Magic Girls – Eine verratene Liebe
euch doch. Was möchtet ihr trinken?«
Elena hatte zwar kaum Durst, aber als Miranda um einen Orangensaft bat, schloss sie sich an. Andreas verschwand in der Küche, um die Getränke zu holen.
»Tolles Haus, oder?« Miranda stieß Elena in die Rippen. »Andreas’ Mutter ist eine super Innenarchitektin.«
»Na ja«, erwiderte Elena zögerlich. »Die Einrichtung ist fast ein bisschen karg.«
»Das ist wegen der Wirkung der Bilder«, entgegnete Miranda. »Wenn alles mit Möbeln vollgestopft wäre, dann kämen die Gemälde gar nicht zur Geltung.«
»Hm, mag sein.« Elena nickte. Sie fühlte sich etwas unbehaglich, ohne dass sie einen Grund dafür hätte nennen können.
Andreas kam mit dem Orangensaft zurück. In beiden Gläsern steckte ein bunter Strohhalm. Die Mädchen bedankten sich, Elena trank einen Schluck und fand, dass der Saft ziemlich bitter schmeckte.
Andreas trug seine Staffelei nach draußen und legte seine Farben und Pinsel zurecht. Dann holte er noch einen Hocker, auf dem Miranda sitzen sollte.
»Fertig«, verkündete er. »Ihr könnt nach draußen kommen.«
Als Elena auf die Terrasse trat, sah sie Mirandas Porträt. Sie war sehr gut getroffen – aber irgendetwas fehlte in ihrem Gesicht …
Miranda dagegen war hellauf begeistert. Sie nahm auf dem Hocker Platz und ließ es zu, dass Andreas ihr in die Haare fasste, damit sie so fielen wie auf dem Bild.
»Du kannst dich schon mal in die Hängematte legen«, rief er Elena über die Schulter hinweg zu. »In der Matte liegen auch einige Zeitschriften, mach’s dir gemütlich.«
Elena ging über die Wiese zur Hängematte, die ganz romantisch zwischen zwei Bäumen gespannt war, und legte sich hinein. Die Matte war breit und bequem und ein Kissen für den Kopf gab es auch. Elena seufzte vor Wohlbehagen, dann griff sie nach den Zeitschriften. Ein Heft informierte über moderne Kunst, ein anderes über Architektur und das dritte war ein Modemagazin. Elena fing an zu blättern, aberdann wurde sie mit einem Mal ziemlich müde und schloss die Augen. Man lag wirklich gut in der Hängematte … Ehe sich Elena versah, war sie eingedöst. Im Traum befand sie sich wieder in der Feenwelt und lief durch den Wald … Sie suchte Miranda, die zwischen den Bäumen verschwunden war. Eine blau gekleidete Frau wollte sie aufhalten.
»Lass sie«, sagte sie. »Miranda ist verloren … «
Elena schreckte hoch, plötzlich hellwach. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie geschlafen hatte, aber die Sonne war ein Stück am Himmel weitergewandert. Sie blickte zur Terrasse hinüber. Andreas hatte aufgehört zu malen und Pinsel und Palette zur Seite gelegt. Miranda starrte ihn an, wie hypnotisiert. Er trat lächelnd auf sie zu, beugte sich zu ihr hinab und – Elena schnappte erschrocken nach Luft – küsste sie.
Es war ein langer und inniger Kuss. Schließlich löste sich Andreas von Miranda. Sie hatte die Augen geschlossen, ein seliger Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. Andreas aber trat nun an die Staffelei und küsste Mirandas Porträt auf den Mund. Als er sich wieder aufrichtete, sah es aus, als sei das Bild zum Leben erwacht.
»NEIN!«, schrie Elena erschrocken und sprang aus der Hängematte. Instinktiv wusste sie, dass in diesem Moment etwas Schreckliches geschehen war – etwas, was nicht passieren durfte.
Alarmiert von Elenas Schrei, blickte Andreas in ihre Richtung. Als er erkannte, dass sie ihn beobachtet hatte, verzerrte sich sein Gesicht zu einer wütenden Fratze.
Elena reagierte fast automatisch. Sie griff an ihr linkes Ohr, dann an ihr rechtes … und die Zeit sprang um eine Minute zurück.
Andreas legte gerade seine Palette zur Seite.
»Hallo!« Elena sprang aus der Hängematte und lief auf die Terrasse zu, um zu verhindern, dass es zu dem verhängnisvollen Kuss kam. Andreas sah sie irritiert an, und auch Miranda schien aus einer Art Trance zu erwachen.
»Ich muss ganz dringend auf die Toilette«, log Elena. »Kannst du mir zeigen, wo sie ist?«
»Aber natürlich.« Andreas lächelte charmant. Hätte Elena es nicht besser gewusst, hätte sie das Lächeln für echt gehalten. Er ging mit ihr ins Wohnzimmer und von dort aus in den Flur. »Die vorletzte Tür rechts«, sagte er.
»Danke«, murmelte Elena, während sie sich darauf konzentrierte, in ihrem Kopf den Gedankennotruf zu aktivieren, mit dem sich Hexen untereinander in Notfällen verständigen konnten.
Miranda, steh sofort auf und halte Abstand von Andreas – er ist gefährlich!
Eine
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