Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
etwa ebenso wenig Interesse hatte wie daran, mit Makramee anzufangen. So wie er sich auf der Fahrt von Reading verhalten hatte, würde er wohl tatsächlich eher Blumenampeln knüpfen. Aber das war so ein Detail, das man als Mädchen besser für sich behielt.
Zum Glück stimmte in diesem Augenblick eine Schar Dorfbewohner einen lauten, misstönenden Spontangesang an, und man hörte einen Ausbruch von Füßestampfen und Händeklatschen. Leider versuchten mehrere von dieser Gruppe, offenbar gestärkt durch den grünen Käsekuchen, dann auch noch, Salsa zu tanzen. Die zahlreichen auf dem Boden lagernden Leute behinderten allerdings jegliche schwungvolle Bewegung, und das Fehlen richtiger Musik führte dazu, dass alle in unterschiedlichem Rhythmus tanzten. Es sah ziemlich gespenstisch aus.
Warum in aller Welt gab es keine Band? Es gab Essen, Trinken, Mondanbetung und berauschende Substanzen in rauen Mengen: Mit Musik, fand Amber, würde aus dem Ganzen erst eine richtige Party.
Als die tanzende Schar an ihnen vorbeiwogte und sich auf dem Dorfanger in sicherere Gefilde begab, nahm sie ihr Weinglas und beugte sich zu Fern. »Hör mir gut zu: Ich Steh Nicht Auf Lewis.«
»Oh doch. Tust du. Alle stehen auf Lewis. Und Zilla weiß das. Und es macht sie völlig fertig.«
»Aber was ist mit Jem? Ich dachte, Lewis und Jem wären, na ja, zusammen.«
»Oh ja, er wohnt mit Jem zusammen – aber das ist doch etwas ganz anderes, um Himmels willen.«
Amber stöhnte innerlich. Jem war also seine Lebensgefährtin. Tja, damit war Lewis natürlich außer Reichweite. Sie hatte noch nie einer anderen den Mann ausgespannt. Aber dadurch wurde Zillas Haltung ja nur noch unverständlicher! Die meisten Mütter – vor allem die Schreckschraubenmutter der treulosen Ratte Jamie – waren ihrer Erfahrung nach ganz froh, wenn ihre Söhne nicht vorhatten, die Freundinnen, die niemals gut genug waren, zu ehrbaren Frauen zu machen.
»Gehört Jem auch zu Hayfields?«
»Oh ja«, Fern nickte, »wir alle.«
Ganz, wie sie es sich gedacht hatte. »Und warum sorgt ihr dann heute Abend nicht für ein bisschen Rambazamba? Country und Western, oder?«
»Hä?« Fern runzelte die Stirn. »Jetzt kann ich dir nicht ganz folgen. Was ist Country und Western?«
»Hayfields.«
»Wohl kaum. Hayfields ist ein Haus. Na ja, war es früher – ein großes Gutshaus, mehrere hundert Jahre alt. Jetzt ist natürlich alles zu Wohnungen umgebaut worden, aber wir haben
noch immer mehrere Hektar Grund, und das Gelände ist sehr schön. Wir wohnen dort alle. Wie kommst du denn auf die Idee, es hätte was mit Musik zu tun?«
»Hat es das etwa nicht?«
Fern zuckte die Schultern. »Wir veranstalten natürlich so einige Partys, es fliegen auch ein paar Musikinstrumente herum, und die Stereoanlage läuft die ganze Zeit. Meinst du das?«
»Nein. Ich dachte bloß … der Hayfields-Bus und die Kritzeleien darin, das sah alles so nach Rock’n’ Roll aus … und so wie Lewis herumläuft … und …« Sie brach ab. »Mir war gar nicht klar, dass du mit Lewis zusammenwohnst.«
»Tu ich nicht. Lewis wohnt mit Jem zusammen, und ich mit Win. Aber Win ist heute Abend mit Martha daheimgeblieben, um sich einen Film im Fernsehen anzusehen.«
Jetzt war Amber vollends verwirrt. »Also Hayfields sind Wohnungen, ihr lebt alle dort, es hat nichts mit Musik zu tun. Womit denn dann? Was macht ihr da?«
»Das fragst du besser Lewis«, kicherte Fern und schwenkte rapide schmelzendes Eis in ihrem Glas herum. »Dann habt ihr ein Gesprächsthema. Er kommt gerade aus dem Pub.«
Amber konnte Lewis nicht gleich sehen, denn Goff Briggs hatte vermutlich im Kräuterrausch mit seinem einen guten Auge zu zwinkern versucht und war von der Holzbank gepurzelt. Die beiden ältlichen Kondolenzias versuchten, ihn wieder auf die Beine zu hieven. Alle drei wieherten vor Lachen.
Ein solches Verhalten gehörte sich einfach nicht für ältere Leute.
Dann entdeckte sie ihn. Trotz ihres Widerspruchs von vorhin merkte sie, wie ihr Magen einen übermütigen Purzelbaum schlug. Mein Gott, er war einfach hinreißend.
Er hatte Zugeständnisse an die grüne Kleiderordnung gemacht, mit grünen Flicken an den Knien seiner zu Grau verwaschenen schwarzen Jeans und einem schmalen grünen Armband
am schlanken Handgelenk. Sein dünnes T-Shirt war vielleicht auch einmal grün gewesen, doch die Farbe war schon lange ausgebleicht. Er war einfach schlichtweg der schönste Mann, den sie je gesehen hatte.
Da sie zugleich auch nach
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