Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
in die Schuhe zu schieben, Mitzi Blessing, denn ich war bei dem Anruf dabei.«
Hektisch zerrte Amber die Kisten von der Ladefläche, in der Hoffnung, dass ihr schwarzer Minirock nicht zu kurz für den Anlass war. Was für ein peinlicher Patzer, dachte sie.
Seit Sonnys Ankunft war Mitzi ein bisschen abgelenkt. Es hatte einige kleinere Irrtümer bei den Bestellungen gegeben, und einige der Gerichte waren ein wenig seltsam ausgefallen. Aber mittlerweile hatte sich eigentlich alles wieder einigermaßen eingespielt.
»Oh, das tut mir wirklich sehr, sehr leid«, sagte Mitzi zerknirscht. »Ich fände es auch schrecklich, wenn mir so etwas passieren würde. Ein unverzeihlicher Fehler von mir – ich hasse Unzuverlässigkeit, Connie, das weißt du. Und ich muss zugeben, dass ich in letzter Zeit ein bisschen – äh – zerstreut war. Es kommt nicht wieder vor. Sind die armen Trauergäste am Boden zerstört?«
»Jedenfalls weniger, weil ihr Onkel Michael sie verlassen hat«, schnaubte Constance. »Sondern vielmehr, weil sie noch nichts auf die Gabel gekriegt haben.«
Mitzi lächelte. »Ich verstehe – dann brauchen sie eine doppelte Portion von den weinenden Walnüssen und den Fingerkraut-Tränen, nicht wahr?«
»Egal. Sieh zu, dass sie was zwischen die Zähne bekommen.« Constance rückte ihren Schleier zurecht, der an ihren grell geschminkten Lippen festklebte. »Und ein bisschen Tempo, wenn ich bitten darf.«
Dicht gefolgt von Mitzi eilte Amber mit Kisten beladen ins Haus, packte aus, reichte Teller und Servietten herum – schwarze, diesmal garantiert farbecht – und machte ein betretenes Gesicht, während Slo und Perpetua die konsternierten Trauergäste mit einer unbeholfenen Tanznummer im Stil von John Travolta und Olivia Newton-John unterhielten.
»Du bist so spät dran, und ihnen sind die Trauerlieder ausgegangen«, zischte Constance. »Diese Grease-Show führen sie immer auf der Weihnachtsfeier der Evergreens auf.«
»You’re the one that I want …«, trällerte Slo und tänzelte mit merkwürdigem Gesichtsausdruck auf Amber zu. »Oh, yeah, yeah!«
Amber schob ihm eine Fingerkraut-Träne in den Mund. »So ist’s recht«, keuchte Mitzi. »Stopf so viel Tränen förderndes Zeug in sie rein wie möglich, und lass uns hier verschwinden. Ich hab mich in der Zeit geirrt, und wahrscheinlich hab ich mich auch bei der Kinderparty irgendwie vertan.«
Amber nickte, huschte durch die Reihen der Trauernden und lud ihnen Walnusstränen und Trauerweidenwaffeln auf die Teller, ob sie nun welche wollten oder nicht.
»Das sollte genügen.« Mitzi nickte zufrieden. »Und es bringt auch die Motions zum Schweigen. In den Sachen sind so viele Trauer fördernde Inhaltsstoffe, dass Onkel Michaels ungerührte Trauergäste wochenlang heulen und wehklagen werden. In einer Viertelstunde verwandelt sich dieses Haus in eine Klagemauer. Jetzt schnapp dir die Autoschlüssel, und wir machen uns aus dem Staub zu den Broughton-Pogges.«
In letzter Minute trafen sie vor dem im Tudorstil erbauten Haus der Broughton-Pogges ein.
»Keine Zeit, in was weniger Trauriges zu schlüpfen«, sagte Mitzi. »Wir tun einfach so, als wären wir Gothics.«
»Krass!« Amber staunte, als sie aus dem Wagen stiegen und mit dem Ausladen des Essens begannen. »Ganz schön nobel, was?«
»Nicht so nobel, wie es aussieht. Harrods-Geld, Discounter-Geschmack, daneben sieht Tarnia Towers aus wie der Buckingham-Palast. Und sie sind nicht mal verheiratet – Broughton-Pogges ist die Kombination ihrer Nachnamen. Der Vater –
Jason Broughton – spielt Fußball für Reading, Oxford oder Swindon oder so. Die Mutter heißt Pogges. Eine hohlköpfige ehemalige Stripperin namens Lezli. Bist du so weit?«
»Dann mal los!«
»Wenn Sie der Catering-Service für die Party der Zwillinge sind«, schepperte eine blecherne Stimme aus der Gegensprechanlage, nachdem sie geläutet hatten, »der Dienstboteneingang befindet sich hinten. Und Sie sind zu spät. Mein Ehemann und ich werden nicht zugegen sein. Das Kindermädchen hat die Aufsicht. Sie wird Sie hereinlassen und Sie mit den Örtlichkeiten vertraut machen.«
Sie warfen einander vielsagende Blicke zu und hatten Mühe, nicht zu kichern, während sie das Partyessen über einen Kiesweg zum Hintereingang schleppten.
»Kommt mir vor wie ein Marathonlauf am Strand von Brighton«, keuchte Mitzi, als sie die Hintertür endlich erreicht hatten.
Ein sehr hübsches osteuropäisches Kindermädchen mit grünen Haaren, grün
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