Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber

Küste nach Southampton und Brighton gehen sollte.
    »Wenn du keine anderen Pläne hast«, sagte Clancy und reichte ihr noch eine Cola, »kannst du dir heute Abend das Konzert anhören, im Gästehaus übernachten und dir überlegen, wie es weitergehen soll.«
    »Klingt verlockend, vielen Dank. Aber nur, wenn ich euch nicht im Weg bin …«
    Und auf diese Weise war Zilla an diesem Abend zum ersten Mal in ihrem Leben »bei der Band«. Sie bezogen ein Gästehaus in Strandnähe, verteilten die Zimmer netterweise so, dass Zilla einen Raum für sich hatte, und schlugen ihr Angebot aus, für die Übernachtung zu bezahlen.
    »Das geht alles auf unser Managementkonto«, behaupteten sie. »Genieß es einfach. So wie wir.«
    Am Abend saß Zilla neben der Bühne und lauschte verzückt, wie Solstice Soul Klassiker wie Soul Finger und Knock on Wood
sowie verschiedene Ska-, Reggae- und Motown-Stücke spielte. Wobei sie in ihren engen schwarzen Schlaghosen und Satinhemden noch atemberaubender aussahen als in Jeans und die weiblichen Fans zum Kreischen brachten.
    Und Zilla wusste, dass dies genau das war, was sie wollte und wo sie sein wollte.
    Und später, viel, viel später, nachdem sie abgebaut und am menschenleeren dunklen Strand, wo die bunten Lichterketten der Promenade sich in der schwarzen See spiegelten, Fish und Chips gegessen hatten, schlenderten sie zurück zum Gästehaus.
    Immer noch aufgekratzt nach der Show tranken sie im größten Zimmer eine Flasche Whisky mit Ginger-Ale aus den Hotelzahnbechern, und Clancy Tavistock legte den Arm um ihre Schulter und küsste sie.
    Und in der Nacht kam er zu ihr ins Bett und sagte ihr, dass er sie liebte, was Zilla nicht glaubte, aber es kümmerte sie nicht. Sie war verliebt, und ihr Körper brannte vor Leidenschaft.
     
    Am nächsten Morgen servierte ihnen die Wirtin ein großes englisches Frühstück und grinste Zilla verschwörerisch an, und Zilla grinste zurück, von Frau zu Frau, und schämte sich kein bisschen, wie ihre Eltern ihr immer prophezeit hatten, für den Fall, dass sie je so etwas täte. Stattdessen fühlte sie sich befreit und beschwingt und glücklicher als je zuvor.
    Und als Solstice Soul an diesem Abend in Christchurch spielte, war Zilla wieder dabei, und als sie weiterzogen, war es, als hätte sie die Band schon immer gekannt und wäre seit Ewigkeiten in Clancy verliebt.
    Sie schrieb einen Brief an ihre Eltern, erklärte ihnen, was los war, dass sie glücklich sei und viel Spaß habe und sie sich keine Sorgen machen sollten. Sie entschuldigte sich für den Abbruch ihres Studiums, hoffte jedoch auf ihr Verständnis – was sie in etwa auch ihrer Tutorin geschrieben hatte.

    Fast zwei wundervolle Jahre lang waren Zilla und Clancy Tavistock unzertrennlich. Sie glaubte ihm jetzt, wenn er sagte, dass er sie liebte; niemand hatte Zweifel daran. Sie waren füreinander geschaffen, vollkommen glücklich, gute Freunde und Liebende, die alles miteinander teilten.
    Clancy war gutmütig, lustig, intelligent und meistens gut gelaunt; sie redeten über alles und jedes und diskutierten viel. Zilla kellnerte aushilfsweise, wenn sie auf Tour waren. Wenn sie in dem Londoner Haus mit Clancy das Zimmer teilte, suchte sie sich längerfristige Arbeit in einer Bar und war froh, etwas zum Lebensunterhalt beitragen zu können.
    Sie liebte ihn, so wie er sie liebte, mit einer unbeschreiblichen Intensität. Sie bildeten eine magische Einheit, und alles um sie herum begann zu strahlen. Kein einziges Mal bedauerte sie, ihr bisheriges Leben hinter sich gelassen zu haben. Dies war jetzt ihr Leben, es war vom Schicksal für sie vorherbestimmt.
    Weiterhin schrieb sie jede Woche Briefe an ihre Eltern oder schickte Postkarten aus den Städten, in denen die Band auftrat, aber sie antworteten nie. Sie machte sich nicht viele Gedanken darüber – die beiden waren keine großen Briefschreiber, und solange sie wussten, dass es ihr gut ging, wäre alles in bester Ordnung.
    Die Band und Zilla tourten ständig durch das ganze Land, dann gingen sie ins Studio und nahmen Summer and Winter auf, die es in die LP-Charts schaffte und ihnen mehr Aufträge beschaffte als je zuvor.
    Dann gab es einen Managementwechsel, und die neuen Chefs organisierten eine Tour durch Deutschland, Italien und Frankreich. Sechs Monate. Ohne Frauen.
    Die anderen Bandmitglieder hatten nur vorübergehende Affären und keine großen Einwände gegen diese Auflage. Clancy sagte, wenn Zilla nicht mitkommen könnte, würde er auch nicht