Magic Girls 06 - Späte Rache

Brief jedoch wieder zusammenfaltete, sprangen ihr wie von allein einige Worte ins Auge – und ehe sie sich versah, hatte sie den ganzen Brief gelesen. Jetzt war Elena klar, warum Mona so plötzlich zu einer Reise aufgebrochen war. Sie wollte sich mit ihrer Freundin Felicitas versöhnen.
    Elena lächelte vor sich hin. Sie war überrascht und freute sich, dass Mona anscheinend bereit war, sich mit Felicitas auszusprechen, und den Brief nicht einfach ignoriert hatte. Vielleicht war Mona gar nicht so stur und eigensinnig, wie alle immer dachten. Elena musste unbedingt Miranda von dem Brief erzählen, wenn sie von der Schule heimkam.
    Sie klemmte sich das Buch unter den Arm, ging damit in ihr Zimmer und begann zu lesen. Das Buch war sehr interessant.
Pflanzenmagie
wurde im Allgemeinen unterschätzt, dabei handelte es sich um eine äußerst wirksame und mächtige Sparte der Zauberei. Vielleicht konnte man auch als Geheimagentin davon profitieren.
    Pflanzenmagie
    Pflanzen sind Lebewesen, und manche Hexen besitzen die Fähigkeit, sich mit ihnen in Verbindung zu setzen, sie zum Wachsen und Blühen zu bringen und sogar mit ihnen zu reden. Einige Hexen behaupten, dass die Kommunikation gar nicht einseitig ist, sondern dass die Pflanzen in der Lage sind zu antworten. Angeblich gibt es starke Pflanzengeister, die man um Hilfe bitten kann. Sie können die Magie der Hexe unterstützen und ihr Kraft geben. Auf der anderen Seite gibt es auch Pflanzengeister, die böse sind und die den Hexen schaden können. Allerdings tun sie das nur, wenn man sie verletzt oder übel mit ihnen umgeht. Die Wissenschaft von den Pflanzen ist ein hochinteressantes Gebiet. Eigentlich sollte sich jede Hexe wenigstens einige Grundkenntnisse davon aneignen.
    |139| Als Miranda mittags von der Schule nach Hause kam, war Leon Bredov gerade abgereist. Jolanda saß am Computer im Wohnzimmer, um für die Zeitungsredaktion einen Artikel zu tippen, der brandeilig war. Miranda und Elena aßen in der Küche zu Mittag, während der kleine Rufus auf dem Küchenfußboden ein magisches Puzzle legte. Es war das bewegte Bild eines Aquariums.
    »Das machst du schon richtig gut«, lobte Elena ihren Bruder.
    Rufus sah auf und grinste. Dann hatte er auf einmal einen Clownfisch in der Hand. Der Fisch zappelte hilflos.
    Elena schüttelte den Kopf. »Steck ihn wieder ins Aquarium, sonst stirbt er.«
    Rufus gehorchte und der Clownfisch glitt zurück ins Bild.
    »Meine Oma hat einen Brief von ihrer Freundin Felicitas bekommen«, erzählte Elena Miranda, als sie beim Nachtisch – Zitroneneis mit Minze – waren.
    Miranda leckte den Löffel ab. »Felicitas – das war doch die, die Mona den Freund ausgespannt hat.« Solche Tratsch- und Klatschgeschichten merkte sie sich besonders gut.
    Elena nickte. »Jetzt hat Felicitas sie eingeladen, damit sie sich aussprechen und versöhnen können.«
    Miranda kratzte erst den letzten Rest Eis aus der Schale, bevor sie antwortete.
    »Versöhnung mit Felicitas? Daran glaube ich nie und nimmer!«
    »Warum denn nicht?« Elena konnte sich gut vorstellen, dass man nach vierzig Jahren in der Lage war, einen Streit endlich beizulegen und sich wieder zu vertragen.
    »Weil ich deine Oma kenne.« Mirandas Augen blitzten. »Ich erinnere mich gut daran, mit welcher Verachtung sie immer von Felicitas gesprochen hat. Sie hat ja öfter von ihr |140| erzählt, das scheint sie stark beschäftigt zu haben. Sie verzeiht ihr bestimmt nicht!«
    »Aber warum ist sie dann Hals über Kopf aufgebrochen?«, wollte Elena wissen.
    »Da steckt bestimmt etwas anderes dahinter«, vermutete Miranda. Sie überlegte kurz. »Könnte es vielleicht sein, dass Felicitas das Wildschwein geschickt hat? Und dass sie den Baum angezündet hat?«
    »Wieso sollte sie das tun?«
    »Weil sie Mona noch genauso hasst wie vor vierzig Jahren!«
    Es war still in der Küche. Das einzige Geräusch, das zu hören war, war das leise Klicken, wenn Rufus wieder ein Puzzleteilchen legte.
    Nach einer Weile sagte Elena: »Du meinst, dann hat Felicitas den Brief gar nicht geschrieben, weil sie sich mit ihr versöhnen will, sondern ...«
    »Genau!«, stimmte Miranda ihr bei. »Ich bin mir sicher, das ist eine Falle!«
    »Beim Orkus, glaubst du wirklich?« Elena wurde blass. »Dann müssen wir hinterher und Oma warnen!«
     
    Nele war ein bisschen enttäuscht, als Miranda anrief und ihr mitteilte, dass sie nicht zu Annas Party kommen würde.
    »Elena und ich müssen dringend etwas erledigen.« Miranda wollte