Magic Girls 09 - Der dunkle Verräter
nickte. »Ja, danke.«
»Sonst alles heil?«, fragte Elena besorgt.
»Ich denke schon«, antwortete Nele. »Nette Gegend hier. Und was jetzt?«
Als sich Elena noch einmal umdrehte, stellte sie fest, dass sich das Portal im Baum bereits geschlossen hatte. Über die Öffnung war Rinde gewachsen.
»Wir gehen erst einmal in den Ort und fragen, wo wir sind«, sagte Miranda. Sie schnippte mit dem Finger. In der Luft erschien ein quadratisches Holzbrett. Es schwebte neben Miranda.
»Unser Gepäcktransport«, erklärte Miranda. »Wäre ja doof, wenn wir das ganze Zeug schleppen müssten.«
»Hier können wir schließlich nach Herzenslust zaubern, ohne dass irgendjemand daran Anstoß nimmt«, fügte Elena hinzu.
Die Mädchen luden ihr Gepäck auf das schwebende Brett. Dann folgen sie dem schmalen Pfad, der in Richtung Ortschaft führte. Knorrige Obstbäume standen zur Linken, und auf einem entdeckte Elena eine große Eule, die sie mit gelben Augen anstarrte. Bestimmt ein verwandelter Zauberer!Sie stieß Miranda heimlich in die Seite und flüsterte: »Guck mal unauffällig nach links. Diese Eule verfolgt jeden unserer Schritte.«
»Vielleicht ein schrulliger Dorfdepp, der sich langweilt und sich deswegen in eine Eule verwandelt hat.«
Trotz dieser flapsigen Bemerkung hatte Elena ein unbehagliches Gefühl, als sie weitergingen. Sie musste sich zwingen, sich nicht umzudrehen.
»Eigentlich sieht es hier fast so aus wie in der Menschenwelt«, stellte Jana fest. »Ich meine, wie auf dem Land. »Bäume, Wiesen, Häuser ... genau wie bei uns.«
In diesem Moment zischte ein Stück vor ihnen ein Besen quer über den Weg. Darauf saß ein junges Pärchen. Die beiden lachten laut, als sie fast mit einem Baum zusammenstießen und im letzten Moment ausweichen konnten.
»Na ja, vielleicht doch nicht ganz wie bei uns«, murmelte Nele kaum hörbar.
»Dafür haben wir keine Autos«, sagte Miranda. »Die beiden haben garantiert zu viel
Hexenprickler
getrunken. Hoffentlich stürzen sie nicht vom Besen.«
Sie näherten sich dem Dorf. Die Häuser sahen alt aus und waren teilweise aus Holz und Lehm erbaut. Manche hatten windschiefe Dächer und auf etlichen fehlten Ziegel. Auffällig waren die vielen Kamine, aus denen weißer oder grauer Rauch aufstieg.
»Wie eine Reise in die Vergangenheit«, sagte Nele.
»Ich hoffe, dass wir nicht noch ewig laufen müssen«, meinte Miranda. »Ich habe eigentlich gedacht, dass wir direkt vor Darleens Haus ankommen.«
Hexenprickler
Goldfarbenes Getränk in der Hexenwelt, das in der Regel nur zu besonderen Anlässen wie Geburtstag, Jahrestag oder Wintersonnenwende getrunken wird. Erlaubt ist das Getränk erst ab 18 Jahren. Es wird aus den gelben Sommerbeeren hergestellt und mit Jadewasser versetzt, außerdem enthält es – je nach Anlass – einen Zauber, der glücklich, erfolgreich oder sorgenfrei macht.
Hexenprickler gibt es in den Geschmacksrichtungen mild, stark und extrastark. Das Getränk kann einem leicht zu Kopf steigen, vor allem, wenn man es zu schnell trinkt oder durch zu viel Zauberei geschwächt ist. Es gibt auch gefälschten Hexenprickler. Man nennt ihn Hexentrickler, denn er hat in kürzester Zeit eine sehr negative Wirkung auf den Trinkenden. Aussehen und Geschmack ähneln dem echten Hexenprickler, aber die Zusammensetzung ist anders. Hergestellt wird das Getränk aus Jauchebeeren vom Sodbrennbusch, vermischt mit rückwärtsfließendem Quellwasser, versetzt mit gemeinen Zaubersprüchen. Harmlose Folgen des Genusses sind wochenlanges Stottern, ständiges Stolpern oder ein nicht endender Schluckauf. Das Trinken des Hexentricklers kann jedoch auch sehr gefährlich sein, unter Umständen führt es zu Willenlosigkeit, Ohnmacht, monatelanger Verwirrtheit, ja sogar zu Identitätsverlust. Vorsichtige Hexen und Zauberer prüfen daher die Echtheit des Hexenpricklers, bevor sie ihn trinken.
»Dort drüben ist eine alte Frau im Garten«, sagte Jana. »Die können wir fragen.«
Elena lief ein Stück voraus. Die Frau schnitt gerade Sonnenblumen ab. Als sie Elena bemerkte, richtete sie sich auf und sah ihr entgegen.
»Entschuldigung«, sagte Elena. »Wir sind fremd hier und kennen uns nicht aus. Wie heißt dieser Ort?«
»Rübenacker«, antwortete die Alte und blinzelte misstrauisch. »So heißt das Dort schon seit tausend Jahren und der Name wird sich in den nächsten tausend Jahren nicht ändern. Ihr müsst wirklich von weither kommen, dass ihr das nicht wisst.«
Elenas Herz machte vor
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