Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
fahren.
Zilla ermahnte ihn, seine Karriere nicht wegen ihr aufs Spiel zu setzen. Eine sechsmonatige Trennung wäre zwar sehr schwer für sie, aber sie würde auf ihn warten, bis er zurückkäme. Sie wären so beschäftigt, dass die Zeit schnell verginge. Sie würde in dem Haus in Kilburn bleiben, sich einen festen Job suchen, sie könnten sich schreiben – und sich auf ihre Wiedersehensfeier freuen.
So ging er fort, und beide weinten beim Abschied. Als Zilla vom Flughafen nach Hause kam, hatte sie das Gefühl, die Welt um sie herum stürzte ein. Sechs Monate. Wie konnte sie sechs Monate ohne ihn leben? Natürlich vertraute sie ihm, und selbst wenn sich ihm Groupies an den Hals warfen, na und? Er würde zu ihr zurückkehren, bestimmt! Aber wie um alles in der Welt sollte sie es bis dahin allein aushalten?
Doch die folgenden unglückseligen Ereignisse türmten sich zu einer unaufhaltsamen, katastrophalen Flutwelle auf.
Das neue Management stellte die Mietzahlungen für das Haus in Kilburn ein – schließlich hatte es nie im Vertrag gestanden, und die Band tourte monatelang durch Europa; man weigerte sich, Zilla mitzuteilen, wo genau sich Solstice Soul gerade aufhielt, es wurden weder Briefe noch Mitteilungen weitergeleitet; und da sie es sich nicht leisten konnte, weiter in dem Haus zu leben, und ihr geringes Einkommen als Kellnerin auch nicht für eine andere Bleibe in London reichte, beschloss sie, nach Hause zu ziehen, bis Clancy nach England zurückkehrte. Er hatte ihr bislang noch nicht geschrieben – aber das würde er bald, da war sie sich ganz sicher.
Außerdem müsste sie ihn doch über seine Plattenfirma erreichen können. Und dann würde er ihr schreiben und ihr eine postlagernde Adresse im Ausland nennen. Alles würde gut werden. Aber sie vermisste ihn so sehr. Die Tage und Nächte ohne ihn, ohne ihr sorgenfreies, wildes, glückliches Hippieleben bereiteten ihr körperlichen Schmerz.
Zilla schrieb ihren Eltern, dass sie für eine Weile nach Hause kommen wolle, und an dem Tag, als sie den Brief abschickte, bestätigte sich ihre Befürchtung, die sie schon seit Wochen bedrückt hatte: Sie war schwanger.
Sie fuhr per Anhalter nach Cornwall, fühlte sich krank, einsam und verängstigt. Aber sie war auf dem Weg nach Hause. Und Clancy würde ja sicher vor der Geburt des Babys zurück sein, oder?
»Du kommst uns nicht mehr ins Haus«, sagte ihr Vater und öffnete dabei die Tür nur einen winzigen Spalt. »Du hast deiner Mutter das Herz gebrochen. Mach, dass du dahin zurückkommst, wo du hergekommen bist. Du bist nicht mehr meine Tochter.«
Zilla war wie vor den Kopf geschlagen und versuchte mit ihrer Mutter zu sprechen.
»Wir hatten so große Träume für dich, Zil. Wir haben uns für dich aufgeopfert. Du bist nach Oxford gegangen – und solltest nach Hause kommen, um als Lehrerin zu arbeiten – du hast uns bitter enttäuscht.« Der Blick ihrer Mutter war eisig. »Du hast uns zum Gespött der Leute gemacht. Und du hast dir dein Leben ruiniert, mein Fräulein. Nein, dein Dad hat recht – diese Suppe hast du dir selbst eingebrockt, als du dein Studium an den Nagel gehängt hast – und jetzt löffele sie gefälligst allein aus.«
»Aber Mum«, schluchzte Zilla. »Mum – ich bin schwanger.«
»Und obendrein bist du also auch noch eine Hure!«, schrie ihre Mutter und schlug ihr die Tür vor der Nase zu. »Mach, dass du wegkommst, Zilla. Wir wollen nie wieder etwas von dir sehen oder hören.«
Die Frau des örtlichen Pfarrers gewährte ihr naserümpfend Unterschlupf für die Nacht und fand mithilfe des kirchlichen Netzwerks für gefallene Mädchen das Cottage in Fiddlesticks, möglichst weit weg von zu Hause, damit Zilla ihrer Familie keine weitere Schande bereiten konnte.
Mitten in einem glühend heißen Sommer war Zilla dort angekommen, einsam, verängstigt, mit gebrochenem Herzen, offenkundig ein Mädchen, das in Schwierigkeiten geraten war. Da sie die Miete für das Cottage selbst aufbringen musste, hatte sie als Kellnerin im Weasel and Bucket angefangen, und trotz all ihrer verzweifelten Versuche, mit ihm Kontakt aufzunehmen, hatte sie nie wieder etwas von Clancy Tavistock gesehen oder gehört.
26. Kapitel
Midnight Moonlight and Magic
M ir geht’s gut … nein, wirklich … oh …«, murmelte Zilla benommen.
Sie saß auf der Küchentreppe des Weasel and Bucket , den Kopf auf die Knie gepresst, ein Glas Eiswasser in der Hand.
»Wirklich. Es ist alles wieder in Ordnung. Weiß auch
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