Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
niemand Clancy im Chrysalis Cottage ein und aus gehen sehen. Nicht einmal Gwyneth und Big Ida, die über die Wiedervereinigung hocherfreut gewesen waren, konnten über die Entwicklung der Beziehung Aufschluss geben.
»Hauptsache, sie ist glücklich, Schätzchen«, hatte Gwyneth mit feuchten Augen zu Amber gesagt. »Das reicht uns. Das Mädchen ist wie eine Tochter für mich und Ida. Nach all den Jahren hat sie ein bisschen Glück verdient. Und jetzt strahlt sie nur so – das wärmt einem richtig das Herz!«
Das tat es, musste Amber eingestehen. Darüber hinaus befreite es sie ein wenig von den Schuldgefühlen, die sie wegen der ganzen Sache quälten. Aber wie gut sich auch alles entwickeln mochte, nahm sie sich dennoch vor, ihre Einmischung für sich zu behalten. Die Erfüllung ihrer Kassiopeia-Liebeswünsche hatte ihr einen gehörigen Schreck eingejagt.
Nie wieder würde sie sich über Sternenmagie lustig machen.
Und dann war da noch die Frage, wie es für sie in Zukunft
weitergehen sollte. Sollte sie gehen oder bleiben? Seit der Pflugnacht hatte Amber bei Hubble Bubble alle Hände voll zu tun gehabt. Ständig kamen neue Aufträge herein und Mitzi, die vor lauter Freude über Zillas Wiedervereinigung mit Clancy ganz aus dem Häuschen war, hatte ihr nicht nur einen festen Arbeitsvertrag gegeben, sondern sie auch dazu gedrängt, sich für den Kurs an der Abendschule anzumelden.
»Ich weiß noch gar nicht, ob ich hierbleiben will …«
»Natürlich bleibst du!«, rief Mitzi empört. »Wo solltest du denn sonst hin? Dein Zuhause ist jetzt hier. Außerdem wüsste ich gar nicht, wie ich ohne dich auskommen sollte.«
Während ihre Schwestern beide in irgendeinen Carlos verliebt waren, wobei man angesichts ihrer Streitlust nur hoffen konnte, dass es sich nicht um ein und denselben handelte, hatten sich ihre Eltern mittlerweile in ihrem andalusischen Ziegenstall gut eingelebt und waren über Ambers Pläne hocherfreut. Ihre Freundinnen Jemma, Emma, Kelly und Bex reagierten dagegen mit Entsetzen, als sie ihnen mitteilte, dass sie noch etwas länger in Fiddlesticks bleiben würde. Noch mehr entsetzte es sie, dass Ambers Entscheidung nicht mal etwas mit einem Mann zu tun hatte.
Lewis.
Sie hatte Lewis gar nicht mehr gesehen.
Nach dem Schock, seinem Vater gegenüberzustehen, war es nur natürlich, dass er sich ein wenig zurückgezogen hatte. Schließlich musste es seine Welt vollkommen auf den Kopf gestellt haben, und es war bestimmt schwierig, das alles zu verarbeiten. Fern sagte, er scheine recht gut damit klarzukommen. Jem sei ganz begeistert, dass Lewis nun eine richtige Familie hatte, doch bislang habe niemand den Mut aufgebracht, Lewis auf das Thema anzusprechen.
»Aber heute Abend treffen wir ihn.« Fern drehte sich auf den Rücken und platzierte den Gänseblümchenkranz auf ihren Locken.
»Er kommt zu Leos Himmelsleuchten. Ob Zil wohl ihren Rock-’n’-Roll-Liebesgott mitbringt?«
»Als ob dich das interessieren würde!«, schnaubte Amber. »Ich hab dich im Morgengrauen aus dem Weasel and Bucket schleichen sehen. Und du hast nicht ausgesehen wie jemand, der die ganze Nacht über den Alkoholgehalt der verschiedenen Biersorten diskutiert hat.«
Fern gluckste. »Oh, Timmy ist soooo gut im Bett. Ich hatte noch nie so tollen Sex.«
»So genau will ich das gar nicht wissen.« Amber schnitt eine Grimasse. »Aber es freut mich, dass du glücklich bist.«
»Ich bin nicht glücklich – ich bin ekstatisch. So viel zu mir und Zilla. Wer bleibt jetzt noch übrig?«
»Sei bloß still. Denk nicht mal dran. Ich hab dir schon hundertmal gesagt, dass Lewis und ich Freunde sind – nicht mehr. Selbst wenn er irgendwann mehr wollen sollte, hätte ich keine Lust, nur eine von vielen zu sein. Das habe ich schon erlebt, das brauche ich nicht noch einmal.«
»Wir werden sehen.« Fern rollte sich auf den Bauch und pflückte noch ein paar Gänseblümchen. »Warten wir’s ab. Ich behalte euch im Auge. Win kommt mit der Hayfields-Truppe zu Leos Himmelsleuchten, und ich arbeite hinter der Bar und übe für die Rolle meines Lebens: Fern Pluckrose, Wirtin und Lebedame. Ich wette, du könntest platzen vor Neid!«
Amber streckte sich im Gras aus und seufzte.
In ihrem langen, lilafarbenen Kleid trat Zilla barfuß auf den Balkon und lehnte sich gegen die weiße Brüstung. Unter ihr zogen unzählige Boote lautlos über den glitzernden Fluss. Die winzigen Wellen zauberten bunte, tanzende Lichtreflexe um sie herum. Es war elegant,
Weitere Kostenlose Bücher