Magie der Liebe
Verdammter Kerl! Von einigen ausgekochten Burschen hatte er erfahren, daß Viscount Castlerosse ein typischer Junggeselle war. Was wollte der mit
Kindern?
Das war ja lächerlich. Doch jetzt konnte er mit eigenen Augen sehen, daß sich der Viscount wie ein Vater benahm. Es war kaum zu ertragen.
»Verdammt, wir wollen uns lieber verdrücken!« raunte er dem finsteren Gesellen namens Boggs zu, der sich in seiner Begleitung befand. »Wir werden sie später schnappen, wenn er nicht mehr dabei ist.«
Boggs blieb stur, weil er seine versprochenen fünf Pfund verdienen wollte. »Er ist doch allein, und außerdem ist er ein Dandy! Den stecke ich leicht in die Tasche!«
Arnold war dessen nicht so sicher. Boggs war zwar ein riesiger Kerl, aber in der vergangenen Nacht war ihm ebenfalls zu Ohren gekommen, daß der Viscount ein Sportsmann war, der schon manche Erfolge im Ring erzielt hatte. »Nein, vielleicht später! Ich möchte hier kein Aufsehen erregen.«
Da Arnold das Geld hatte, mußte Boggs sich fügen.
»Er ist ein Feigling, Vetter Knight!« quietschte Sam und hüpfte vor Aufregung. »Er läuft davon!«
»Halt die Klappe, Sam!« fuhr Theo ihn an. »Die Leute schauen schon her!«
»Er hat recht«, bemerkte Knight. »Beherrsche dich, Sam! Falls Ugly Arnold es sich anders überlegt, werde ich dich zu Hilfe rufen. Einverstanden?«
»Dem werde ich es besorgen!« drohte der Kleine.
Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, war Sam plötzlich hungrig. Theo war müde und Laura Beth quengelte unentwegt.
»Ich werde mich jetzt um sie kümmern«, wandte sich Lily an Knight. »Sie sind doch überhaupt nicht an Kinder gewöhnt! Ich werde sie nach Hause bringen.«
Obwohl Knight einiges darum gegeben hätte, von dieser Qual erlöst zu werden, sagte er statt dessen selbstquälerisch: »Nein, nein, noch nicht! Laura Beth hat noch kein Geschenk, und außerdem möchte ich anschließend alle zu Gunthers einladen.« Dann wandte er sich an Theo. »Du magst doch bestimmt ein Eis, oder etwa nicht?«
Brüllende Begeisterung hätte ihn beinahe sein Trommelfell gekostet. Was habe ich nur getan? fragte er sich und erinnerte sich daran, wie er versucht hatte, Theos Buch über Dampfmaschinen und Sams Kriegsschiff mit zehn Kanonen zu bezahlen. Nachdem sich Laura Beth fast im Halbschlaf winzige, weiße Lederhandschuhe ausgesucht hatte, wiederholte er den Versuch und zog eine Pfundnote aus seiner Tasche. Wütend wies Lily sein Ansinnen zurück.
»Mylord!« zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Wir haben das nun schon zweimal besprochen! Die Kinder sind meine Sache, und da ich nicht ganz mittellos bin, möchte ich ihnen die Geschenke kaufen! Sie sind schließlich von
mir
und nicht von
Ihnen!«
Ostentativ faltete Knight seine Pfundnote wieder zusammen und zuckte die Achseln, denn im Augenblick war ihm nicht nach einer Auseinandersetzung zumute.
Der Aufenthalt bei Gunthers verlief angenehmer als erwartet. Sams Redefluß war verstummt, seit er einen großen Eisbecher vor sich hatte. Laura Beth trug ihre neuen Handschuhe und versuchte gelegentlich einen Löffel voll, während Theo still sein Eis löffelte und hin und wieder unsicher zu Knight hinübersah.
»Guter Gott! Das ist ja nicht zu glauben!«
Knight sah auf und bemerkte Julien St. Clair, Earl of March, der fassungslos auf seinen Tisch starrte. Katherine St. Clair versetzte ihrem Mann einen kleinen Rippenstoß, bevor sie lächelnd nähertrat. Man machte sich miteinander bekannt, und Lily erwies sich genau als das, was Knight insgeheim erwartet hatte: Sie war eine geborene Lady mit tadellosen Manieren und natürlicher Freundlichkeit, die ihre neuen Bekannten sofort begeisterte. Wie Knight feststellte, war auch Julien St. Clair von Lilys Schönheit hingerissen. Allerdings fehlte seinem Lächeln der lüsterne Glanz, was Knight voller Zufriedenheit zur Kenntnis nahm.
Julien St. Clair konnte nicht fassen, was er sah. Was war nur mit diesem Knight Winthrop geschehen? Er saß ganz friedlich mit einer wunderschönen Frau und drei drei! - Kindern an einem Tisch. Es war einfach nicht zu fassen.
»Theo, zeige Seiner Lordschaft doch dein neues Buch! Soviel ich weiß, interessiert er sich sehr für Dampfmaschinen.« Dabei lächelte Knight dem Jungen zu Juliens Erstaunen aufmunternd und liebevoll zu.
»Sind das neue Handschuhe?« erkundigte sich die Countess im selben Augenblick. »Sie sind ja zu hübsch!«
Laura Beth öffnete ihre schläfrigen Augen und bedankte sich
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