Magie der Liebe
sie am darauffolgenden Morgen mit den Kindern im Hyde Park ausritt, entdeckte sie erst die wahren Ausmaße des Schadens, den sie Knights gutem Ruf bereits zugefügt hatte.
8. Kapitel
Der Sonntag war ebenso strahlend schön und mild wie der vorangegangene Tag, so daß Lily schon früh morgens im Stall Bescheid sagen ließ, daß sie und die Kinder ausreiten wollten. Wie es schien, hatte Knight bereits das Haus verlassen, und Lily überlegte, ob ihn der schöne Sonnenschein ebenso verlockt hatte wie sie. Nur zu gern hätte sie außerdem gewußt, wohin er am gestrigen Abend gegangen war, denn nach ihrer Rückkehr aus Richmond hatte er ihr nur höflich eine gute Nacht gewünscht und unmittelbar danach das Haus verlassen.
Bei Tageslicht besehen erschien Lily das gestrige Erlebnis weit weniger schlimm, jedenfalls nicht schlimm genug, um sich deshalb unnötige Gedanken zu machen. Summend kleidete sie Laura Beth an, und sie nahm nicht einmal an dem Gezänk der beiden Jungen Anstoß.
Als sie das Parktor erreichten, gab Lily Sam und Theo energische Anweisungen. »Ihr haltet euch immer in meiner Nähe, oder wir werden auf der Stelle wieder umkehren. Versprecht ihr mir das?«
Sie versprachen es, doch Lily wußte, wie rasch derartige Versprechen in Vergessenheit gerieten. So früh am Morgen waren nur wenige Reiter im Park unterwegs, und alle grüßten freundlich, wenn sie Lily und den Kindern begegneten. Einer zügelte sein Pferd und starrte Lily eine ganze Weile an. Dann legte er seine Hand aufs Herz und seufzte dramatisch.
»Blöder Kerl!«
»Sam! Wo hast du das her?«
Als sich peinliches Schweigen ausbreitete, griff Theo ein. »Weißt du, Mama, eigentlich hat er recht. Und für seine Ausdrucksweise kann er nichts, weil er das bei Knights Stalljungen aufgeschnappt hat. Ganz nebenbei war dieser Kerl wirklich blöde!« Er neigte den Kopf zur Seite, wie Tris das oft getan hatte. »Vielleicht liegt das Problem bei dir, Mama.«
»Bei mir?«
»Ja.« Sam musterte sie kritisch. »Du bist einfach zu hübsch. Die Männer starren dich alle an und benehmen sich wie...«
»Wie der blöde Kerl!« ergänzte Laura Beth vernehmlich.
Lily sah ihre Kinder der Reihe nach an und brach dann in Lachen aus. »Ich muß schon sagen: nette Kinder habe ich da! Laura Beth, sag das bitte nie wieder. Es ist kein schönes Wort. Doch jetzt Schluß mit der Diskussion. Schließlich sind wir ja zum Reiten hier.«
Sie hatten sehr viel Spaß, bis Lily irgendwann von einer kastanienbraunen Stute eingeholt wurde. Darauf saß eine junge, recht hübsche Frau, deren dunkler Teint darauf schließen ließ, daß sie entweder Französin oder Italienerin war. Hinter ihr ritt ein Gentleman auf einem blendend weißen Hengst. Der Mann war ein ganzes Stück älter als seine Begleiterin, ungefähr vierzig und gutaussehend bis auf die eiskalten, grauen Augen. Er war ganz in Weiß gekleidet und machte einen etwas verlebten Eindruck. Regungslos hielt er sich im Hintergrund, während die junge Frau Lily ansprach.
»Sie sind Mrs. Winthrop, nicht wahr?« fragte sie kühl.
»Ja, und das sind meine Kinder.«
Zu Lilys Überraschung stellten sich weder der Gentleman noch die Dame vor. Sofort wurde Lily unsicher, doch sie mußte nicht lange auf Aufklärung warten.
»Sie sind Knight Winthrops Flittchen«, sagte die Frau ganz ruhig. »Allerdings muß ich mich doch sehr wundern, daß Sie mit Ihrer Brut noch immer in seinem Haus wohnen. Man meidet ihn bereits. Ich fordere Sie deshalb auf: Nehmen Sie Ihre Kinder und verschwinden Sie aus London, Madame!«
Lily packte ein unglaublicher Zorn. »Was fällt Ihnen ein? Kein einziges Wort entspricht der Wahrheit.«
»Ich werde bestimmt nicht tatenlos zusehen, wie Sie einen Mann zerstören, den ich bewundere. Sie Hure!« Nach einem verächtlichen Blick auf Lily und die Kinder gab sie ihrem Pferd die Sporen und galoppierte davon.
Der Gentleman ließ sich Zeit und ergötzte sich an Lilys wütender Grimasse, doch nach einer längeren Pause sagte er schließlich: »Sollten Sie Lord Castlerosse eines Tages verlassen wollen, meine Liebe, dann würde ich Sie begeistert aufnehmen. Ich bin ein sehr großzügiger Mann, und wenn Sie mir gefallen, werde ich auch Ihre Brut durchfüttern.«
Fassungslos vor Entsetzen sah Lily ihn an, doch er war schon davongeritten, als die Schimpfwörter nur so aus ihr hevorsprudelten. Doch als ihr die Anwesenheit der Kinder wieder bewußt wurde, schwieg sie augenblicklich.
Laura Beth nahm den Daumen aus dem Mund
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