Magical
Hakes gab uns das Zeichen zum Einsatz.
Als wir fertig waren, sagte Kendra. »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.«
»Was?« Ich warf einen Blick zu Lisette hinüber, die tatsächlich ein wenig gelangweilt aussah. »Nein, natürlich nicht. Alle lieben Lisette. Sie ist vollkommen.«
»Genau. Und wann immer jemand sie ein winziges bisschen weniger mag – wie damals, als ein paar Leute dachten, sie hätte das Solo nicht bekommen sollen, weil sie neu war – dann spielt sie ihre tote Mutter als Trumpfkarte aus.«
»Das ist schrecklich.« Wahr, aber schrecklich .
Miss Hakes ließ uns noch mal von vorne anfangen, ab Lisettes Solo.
»Wünschst du dir nicht ab und zu, dass sie mal gründlich auf die Nase fällt?«, fragte Kendra.
Unbewusst nickte ich.
Plötzlich wurde Lisettes Stimme rau. Dann fing sie an zu husten, richtig zu würgen, und sich die Brust zu halten.
Miss Hakes rannte zu ihr. »Lisette! Lisette, alles in Ordnung?«
Lisette konnte nicht aufhören zu husten. Ich merkte, wie Kendra neben mir kicherte.
Miss Hakes schrie, dass jemand ein Glas Wasser für Lisette holen sollte, und schließlich hörte Lisette auf zu husten. Die Leute merkten, dass sie nicht wirklich kurz davor war zu sterben oder so, aber sie sagte, dass sie sich heute nicht fit genug für das Solo fühlte. Miss Hakes ließ es dieses eine Mal mich singen.
Es machte jedoch keinen Spaß. Ich wollte nicht einfach das Solo singen. Ich wollte die Beste sein, und das war ich nicht, nicht beim Singen und nicht bei etwas anderem im Vergleich zu Lisette.
Kendra und ich verbündeten uns nach diesem Vorfall irgendwie. Na ja, so gut man sich eben mit Kendra verbünden konnte. Es war seltsam. Sie schien außerhalb der Schule kein Leben zu haben, so als würde sie gar nicht existieren. Zumindest ging sie nie zu jemandem nach Hause oder lud jemanden zu sich ein. Aber wir saßen beim Mittagessen und so beieinander. Sie war zu diesem Zeitpunkt echt meine beste Freundin. In der Highschool braucht man alle Freunde, die man kriegen kann.
Oh, und Warner? Seine Familie zog in den Winterferien nach Orlando. Ich hatte immer noch keinen Freund. Lisette hatte natürlich Dutzende, oder zumindest Dutzende von Typen, die in sie verknallt waren. Aber wie hätte es auch anders sein können? Sie war schön.
˜ ˜ ˜
Widerwärtiges aus der zehnten Klasse: Mr Fischer, mein Chemielehrer, hatte eine Schlange. Manche Leute fanden das cool. Ich gehörte nicht dazu. Ich hatte nichts gegen Schlangen an sich. Was mich beunruhigte, war, dass Mickey Mäuse fraß.
Ja, Mickey. Das war der Name, den sich Mr Fischer für die schwarze, Furcht einflößende Kreatur ausgedacht hatte, die regelmäßig kleine Mickeymäuse erwürgte, um sie dann zu verschlingen. Ich habe das nie in echt gesehen, aber ein Mädchen hat Fischer zufällig mal im Petsmart getroffen. Als sie ihm Komplimente zu seiner süßen Maus machte, sagte er zu ihr: »Man soll dem Futter keine Namen geben.«
Ich habe eine Schwäche für Mäuse. Als ich noch klein war, hatten wir einmal eine bei uns im Haus. Mutter hatte darüber gesprochen, einen Kammerjäger anzuheuern, doch bevor sie das tun konnte, sah ich, wie die Maus bei uns durchs Wohnzimmer rannte, direkt vor den Fernseher, woich gerade (welch außerordentlicher Zufall!) Stuart Little anschaute. »Fang sie!«, schrie ich, und Daddy warf eine Decke über das winzige, verängstigte Wesen und machte es damit bewegungsunfähig. Die Maus war bräunlichgrau und hatte große braune Augen. Ich nannte sie Stuart und wollte sie als Haustier behalten. Wir machten einen Kompromiss und setzten sie in einem Landschaftsschutzgebiet in der Nähe des Hauses aus.
An diesem Tag fiel es mir deshalb schwer, mich auf unseren Laborversuch zur Dichtebestimmung zu konzentrieren, weil auf Fischers Pult eine Petsmart-Tüte stand.
Der Typ vor mir stupste seinen Freund an. »Sieht aus, als wäre Fressenszeit.«
»Cool!«, sagte sein Freund. »Kommst du nach der Schule mit zuschauen?«
Igitt. Jemand sollte wirklich mal den Background dieser Jungs in Augenschein nehmen.
Kendra stieß mich an. »Erde an Emma.«
»Was?«
»Bist du fertig mit Messen?«
»Hä? Oh, tut mir leid.« Hatte sich die Tüte gerade bewegt? Nein, da musste etwas anderes drin sein. Wer würde denn schon eine Maus in eine Plastiktüte stecken?
»Ich mache es jetzt«, sagte ich zu Kendra.
»Schon gut.« Kendra nahm mir das Papier aus der Hand und schrieb die Zahl auf. »Jetzt müssen wir Wasser
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