Magic Girls 02 - Das Magische Amulett
»Mutter! Wir hatten ausgemacht, dass du auf der Terrasse rauchst und nicht im Haus!«
Mona verdrehte die Augen. »Bei der grünen Sphinx, von dem bisschen Rauch stirbst du bestimmt nicht gleich.« Sie stand aber auf und ging zur Terrassentür.
Jolanda sah ihrer Mutter nach. Kurz darauf glomm draußen in der Dunkelheit ein roter Punkt auf – Monas Zigarillospitze. Jolanda wandte sich dem Bildschirm zu. Inzwischen war sie mit dem Computer einigermaßen vertraut. Zumindest konnte sie Texte schreiben und auch E-Mails senden oder abrufen …
Schon wenige Minuten später war Jolanda in ihre Arbeit vertieft. Sie verwendete dazu handschriftliche Notizen, die sie sich während der Einweihung der Sporthalle gemacht hatte. Leider hatte sie in der Eile ziemlich schlampig geschrieben. Gerade, als sie überlegte, ob der Bürgermeister von Blankenfurt nun
Hering
oder
Henning
hieß, wurden auf der Terrasse Stimmen laut. Zwei fremde Männerstimmen!
Jolanda blickte irritiert zum Fenster. Dann stand sie auf und ging zur Terrasse, um nachzusehen, was dort vor sich ging.
»Wir haben Besuch«, sagte Mona, und ihre Stimme hörte sich nicht so an, als sei sie darüber erfreut.
Im Schatten der Terrasse standen zwei Männer in schwarzen Gewändern mit purpurnen Streifen. Der eine Mann war groß und hager und hatte lange Haare und einen wallenden Bart, der ihm bis auf die Brust fiel. Der andere war klein, dick und glatzköpfig, optisch das krasse Gegenteil. Beide hatten aber eines gemeinsam: Sie machten einen höchst unsympathischen Eindruck.
»Gestatten – Taifun«, sagte der Lange.
»Ich heiße Smaragd«, stellte sich der Dicke vor. »Wir kommen im Auftrag der GZPO. Unseren Brief haben Sie sicher erhalten.«
Jolanda spürte, wie ihre Kehle eng wurde. Jetzt nur keine Angst zeigen!
»Meinen Sie den Salamanderbrief?«
»Na, was sonst?«, näselte der Große. »Wir beobachten Sie schon seit Tagen. Uns sind immer wieder grobe Verstöße zu Ohren gekommen, die wir leider der Zentrale melden mussten.«
»Welche Verstöße?«, wollte Mona wissen. Sie stieß eine Rauchwolke aus, die sich in der Luft zu mehreren Fragezeichen formte. Jolanda fragte sich, wie ihre Mutter in dieser Situation noch Scherze machen konnte. Jede Hexe lernte, dass Geheimpolizisten keinen Spaß verstanden und dass man ihnen mit größtem Respekt begegnen musste.
»Wir haben nichts getan«, fügte Mona hinzu. »Sie können sich also die Mühe sparen und wieder gehen.«
»Nichts getan?«, keifte der kleine Dicke. Er schnippte mit den Fingern, und schon hielt er ein langes Dokument in der Hand. Das Dokument leuchtete grünlich von innen heraus, sodass er den Text darauf trotz der Dunkelheit lesen konnte. Smaragd begann, die Liste der Vergehen herunterzurattern.
»Zaubern in der Öffentlichkeit. Anwendung nicht zugelassener Zaubersprüche. Bestellung von verbotenen Zaubermitteln. Leichtsinniger Umgang mit Menschen. Nichteinhalten der Schweige-und Tarnungspflicht. Überschreiten der hexischen Kompetenz. Besitz von Handys und damit leichtfertiges Aufs-Spiel-Setzen der Gesundheit.« Er machte eine gewichtige Pause, um Luft zu holen. »Und nun das Schlimmste von allem: Besitz und Verwendung eines verbotenen Amuletts.«
Jolandas Herz klopfte heftig. Jeder einzelne Punkt reichte, um Probleme mit dem Landeszauberamt zu bekommen.
»Machen Sie sich nicht lächerlich«, sagte Mona ungerührt und schnippte die Asche in den Garten. »Die beiden Handys hat uns der Hexilbeauftragte besorgt, also ist es ganz legal. Und die kleine Dose mit pulverisierten Blattschneideameisen stammt aus dem nordöstlichen Spitzgebirge, das seit zwei Wochen zu unseren Zauberkolonien gehört. Es handelt sich also um keinerlei Schmuggelware. Ich kann Ihnen die Rechnung zeigen, es fielen sogar transglobale Zollgebühren an – eine Schande.«
»Von einem Amulett weiß ich jedenfalls nichts«, sagte Jolanda und trat weiter auf die Terrasse hinaus. Die beiden Männer verströmten einen unangenehm modrigen Geruch nach Erde.
Wahrscheinlich hatten sie noch bis vor Kurzem die Gestalt von Feuersalamandern gehabt.
»Wir sind aber ganz sicher, dass sich das Amulett in Ihrem Besitz befindet«, erklärte Taifun. »Wenn Sie es nicht freiwillig herausgeben, dann durchsuchen wir das ganze Haus.«
»Vergessen Sie dabei den Teich nicht«, sagte Mona spitz. »Vielleicht haben die Kois ja das ominöse Amulett gefressen, wer weiß?«
Smaragd faltete das Dokument zusammen und wechselte mit seinem Begleiter einen
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