Magic Girls 02 - Das Magische Amulett
Gesicht Miranda zu. Sie musste das Thema jetzt einfach noch einmal ansprechen, es war ihr zu wichtig.
Miranda schnitt eine Grimasse. »Ich weiß es wirklich nicht. Warum sagt er uns nicht, was es mit dem Amulett auf sich hat? Du musst zugeben, es ist alles schon ziemlich merkwürdig.«
»Stimmt«, sagte Elena. »Trotzdem. Selbst wenn alles gegen Papa spricht – tief in meinem Herzen weiß ich, dass er unschuldig ist. Er würde niemals schwarze Magie betreiben. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er ein Mitglied der
Schwarzen Zauberkutten
ist.«
»Ich wünschte, ich wäre schon ein paar Jahre älter und könnte besser zaubern«, sagte Miranda. »Dann könnte ich den Weg des Amuletts vielleicht mit einem
Herkunftszauber
zurückverfolgen.«
Herkunftszauber
Komplizierter Zauber, bei dem der Zauberer oder die Hexe herausfinden will, welche Geschichte ein Gegenstand hinter sich hat. Wenn sich der Zauberer konzentriert, dann erkennt er in Gedanken, was mit dem Gegenstand passiert ist. Es ist wie ein Film, der rückwärtsläuft. Nur die besten Zauberer schaffen es, den Ursprung eines Gegenstands zu ergründen. Die meisten können nur eine Woche, höchstens einen Monat zurückverfolgen, was mit dem Gegenstand passiert ist, wer ihn in der Hand gehabt hat und wo er möglicherweise versteckt worden ist.
Um den Herkunftszauber anzuwenden, muss der Gegenstand vorliegen. Der Zauberer versetzt sich mittels starker Kräutergerüche (es gibt drei sehr wirksame Rezepturen, die nur Eingeweihten bekannt sind) in Trance, bis er Bilder in seinem Kopf wahrnimmt.
Eine abgewandelte und leichtere Form des Herkunftszaubers ist der
Spiegelzauber
Er wird eingesetzt, wenn es nur darum geht, den Schreiber von handschriftlichen Briefen oder anderer Schriftstücke ausfindig zu machen. Auch Hexen, die in der Kunst der höheren Zauberei noch nicht weit fortgeschritten sind, können bereits den Spiegelzauber durchführen. Dabei erscheint auf dem betreffenden Schriftstück der Kopf des Absenders. Das Bild ist auch für andere sichtbar – im Gegensatz zum echten Herkunftszauber.
»Du müsstest den Weg des Amuletts aber schon ziemlich weit zurückverfolgen«, meinte Elena. »Wir wissen, wo es in der letzten Zeit gewesen ist. Momentan ist es in einer Kerzeversteckt, aber zuvor war es unter einem Schrank und hinter einer Fußleiste verborgen. Und davor war es in Papas Bauch.«
»Es wäre spannend herauszufinden, auf welche Weise es zu deinem Vater gelangt ist und wem es ursprünglich gehört hat«, sagte Miranda nachdenklich. »Dann wüssten wir vielleicht auch, was dein Vater damit bezweckt.«
Elena hatte wieder ein unangenehmes Grummeln im Bauch – wie immer, wenn in ihr Zweifel hochstiegen, ob ihr Vater
nicht doch
etwas Verbotenes getan hatte. Diese Zweifel kamen in der letzten Zeit öfter, und manchmal fiel es ihr schwer, an die Unschuld ihres Vaters zu glauben – obwohl sie Miranda gegenüber immer steif und fest das Gegenteil behauptete.
Aber Elena war so durcheinander in der letzten Zeit. Die Bedrohung, die über der Familie lag, schien von Tag zu Tag zu wachsen … Dabei war sie anfangs so froh gewesen, in der Menschenwelt zu sein und Nele und Jana zu haben. Sie hatte gedacht, wenn sie und ihre Familie sich unauffällig verhielten und die fünf Jahre um waren, dann würde das Leben wie früher werden, als noch alles in Ordnung gewesen war. Jetzt schien überhaupt nichts mehr in Ordnung zu sein – sondern es gab Probleme, wohin Elena schaute: der verliebte Kevin, sein misstrauischer Freund Oliver, das geheimnisvolle Amulett, Papas Verfärbung, der Feuersalamander im Garten und der bedrohliche Salamanderbrief …
Miranda merkte, in welcher trübseligen Stimmung ihre Freundin war.
»Komm.« Sie klopfte ihr tröstend auf die Schulter. »Lass den Kopf nicht hängen. Das wird schon. Es kann nicht mehr lange dauern, bis der Film aus ist – und wir könnten ja anschließend noch mit Nele und Jana in ein Café gehen und ein Stück Kuchen essen. Was meinst du?«
»Kuchen essen ist gut«, bestätigte Elena und lächelte.
»Danach hatte ich auch keine Lust, mir den Film noch länger anzusehen«, erzählte Kevin seinem Freund Oliver. »Ich bin raus und gleich zu dir. Ich kapier’s nicht, echt! Warum lässt sie sich erst küssen und ist dann weg?« Er knetete nervös seine Hände.
»Meinst du, sie ist beleidigt, weil ich sie gefragt habe, ob sie vorher Pizza gegessen hat?«
Oliver antwortete nicht,
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