Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
Nacht so weitertanzen können. Sie hatte sich noch nie so high, so lebendig gefühlt.
»Verehrte Damen und Herren«, säuselte Tiff Clayton zu den letzten Akkorden von Hold On I’m Coming ins Mikrofon, »wir machen jetzt eine Pause von zwanzig Minuten. Dann sind wir wieder für euch da – und ich verspreche euch, Joyce und Brian
und allen anderen verliebten Paaren, dass wir im zweiten Teil ein paar langsame Schmusetitel spielen!«
Alle klatschten und jubelten.
»In der Zwischenzeit holt euch ein paar Drinks und legt die Füße hoch, und wir sehen uns in zwanzig Minuten wieder, wenn wir euch in der zweiten Runde einheizen.«
Unter weiterem Jubel und Applaus eilte die Gästeschar zur Theke.
Der Lärm hallte in Ambers Ohren wider. Wahrscheinlich würde sie noch die ganze Nacht Ohrensausen haben, nachdem sie Winterbrook längst verlassen hatten.
»Ich hol uns ein paar Drinks«, sagte sie benommen zu Lewis. »Ist das in Ordnung?«
»Gute Idee. Ich wollte Jem gerade zur Toilette bringen.«
Er lächelte sie an. Jem, der immer noch vor sich hin tanzte, grinste beide an und zwinkerte ihnen zu.
Zu Beginn der zweiten Runde waren sie alle ein wenig betrunken. Besorgt, später nichts mehr zu bekommen, hatte Amber für jeden vier Drinks mitgebracht.
Diesmal begann The JB Roadshow mit einer verkürzten Version von Sock It To’em JB , kombiniert mit Soul Finger . Sofort waren alle wieder auf den Beinen, wenn auch ein bisschen wackliger als zuvor. Amber blickte zur Bühne, spürte die Musik durch ihre Adern pulsieren.
Die Jungs waren elektrisierend, aufregend, laut, talentiert und sehr, sehr sexy.
»Komm mit«, sagte Lewis und zog sie mit sich, als die Band I Feel Good anstimmte. »Das ist echt fantastisch – komm schon, Jem.«
Sie tanzten wieder zusammen und hielten Jem an den Händen, eingequetscht zwischen Joyce’ und Brians Freunden, während ein vertrautes Soulstück nach dem anderen den vergoldeten Stuck erzittern ließ.
Das ist die schönste Nacht meines ganzen Lebens, dachte Amber verträumt.
»Und jetzt …«, hauchte Tiff Clayton ins Mikro »… wollen wir es ein bisschen langsamer angehen lassen und für Joyce und Brian an diesem ganz besonderen Tag einen besonderen Wunschtitel spielen …«
Ein Raunen ging durch den Saal.
»Also, alle schmachtenden Liebespaare, rauf mit euch auf die Tanzfläche, tanzt zu Brians Herzenswunsch: I’ve Been Loving You Too Long von Otis Redding, der unvergesslichen Soul-Legende.«
Lewis und Amber sahen einander an und prusteten los vor Lachen.
Beim Klang der ersten gefühlvollen Akkorde zog Jem sie alle dicht zusammen. Amber lächelte ihm kopfschüttelnd zu. Dann wiegten sie sich langsam hin und her, während Tiff Clayton den bittersüßen Songtext ins Mikro krächzte.
Als die Band Private Number anstimmte, schienen Joyce und Brian in Streit zu geraten.
Jem zog sich aus ihrem Kreis zurück und deutete mit schmerzverzerrter Miene auf seine Füße.
»Was ist los?«, fragte ihn Lewis. »Hast du dir wehgetan?«
Jem schüttelte den Kopf, legte die Handflächen zusammen und hielt sie sich an die Wange.
»Müde? Du Schlaffi!«, sagte Lewis lachend. »Okay – geh dich ausruhen. Kommst du allein klar?«
Jem nickte und bahnte sich seinen Weg zwischen den tanzenden Paaren hindurch. Dann drehte er sich kurz um und zwinkerte Amber zu.
Als die schwülstigen Klänge von When a Man Loves a Woman ertönten, erschien es ihr wie die natürlichste Sache der Welt, sich in Lewis’ Arme zu schmiegen. Seine Hände glitten um ihre Taille und lösten ein Gefühl aus, als würde ihre Haut
in Flammen stehen. Langsam legte sie ihre Hände auf seine Schultern. Sie erbebte und betete, dass er nichts davon merkte. Mühelos bewegten sie sich zusammen, vor und zurück. Instinktiv. Wie Liebende.
The JB Roadshow ließ sie in diesem wunderbaren Zustand zu weiteren Stücken von Otis Redding und Ben E. King dahinschweben, doch dann verdarb Tiff Clayton alles und kündigte eine weitere schwungvolle Soulrunde für die Jugend an.
Als die Band wieder die Instrumente schwang und den mitreißenden Rhythmus von Land Of a Thousand Dances anstimmte, löste sich Amber von Lewis und trat einen Schritt zurück. »Ich glaube, ich leiste den Schlaffis Gesellschaft«, sagte sie, und ihre Stimme wurde von der Musik übertönt. »In Ordnung?«
Er nickte immer noch lächelnd und folgte ihr zurück zum Tisch, wo Jem die roten Herzchen zu neuen Konstellationen geordnet hatte und von einem Ohr zum anderen
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