Magical Village 1 Zimt und Zauber
Tarnia Protz bei der Eröffnung zu sehen. Sie spuckt ja ganz neue Töne, seit sie und ihr Marquis beschlossen haben, sich um diesen Dingsdatitel zu bewerben. Ich bin schon total geschlaucht als Sicherheitsposten bei all den Wohltätigkeitsfeten, die sie neuerdings abzieht. Wir haben Selbstverteidigungskurse gemacht, Ida und ich, damit wir klarkommen, wenn’s mal unangenehm wird. Thai-kwondo und auch ein bisschen Kickboxen. Das war allerdings nicht so ganz das Richtige für uns. Ich habe vor, eine Bande Hilfssheriffs zu engagieren, um die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen. Nun – was habt ihr denn sonst noch so?«
»Jede Menge Sachen«, sagte Mitzi und schob das geistige Bild einer Rentnergang aus Fiddlesticks als mit Ginseng gedopte »Engel für Charlie« mit aller Kraft beiseite. »Es freut mich zu sehen, dass so viele Leute aus den anderen Dörfern zu unserem Basar angereist sind.«
Gwyneth, die mit dem Kinn gerade mal bis zur Tischkante reichte, zog eine Grimasse. »Ach, Ida und ich kommen immer gerne für unsere Weihnachtseinkäufe hierher. Wissen Sie, wenn man in Fiddlesticks wohnt, bei nur einer Handvoll Häuser, und auf einem dortigen Basar etwas kauft, dann weiß immer jeder gleich, von wem welches Geschenk ist. Da gibt’s gar keine Überraschung mehr. Wir sind mit dem Minibus rübergekommen, mit einer Gesandtschaft des Donnerstagsdamenkränzchens aus Bagley-cum-Russet.«
Joel prustete. Mitzi biss sich auf die Lippen.
»Wie wäre es mit dem hier für deine Elsie?« Big Ida hatte sich wieder über den Tisch gebeugt und nahm die dunkelrote
Flasche mit Primitive Passion in die Hand, wobei sie es schaffte, gleichzeitig einer der Donnerstagsdamen den Ellbogen ins Auge zu rammen. »Hoppla,’tschuldigung, Mrs Webb. Wollten Sie das auch haben? Ja, hier muss man schnell zugreifen. Was meinst du, Gwyneth? Ob Elsie Freude dran hätte?«
Gwyneth legte den Kopf schief wie ein pummeliger Spatz und überdachte den Vorschlag. »Hmm, vielleicht. Aber unsere Elsie trinkt ja jetzt kaum noch, seit dem Trara mit Clyde Spraggs’ Rhabarber-Schlüsselblumen-Wein.«
»Das ist nicht zum Trinken, Gwyneth«, sagte Big Ida spöttisch und schwenkte die rote Flasche aufreizend vor Mrs Webbs tränenden Augen. »Damit wäscht man sich.«
»Es ist eigentlich weniger zum Waschen«, mischte sich Mitzi ein und versuchte dabei tapfer, sich von Joels mühsam unterdrücktem Gelächter nicht aus dem Konzept bringen zu lassen, »sondern vielmehr zum Baden.«
»Damit feidet deine Elfie dann auf«, schniefte Mrs Webb, die noch immer an ihren Augen herumtupfte. »Die fieht niemalf all ihre Kleider auf einmal auf. Im Gegenfatf fu gewiffen anderen Leuten hier.«
Wie ein riesenhafter wirbelnder Derwisch fuhr Big Ida herum und verpasste ihr aus dem Stand einen formvollendeten Bauchtritt. Gwyneths Zweifeln zum Trotz hatte sich der Kurs im Kickboxen offenbar doch ausgezahlt. Mrs Webb brach mit einem leisen Seufzer zusammen. Eine andere Dame vom Donnerstagskränzchen fing an, in ihrer Handtasche herumzuwühlen.
»So!« Big Ida rieb sich die Hände, bezahlte mit großspuriger Geste für die Flasche Primitive Passion und bahnte sich energisch einen Weg in Richtung »Schatzkästlein«. »Das wird sie lehren, ihre Anspielungen im Zaum zu halten.«
»Liebe Güte!«, keuchte Joel halb erstickt. »Wer schreibt denn denen das Drehbuch? Das ist großartig, Mitzi. Nicht zu überbieten.«
»Wir tun unser Bestes.« Mitzi wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. »Ach, jetzt hat die arme gute Miss Higham sie am Hals.«
Miss Higham, die neben Mitzi den Stand »Schatzkästlein« betrieb, warf ihr über die Verkaufstische hinweg einen verzweifelten Blick zu, als Gwyneth und Big Ida anfingen, in ihren Waren herumzuwühlen.
»Ach, Joyce, gehst du eigentlich noch immer mit diesem Aubrey?«, fragte Gwyneth im Plauderton.
Miss Higham, etwa Mitte sechzig, nickte und lief rot an.
»Dacht ich mir. Ihr Aubrey«, informierte Gwyneth lautstark Big Ida, »hat einen Laden in Winterbrook.«
»Ah ja, man sieht’s.« Big Ida studierte Miss Highams handgeschriebenes Schild: Geschenke für die ganze Familie – hübsche Tassen, winterliche Topfpflanzen, Weihnachts-Rotkehlchen sehr preisgünstig. »Was ist ein Weihnachts-Rotkehlchen?«
Miss Higham deutete auf einen Haufen runder brauner Dinger in einer Schuhschachtel.
»Mir scheint, das sind einfach nur Socken, Joyce«, begann Gwyneth in liebenswürdigem Ton. »Braune Socken, zu Kugeln
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