Magic Girls 09 - Der dunkle Verräter
Hexenkindergarten?«, fragte Elena neugierig.
»Nein.«
»Aber bald musst du zur Schule.«
»Weiß nicht. Kann sein. Vielleicht.« Zirkonia deutete auf den Strauß Sonnenblumen, den inzwischen Jana trug. Sie bewegte unmerklich ihre Finger, und aus den gelben Blütenblättern wurden unzählige Schmetterlinge, die umherflatterten, sich zu einer Schar sammelten und schließlich als gelbe Wolke davonflogen.
»Wow!« Elena sah der Wolke nach. »Wer hat dir denn diesen Trick beigebracht?«
»Niemand«, antwortete Zirkonia. »Ich selbst.«
Jana lächelte schief. »Jetzt kann man die Blumen aber nicht mehr verschenken. Ohne die gelben Blüten sehen sie etwas mickrig aus.«
Zirkonia streckte ihren Arm wieder aus. Ihr Gesicht wurde ernst und konzentriert. Sie beschrieb einen kleinen Kreis mit ihrem Zeigefinger.
Auf einmal entfalteten sich neue Blütenblätter, diesmal leuchtend rote. Jana hatte die Blumen erschrocken Nele in die Hand gedrückt, die jetzt verdattert auf den veränderten Strauß sah.
»Rote Blumen sind doch auch schön, oder?« Zirkonia grinste verschmitzt.
Elena fragte sich, was Zirkonia noch alles anstellen würde, bevor sie das Haus Nummer 13 erreichten. Aber die Kleineschien sich jetzt ausgetobt zu haben und fragte Nele aus, wie Menschen lebten und ob sie auch Tiere hielten.
»Also – wir haben einen Hund, zwei Katzen und eine Schildkröte«, zählte Nele auf. »Außerdem habe ich noch zwei Brüder und eine Schwester.«
Zirkonia hörte aufmerksam zu, dann fragte sie: »Und was machst du, wenn dich dein Bruder ärgert und du ihn nicht einmal zur Strafe in einen Stein verwandeln kannst?«
»Oh ...« Nele musste einen Moment überlegen. »Wir schreien uns an. Manchmal prügeln wir uns auch. Oft schließt sich dann einer von uns in seinem Zimmer ein und kommt erst wieder raus, wenn er sich beruhigt hat. Obwohl ich leider kein eigenes Zimmer habe. Ich muss es mit meiner Schwester teilen.«
»Ich habe ein ganzes Haus für mich allein«, verkündete Zirkonia. »Und ein Gartenhaus dazu.«
»Aber fühlst du dich da nicht manchmal schrecklich einsam?«, wollte Jana wissen.
»Es geht«, meinte Zirkonia.
»Und nachts fürchtest du dich nie?«, fragte Nele. »Es könnte doch ein Einbrecher kommen.«
»Ich habe Schutzzauber an allen Türen und Fenstern«, verriet Zirkonia. Sie deutete auf ein Haus, das etwas abseits stand. »Dort drüben wohnt Hong-Loan.«
»Prima, jetzt haben wir es ja gleich geschafft«, meinte Miranda erleichtert.
Elena betrachtete das seltsame Gebäude. Es hatte vier Stockwerke und unzählige Giebel. Mehrere Kamine saßen auf dem Dach, und einer sah tatsächlich so aus, als würde er gleich herunterfallen. Die Fensterläden hingen schief in den Angeln und an vielen Stellen am Haus blätterte der Putz ab.Ein großer Garten umgab das Haus, er war wild und ungepflegt.
»Hm ... Sieht ... äh ... interessant aus«, murmelte Jana.
»Groß ist es ja«, meinte Nele. »Aber nicht zu vergleichen mit eurer Villa im Nachtigallenweg.«
Miranda öffnete die Gartenpforte, die leise quietschte. Ein Kiesweg, der mit Unkraut bewachsen war, führte zum Hauseingang. Links und rechts blühten weiße Rosen, die stark dufteten. Ein Mirabellenbaum hing voller reifer Früchte, die Äste bogen sich unter der Last. Um die Haustür rankte sich dichter Efeu.
Miranda suchte nach einer Klingel und fand einen goldenen Katzenkopf. Man musste auf die Nase drücken. Drinnen im Haus ertönte ein dumpfes
Ding-dong.
»Hoffentlich ist jemand zu Hause«, sagte Miranda.
Doch gleich darauf hörten die Mädchen Schritte und die Tür wurde geöffnet. Hong-Loan stand da und strahlte.
»Oh, wie ich mich freue! Ihr seid tatsächlich gekommen!« Sie umarmte erst Elena und dann Miranda. Auch Jana und Nele wurden umarmt, wenn auch etwas zögerlicher.
»Ich habe ihnen den Weg gezeigt«, verkündete Zirkonia.
»Schön, dass du auch da bist«, meinte Hong-Loan. »Kommt alle rein! Meine Oma hat leckeren Kuchen gemacht, und Saft und Kaffee gibt es auch. – Oh, das Gepäck, natürlich.« Sie sprang zur Seite, damit die Reisetaschen, der Koffer und der Rucksack an ihr vorbei ins Haus schweben konnten.
Wenig später erschien Oma Darleen im Gang. Genau wie Mona war sie sehr elegant gekleidet, trug aber im Moment über ihrem Kostüm eine weiße Schürze.
»Wie schön, dass ihr schon da seid!«, begrüßte sie dieMädchen. »Und eure Freundinnen habt ihr auch mitgebracht, das ist prima. Hong-Loan hat nämlich in ein paar Tagen
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