Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
der Schule das Essen austeilten, auch Dinner-Ladys, von daher bin ich mit Dinner ganz einverstanden – aber lass mich dir bitte helfen.«
»Kommt nicht in Frage«, wehrte Gwyneth entschieden ab. »Ich hab alles im Griff, und du bist mein Gast. Aber ich muss dich warnen, Liebes. Wenn du ein Weilchen deinen Frieden haben willst, solltest du dich lieber hinters Haus setzen, nicht in den Vorgarten. Setzt du dich vors Haus, kommt sofort jedermann und sein Hund vorbei, um dich zu besichtigen.«
Wohl wissend, dass sie einer solchen Musterung noch nicht
gewachsen war, schenkte Amber ihr ein dankbares Lächeln und trat in Begleitung des Hundes und einer Schar Katzen geduckt durch die Hintertür.
Der Garten war bezaubernd. Wie aus dem Bilderbuch. Er passte perfekt zum Rest von Moth Cottage : lang und schmal mit winzigen ausgetretenen Backsteinpfaden, die sich durch Himbeerstützen und Erdbeerpflanzen wanden, üppige bunte Blumenrabatten und ebenso gut bestückte Gemüsebeete, überschattet von knorrigen Apfel- und Kirschbäumen und mit einem von vollen, cremefarbenen Rosen bedeckten wackeligen Spalier am hinteren Ende.
Unter den Bäumen sah Amber erfreut zu beiden Seiten eines sehr alten Tischchens mit komischen Beinen zwei Liegestühle stehen. Richtige Liegestühle, wie jene, in die sie sich als Kind in den Ferien am Meer sandverkrustet hatte fallen lassen, mit ausgeblichenem gestreiftem Leintuch über rauen Holzgestellen und dieser merkwürdigen Einkerbungs-Mechanik, die ihrem Vater beim Aufstellen immer so große Schwierigkeiten bereitet hatte.
Wie lange das alles schon zurücklag! Als sie noch ganz klein gewesen war, vor der Geburt von Coral und Topaz, war eine Woche in Blackpool ebenso attraktiv gewesen wie eine Reise nach Mekka und doppelt so spannend. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter und ließ sich dankbar in den Stuhl sinken.
Sie streifte die Sandalen ab und wackelte mit den selig befreiten Zehen. Ach, aber es war ja so was von heiß! Heißer als je zuvor. Sogar noch heißer als im Zug – Gott, auch das schien schon sehr weit zurückzuliegen. War das wirklich erst heute Vormittag gewesen? Es hätte auch eine Erinnerung aus einem anderen Leben sein können.
Müde lehnte Amber den Kopf zurück und ließ sich von der schläfrigen Wärme umhüllen, während der kräftige Duft der Kräuter und Blumen sie wirksamer entspannte als alle ätherischen
Öle. Eine der Katzen sprang auf ihren Schoß, und sie streichelte sie träge, während die andere sich auf ihren bloßen Füßen zusammenrollte. Der Himmel leuchtete blau durch das Astwerk der Bäume, die Sonne stand fast senkrecht über ihrem Kopf und legte sich blendend und funkelnd wie geschmolzenes Gold über den farbenfroh bunten Garten.
Sie müsste ihren Freundinnen und ihren Eltern später SMS schicken – das war auch so eine Sache: Es gab nur eine einzige Steckdose in ihrem Zimmer, es wäre also nicht so einfach, ihr Handy aufzuladen, wenn sie sich gleichzeitig die Haare föhnen oder fernsehen oder Musik hören wollte – um ihnen zu berichten, dass sie gut angekommen war, und von Lewis natürlich und diesem seltsamen altmodischen Dorf, und wie reizend Gwyneth war, auch wenn sie aussah wie eine alte Matroschka, aber alles, was sie jetzt erst einmal brauchte, waren Essen, Trinken und Schlaf.
»So, bitte sehr, Liebes – nein, rück rüber, Pike, das ist nicht für dich – euch Tieren habe ich Wasser und noch ein paar Leckerchen gebracht. Wie ich sehe, mögen dich die Katzen – das ist ein wirklich gutes Zeichen.« Gwyneth kam aus der schummrigen gekachelten Küche, duckte sich unter die überhängenden Äste und stellte ein enormes Tablett auf den Tisch. »Ich hoffe, es ist recht so. Was du magst oder nicht magst, müssen wir später besprechen. Für all das haben wir ja reichlich Zeit.«
Amber öffnete die Augen, versuchte, eine aufrechte Sitzposition einzunehmen, ohne die Katzen zu stören, und blinzelte Gwyneth an. »Oh, toll. Vielen, vielen Dank. Das sieht ja herrlich aus.«
»Das meiste kommt aus dem Garten«, sagte Gwyneth stolz und goss Limonade aus einem Krug, in dem Eiswürfel klimperten. »Nun, der Salat, die Erbsen und die Kartoffeln. Und da ich kein Fleisch esse, hab ich bei Mona Jupp im Eckladen noch Ziegenkäse geholt – wir tauschen immer: Ich bekomme
Milch und Käse von ihren Ziegen, sie bekommt Eier von meinen Hühnern. Hier in Fiddlesticks ist der Tauschhandel noch sehr verbreitet. Na komm, Liebes, greif zu!«
»Danke –
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