Magie der Liebe
Adresse kann ich Einen nicht sagen.«
Auf eine derart rasche Kapitulation war Monk nicht gefaßt gewesen. Stirnrunzelnd besah er sich die dickbusige Frau und überlegte, ob sie ihn wohl angelogen hatte. »Sind Sie sicher?« fragte er scharf.
Gertrude blinzelte vor Schrecken. »Aber natürlich bin ich das. Mein Mann hat sich auf den Weg gemacht, um sie und die Kinder zurückzuholen.«
»Komm!« sagte Boy und zupfte an Monks Ärmel. »Los, laß uns gehen!«
»Also gut«, stimmte Monk zu, der immer noch sprachlos war. Keinen durfte er mit seinem hübschen Messer kitzeln, das noch von seiner Mutter stammte. Keine Flüche und nicht der geringste Widerstand - das war er entschieden nicht gewöhnt!
Nachdem Beem die Haustür hinter den beiden Gestalten geschlossen hatte, ging er schnurstracks zu seiner Herrin, um zu berichten, wie ihn die beiden Typen unter Druck gesetzt hatten. Doch Gertrude sah ihn nur an und streckte die Hand aus.
»Geben Sie es mir, Beem! Und zwar alles!«
Beem errötete, stritt alles ab, spielte die beleidigte Unschuld, doch schließlich zog er die Fünfpfundbanknote aus der Tasche und legte sie auf die ausgestreckte Hand. Die Welt war wahrlich ungerecht!
»Sie wollten zu Miß Tremaine«, berichtete Gertrude, während sie den Geldschein in ihrem Ausschnitt versenkte.
»Ach, du Himmel! Ich hoffe nur, daß Sie nicht wußten, wo sie sich aufhält!«
»Aber natürlich weiß ich es, und ich habe es den beiden auch gesagt. Im Gegensatz zu euch dummen Männern bin ich nicht auf die Augen dieser Schönen hereingefallen! Doch jetzt verschwinden Sie, bevor ich Sie davonjage!«
Winthrop House
London, England
»Erzähle uns alles, Lily! Alle Einzelheiten!«
Lily hatte Mühe, sich zurechtzufinden und die Augen zu öffnen. Die Kaminuhr zeigte noch nicht einmal sechs, doch ungeachtet dessen hopsten alle drei Kinder auf ihrem Bett herum. Bei ihrer Rückkehr gestern abend hatten sie bereits fest geschlafen, so daß sie ihren Bericht hatte aufschieben müssen.
»Also gut, aber laßt mir wenigstens eine Minute Zeit! Unter die Decke mit euch! Es ist kalt, und ich will nicht, daß ihr krank werdet.«
Laura Beth packte Czarina Catherine fester und kuschelte sich an Lily, während Theo und Sam am Fußende unter die Decke krochen und es sich mit Kissen bequem machten.
»Müssen wir jetzt fort, Mama?« fragte Laura Beth.
»Ich - nun, ich glaube nicht.« Lily hoffte inständig, daß das der Wahrheit entsprach, und fürchtete sich gleichzeitig vor allzuviel Optimismus.
»Los, erzähle!« verlangte Theo, wobei seine Stimme ein wenig angstvoll klang. »Wir können alles ertragen.«
Lily lächelte ihm aufmunternd zu. »Nun, Ugly Arnold hat sich benommen, wie ich es erwartet habe. Gleich zu Anfang habe ich Angst gehabt, daß alles aus sei.« Gedankenverloren starrte sie auf das Portrait einer häßlichen Vorfahrin.
»Mama!« mahnte Sam ungeduldig, worauf sie sich besann.
»Also gut, ich werde euch alles berichten.« Bestimmt nicht alles, dachte sie, jedenfalls wollte sie den Kindern die kaum verhüllte Drohung in Arnolds Sätzen verschweigen.
»Lily, Sie und die Kinder werden mit mir nach Damson Farm zurückkehren!« hatte er gleich zu Beginn angekündigt. »Ich bin der leibliche Onkel der Kinder, und falls Sie sich weigern, werde ich das Gericht bemühen und sie Ihnen wegnehmen lassen.«
»Ganz im Gegenteil, Sir!« hatte Knight sich eingemischt. »Lily und die Kinder werden hier bei mir bleiben. Möchten Sie das Kalbsbries versuchen? Cuthbert macht es sehr gern, und ich muß sagen, daß es wirklich genießbar ist!«
»Nein!«
»Es schmeckt aber ausgezeichnet!«
»Nein, ich wollte nur sagen, daß ich Lily mitnehmen werde!«
Knight sah gar nicht zu ihr hin, denn er hatte ihr bleiches Gesicht und die Furcht in ihren Augen längst bemerkt. Es war wirklich verrückt! Er kannte die Kinder und sie erst seit vierundzwanzig Stunden, aber schon hatten sie sein Leben durcheinandergebracht. Und es gefiel ihm auch noch! Daß er der gesetzliche Vormund von drei - drei! - Kindern werden wollte, von deren Existenz er bis gestern nichts geahnt hatte, belastete ihn nicht im geringsten. »Mr. Damson, ich möchte gern in Ruhe essen! Über diesen strittigen Punkt können wir uns genausogut später unterhalten.«
»Nein!« widersprach Arnold. »Ich möchte die Angelegenheit auf der Stelle in Ordnung bringen.«
»Nun gut«, seufzte Knight und schickte Duckett und die anderen Diener aus dem Zimmer. »Nun, Mr. Damson«, fuhr
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