Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
Entenfamilie paddelte über den glitzernden Fluss und hinterließ ein perfektes V in ihrem Kielwasser.
»Zil? Ach, verdammt – ich hab das alles doch nicht falsch verstanden, oder?«
Sie sah ihn an und schüttelte den Kopf.
»Weinst du? Oh, Zil …«
Dann lag sie in seinen Armen, zum ersten Mal seit dreißig Jahren, und er küsste sie, und ihr Körper zerfloss vor Verlangen. Oh, Gott … es war ein wunderbares Gefühl.
Genau wie beim ersten Mal.
»Wann war noch mal dieser Regentanz?« Clancy räkelte sich ausgiebig. »Haben wir’s verpasst?«
»Ich glaube nicht.« Zilla öffnete die Augen. »Es ist noch hell – es sei denn, es ist schon Morgen. Ich hab jegliches Zeitgefühl verloren.«
»Ich auch.«
Sie kicherten.
Die glitzernden Wellen des Flusses warfen tanzende Schatten an die Decke des taubenblauen Schlafzimmers. Es war immer noch heiß, trotz des großen Deckenventilators. Die baumwollenen weißen Betttücher waren längst zu Boden gefallen. Eine leichte Brise wehte durch die offene Balkontür und bauschte die langen weißen Voile-Gardinen.
Es war unglaublich gewesen.
Die Jahre waren dahingeschwunden. Es war, als wären sie nie getrennt gewesen.
Schon beim Verlassen des Balkons so gut wie nackt, ohne sich ihrer gealterten Körper zu schämen, hatten sie sich mit all der Leidenschaft, all der aufgestauten Sehnsucht und dem Verlangen, all der reinen, perfekten Liebe jenes ersten Mals geliebt.
Zuerst hatte Zilla sich ein wenig gesorgt, da ihr Körper nicht mehr samtweich, straff und makellos war, aber schon bei seiner ersten Berührung schmolz sie dahin. Seine Zärtlichkeiten ließen sie erbeben. Nichts anderes spielte mehr eine Rolle. Er
war wunderschön und sagte ihr immer wieder, dass sie es auch war. Die wunderschönste Frau auf der ganzen Welt.
Und jetzt fühlte sie sich auch so.
Vertraut und gleichzeitig ein wenig fremd fielen sie übereinander her und entdeckten ihre Körper von Neuem, mit einer Leidenschaft und Zärtlichkeit, die sie vor Freude lachen und weinen ließ.
»Zilla …«
Sie drehte sich zu ihm um. »Mmmm?«
»Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch. Und mir ist, als würde ich träumen.«
Clancy strich ihr das Haar aus dem Gesicht. »Dann lass uns hoffen, dass wir niemals wieder aufwachen.«
Sie drehte sich zu ihm um, die sanfte Brise vom Fluss kühlte ihre erhitzte Haut. »Ich habe mir das hier schon so lange gewünscht, obwohl ich wusste, dass es nie geschehen würde, und ich mich fast schon fragen musste, ob meine Erinnerungen alles verklärt haben …«
Er zog sie an sich und küsste sie. »Mir ging’s genauso. Oh Gott, Zil …«
Das war vor vielen Stunden gewesen, und seitdem hatten sie die Erfahrung ein paarmal wiederholt, langsamer und intensiver, einfach um sich zu vergewissern, dass sie nicht träumten … Befriedigt, glücklich, vor Liebe ganz benommen, hatte jetzt keiner von ihnen Lust auf die Fahrt nach Fiddlesticks.
»Weißt du noch, wenn Solstice keinen Auftritt und keine Proben hatte und wir den ganzen Tag im Bett geblieben sind?«
Sie seufzte verträumt. »Mmmm. Zwischendurch sind wir nach unten gestolpert, haben uns noch eine Flasche Wein geholt und sind wieder ins Bett gegangen – und wenn wir irgendwann hungrig wurden, haben wir uns mitten in der Nacht was beim Inder geholt, haben im Bett gegessen und sind erst im Morgengrauen eingeschlafen …«
Sie hielten sich in den Armen und schwelgten lächelnd in ihren Erinnerungen.
»Das könnten wir alles wieder tun.« Er ließ die Hand über ihren Körper gleiten. »Es sei denn, du willst lieber zurück nach Fiddlesticks und im Regen tanzen.«
»Das haben wir auch schon mal gemacht. Weißt du noch? Irgendwo in der Wildnis von Shropshire, glaube ich. Nach einem Gig? Mitten im Sommer gegen zwei Uhr morgens. Nackt.«
Clancy lachte. »Stimmt … und dann haben wir uns geliebt. Und wir waren klatschnass, und danach konnten wir unsere Kleider nicht wiederfinden, also sind wir ohne zum Bus zurückgelaufen …«
Sie umschloss sein Gesicht mit ihren Händen und küsste ihn. »Ich glaube nicht, dass Fiddlesticks uns heute Abend vermissen wird. Oder was meinst du?«
28. Kapitel
Dancing in the Moonlight
W enn’s heut Abend nicht regnet«, keuchte Gwyneth, als sie mit Big Ida in der Abenddämmerung über den Dorfanger trottete, »werde ich bald genauso schrumpelig wie mein Grünzeug. Und Pike hasst diese Hitze auch. Genau wie die Hühner. Die Katzen genießen es noch, aber wir Menschen sind nicht
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