Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
eigentlich vor? Warum schauen alle zur Wiese? Hab ich irgendwas nicht mitgekriegt?«
Goff gluckste heiser und machte sein eines Auge zu, was als Zwinkern gelten sollte. »Könnte man so sagen. Wir warten gerade darauf, was als Nächstes passiert.«
»Was als Nächstes passiert?«
»Drüben. Beim Moth Cottage .« Goff kniff das Auge zusammen. »Liebe Güte, Mädel, mit der schicken Stadtmaus, die bei dir im Nachbarhaus einzieht. Bei Gwyneth. Lewis hat sie gerade abgesetzt – mit Gepäck für ein gutes Dutzend Leute.«
Daran also hatte Perpetua Constance erinnert. Ambers Ankunft. Diese Neuigkeit verbreitete sich in Fiddlesticks natürlich im Eiltempo – es war ein Ereignis, das man nicht verpassen wollte.
Zilla schauderte plötzlich. »Und, äh, wie sah sie aus? Und, äh, hat Lewis, öhm …?«
»Lewis hat ihr mit den Taschen und so geholfen«, fiel Mrs Jupp an diesem Punkt ein. »Wie es sich gehört, er ist ein richtiger Gentleman, auch wenn er aussieht wie einer dieser verdammten gammeligen, langhaarigen Rock-and-Roll-Typen. Dann ist er wieder ins Auto gehüpft und davongebraust. Egal, wir interessieren uns nicht für Lewis, auch wenn du es tust, Zilla, also stör uns nicht.«
Immerhin hatte Lewis sich nicht länger aufgehalten. Zilla klammerte sich verzweifelt an diesen kleinen Trost.
»Aber wie hat sie – Amber – ausgesehen?«
»Boah ey!« Goffs Auge tränte lüstern. »Beine bis zu den Achselhöhlen. Das Röckchen höchstens einen Zentimeter breit – und Stiefel! Rosa Stiefel! Und lange blonde Haare – Mannomann … Sie sieht aus wie diese Nahostlerin.«
Zilla schüttelte verständnislos den Kopf.
»Er meint Jordan«, fauchte Mrs Jupp verächtlich. »Alberner alter Teufel. Und nein, tut sie nicht. Sie ist viel, viel hübscher. Die wird in Fiddlesticks so einigen den Kopf verdrehen, da kannst du Gift drauf nehmen.«
»Wetten, der junge Lewis hat sie schon in seinem kleinen schwarzen Buch?«, meinte Goff glucksend und nahm sich vor lauter Aufregung ein dickes Stück von Mrs Jupps Pastete. »Am St.-Bedrics-Abend wird er sich an sie ranmachen, merk dir meine Worte.«
Mona Jupp war so darauf konzentriert, nichts zu verpassen, was auf der anderen Straßenseite vor sich ging, dass sie gar nicht bemerkte, wie sich ihre Pastete auf mysteriöse Weise verkleinert hatte.
»Zilla!«, kreischte die Stimme von Constance herrisch über den festgebackenen, glühenden, im Licht flimmernden Garten. »Könnten wir für Slo bitte noch mehr Senf kriegen?«
Zilla riss den Blick von Moth Cottage los, marschierte wie ein ferngesteuerter Roboter wieder in den Pub zurück und ignorierte sie.
6. Kapitel
Fly Me to the Moon
H ier bitte, Liebes«, sagte Gwyneth fröhlich, nachdem sie über den Berg aus Tüten, Koffern und Reisetaschen hinweggeklettert war. »Das ist dein Zimmer. Deine anderen Sachen sind gestern gekommen. Big Ida hat alles nach oben geschafft – du kannst dich einrichten, wie du willst.«
»Oh wie hübsch. Es ist wirklich hübsch.« Amber spähte über Gwyneths Kopf hinweg zum oberen Ende der eng gewundenen dunkelgrünen Treppe. »Du hast dir so viel Mühe für mich gemacht – vielen, vielen Dank! Es ist ein wunderbares Zimmer.«
Und das war es auch: cremefarben und hellblau und mädchenhaft, außerordentlich hübsch, es hatte eine tiefe Dachschräge und bot durch ein Schiebefenster einen herrlichen Panoramablick auf den Dorfanger von Fiddlesticks.
Und es war sehr, sehr klein.
Was durchaus passte.
Amber war ganz baff gewesen, wie klein Gwyneth war – etwa so breit wie hoch, reichte sie Amber mit dem Kopf nicht mal ganz bis zur Schulter – und wie winzig die Zimmer im Erdgeschoss des Cottage waren, von daher hätte sie eigentlich darauf vorbereitet sein müssen, dass ihr Zimmer ähnliche Maße aufwies.
Aber damit hatte sie natürlich nicht gerechnet.
Wo in aller Welt sollte sie ihre Berge von Kleidern und Tüten und Schuhen und Make-up und CDs und DVDs und Magazinen
und Büchern und die Stereoanlage und den tragbaren Fernseher mit DVD-Spieler und den Keramik-Haarglätter und sonstige lebenswichtige Utensilien unterbringen?
Abgesehen von einem wunderschönen geblümten, mit Rüschen besetzten französischen Bett gab es einen älteren eintürigen Kleiderschrank mit passender Zwei-Schubladen-Kommode, und das war’s.
»Mach dich ruhig erst mal ein bisschen frisch.« Gwyneth tätschelte ihren Arm. »Es ist so verflixt heiß, und diese Zugreise hat dich bestimmt ganz schön geschafft. Dann essen
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