sie griff nach mir, und ich hielt sie fest.
    Sixsmythe schien das nicht zu bemerken. Seine Aufmerksamkeit konzentrierte sich ganz auf das Rätsel, das er sich selbst gestellt hatte. »Deshalb konnte sie unmöglich nur wenige Tage vorher von Vorüberkommenden im Garten gesehen worden sein, der Leichenbeschauer bestätigte später, was wir bereits wußten: Der Zustand von Floras Leichnam wies eindeutig darauf hin, daß sie schon vor mindestens zwei oder drei Wochen gestorben war, allein, und die ganze Zeit bis zu meinem Eintreffen unbemerkt. Ziemlich traurig, würden Sie das nicht auch sagen? Ja, ziemlich traurig.«
    Damit schob er sein Fahrrad von dem schmalen Grasstreifen herunter und auf die Straße und trat in die Pedale. Er winkte Midge und mir zum Abschied zu, aber er schaute nicht mehr zurück.
    Wie Sie sich vorstellen können, war der Rest dieses Tages ziemlich verdorben. Gramaryes Küche hatte einiges von ihrem ländlichen Charme verloren, und Midge verfiel in jämmerliches Schweigen, das bis zum Abend

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