Magic Girls 02 - Das Magische Amulett
Tanzfläche angekommen und die Musik war hier noch lauter. Über ihnen drehte sich eine Discokugel, und die blitzenden Flächen wirkten auf Elena fast hypnotisch. Dazu kamen die bunten Lichtblitze, die ihr direkt in die Augen schossen und tief in ihr Gehirn einzudringen schienen. Elena kam sich vor, als wäre sie permanentem Zauber ausgesetzt. Sie war unfähig zu denken oder sich gegen Kevin zu wehren. Ihre Füße bewegten sich automatisch im Takt der Musik, als hätte sie
tanzende Schuhe
an. Ihre Beine gehorchten nicht ihrem Willen, sondern schienen zwei eigensinnige Wesen zu sein, die sich Kevin anpassten. Elena hatte sich bisher nicht sonderlich für das Tanzen interessiert, aber jetzt sah es so aus, als hätte sie nie etwas anderes getan. Von Nele wusste sie, dass Kevin bereits einen Tanzkurs besucht hatte. Er führte sie und wirbelte sie herum. Sie drehte sich im Kreis, ihr wurde davon noch schwindeliger, aber sie blieb zum Glück auf den Beinen. Sie tanzte wie in Trance und merkte, dass die anderen sie und Kevin für das perfekte Paar hielten; man machte ihnen automatisch Platz, damit Kevin seine Figuren ausführen konnte. Er zog Elena an sich vorbei und an sich herum, es ging vor und zurück, dann plötzlicher Richtungswechsel …
Bin ich das noch?, dachte Elena voller Panik. Wer tanzt hier eigentlich?
Sie musste an Zauberflüche denken, bei denen die Opfer bis zum Morgengrauen tanzten und dann bewusstlos zusammenbrachen. Ihr schoss das Stichwort
Veitstanz
durch den Kopf, von dem sie schon gehört hatte; Monas Schwester Inana war vor vielen Jahren daran erkrankt und wahnsinnig geworden. Niemand hatte ihr helfen können, und sie hatte sich schließlich selbst erlöst, indem sie sich in einen grauen, flachen Flusskiesel verwandelt hatte, der noch eine Weile auf dem Wasser herumgehüpft war, bevor er für immer in den Wellen versank.
Schließlich war das Lied zu Ende. Elena blieb heftig atmend stehen und Kevin legte ganz selbstverständlich den Arm um sie. Sie stieß ihn zur Seite. Es war ihr zu viel Nähe; sie schwitzte und wollte Abstand. Aber Kevin kapierte es nicht.
Er lachte sie an und zog sie noch enger an sich, als sei alles nur ein großer Spaß und flirtiges Gezicke von Elena. Sein Kopf war ganz dicht über ihrem; er beugte sich hinab und sein Kinn berührte ihre Haare …
Jetzt hatte Elena genug. Sie fühlte sich gefangen, wie fremdgesteuert. Sie wollte nicht, dass Kevin ihr so dicht auf die Pelle rückte. Verdammtes Waselnussöl! Sie boxte ihn gegen die Brust, schnippte mit den Fingern, und im nächsten Moment erlosch das Licht. Es war stockfinster in der Aula, ein paar Mädchen kreischten erschrocken, doch im nächsten Moment war das Licht schon wieder da. Aber Elena stand nicht mehr auf der Tanzfläche, sondern an der Marmorsäule, denn sie hatte mit einem
Notzauber
den Platz gewechselt. So ein auffälliger Zauber war vielleicht nicht ganz klug gewesen, aber sie hatte sich nicht mehr anders zu helfen gewusst. Mit klopfendem Herzen lehnte sie sich gegen die Säule und versuchte, gegen ihre Panik anzukämpfen.
Plötzlich war Miranda an ihrer Seite. »Was ist los, Elena?«, fragte sie besorgt. »Ist dir schlecht?«
»Ich hab die ganze Zeit mit Kevin tanzen müssen«, stöhnte Elena. »Es war, als hätte
er
mich verhext. – Lass uns von hier verschwinden, Miranda. Wenn er mich entdeckt, hab ich ihn für den Rest des Abends am Hals. Ich habe einen Tropfen Waselnussöl auf meiner Jeans – die Wirkung ist verheerend.«
»Du Arme!« Miranda hakte Elena unter und begleitete sie ins Freie. Elena atmete auf, als sie die frische Luft spürte und das bunte Lichtgewitter nicht mehr ertragen musste.
Miranda ließ sich jetzt noch einmal in allen Einzelheiten erzählen, was auf der Tanzfläche passiert war.
»Diese Lichtblitze waren so schrecklich, Miranda«, klagte Elena. »Ging dir das auch so? Ich dachte die ganze Zeit, dass magische Flüche auf mich abgeschossen werden. Und dann ist mir Kevin immer dichter auf die Pelle gerückt. Ich wusste mir einfach nicht mehr anders zu helfen, als das Licht zu löschen und mich wegzuzaubern.«
»Ich fand die bunten Blitze auch erst unangenehm«, sagte Miranda. »Aber dann habe ich mich schnell dran gewöhnt. Wahrscheinlich hast du hauptsächlich wegen Kevin die Panik gekriegt.«
»Ich will nach Hause«, sagte Elena, die sich noch immer ziemlich elend fühlte. »Wenn ich noch länger hierbleibe und wieder mit Kevin tanzen muss, dreh ich noch durch … Und
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