Magie der Liebe
unsanft Lilys Handgelenke. »Jetzt ist aber Schluß, du dummes Weib! Du wirst nirgendwohin gehen! Und wenn, dann ganz allein und ohne einen Penny! Hast du mich verstanden, Lily?«
Der Blick, mit dem sie ihn ansah, brachte ihn um die Fassung. Seine Hände umfaßten ihr Gesicht, und dann küßte er sie, doch Lily hielt die Lippen fest geschlossen. Sekunden später waren seine Hände auf ihrem Rücken, drückten ihren Körper gegen seine Brust, irgendwann zogen sie die Haarnadeln aus Lilys Frisur und wühlten durch die dicken Haarsträhnen. »Oh, Gott, Lily!« stöhnte er an ihrem Mund.
»Nein!« wehrte sie ab. »Nein!« Doch in Wirklichkeit wollte sie das Gegenteil. Zögernd öffneten sich ihre Lippen, und als seine Zunge ganz leicht die ihre berührte, erstarrte Lily für Sekunden, bevor sie in seinen Armen dahinschmolz wie Eis in der Sonne.
Knight wußte, daß er gewonnen hatte, und er schwor sich, daß er sie immer wieder daran erinnern würde, wie sie sich ihm ergeben hatte. Aber vermutlich hatte sie das auch schon bei allen anderen Männern vor ihm genauso getan. Ihre Augen waren wie verschleiert, und der Puls an ihrem Hals klopfte in rasendem Tempo. Wenn es ihm darauf angekommen wäre, so hätte er sie auf der Stelle hier im Speisezimmer auf dem Boden, auf dem Tisch oder auch an die Wand gepreßt lieben können. Sofort sah er vor sich, wie er sie hochhob und sie dann ganz langsam tiefer und tiefer hinunterdrückte, bis...
Nur unter großer Anstrengung gelang es ihm, sich wieder zu beruhigen und sein Keuchen zu unterdrücken. »Siehst du jetzt ein, daß du keine unantastbare Göttin bist, Lily? Vor mir brauchst du dich nicht zu verstellen.«
»Unantastbare Göttin«, wiederholte sie stumpf, während sie um ihre Fassung rang. Er hatte ihr wieder einmal gezeigt, wie schwach sie doch war. »Gute Nacht, Sir. Werden Sie morgen wieder nach London fahren? Das Wetter ist doch im Augenblick geradezu perfekt, nicht wahr?«
Lange Zeit sagte Knight gar nichts, sondern betrachtete nur ausgiebig ihre regelmäßigen Züge, die hübschgeformten Brauen, die schmale Nase und den weichen Mund. Er begehrte diese Frau aus tiefstem Herzen. Noch nie hatte er auch nur etwas annähernd ähnliches erlebt. »Nein, denn morgen werden wir uns noch einmal unterhalten. Schlaf gut, Lily, und träume von mir. Stell dir vor, daß du nackt bist. Du liegst unter mir, und ich streichle dich mit meinen Händen, mit meiner Zunge...«
Empört sog Lily die Luft ein. Dann wandte sie sich abrupt ab und verließ fluchtartig das Zimmer. Knight schüttelte den Kopf. Es war ihm gleichgültig, wie sie bisher gelebt hatte. Er wollte nicht länger darüber nachdenken, doch er wußte auch, daß er sich um ihre Treue keine Gedanken machen mußte. Er würde sie nämlich auch nicht eine einzige Sekunde aus seinem Bett herauslassen!
Als Knight am nächsten Morgen nach dem Frühstück ins Kinderzimmer hinaufstieg, war das Wetter immer noch so schön wie am Vortag. Man hatte ihm gesagt, daß Lily bereits früh das Haus verlassen hätte. Laura Beth war über seinen Besuch so begeistert, daß sie ihn geschlagene dreißig Minuten mit Beschlag belegte. Irgendwann bemerkte Knight die feinen Stiche an Czarina Catherines Hals und mußte lächeln. Wo steckten nur diese verdammten Juwelen? Er mußte unbedingt mit Lily darüber reden.
John und Theo befanden sich gerade mitten in einer Geometrielektion, doch das konnte Knights Magen beim besten Willen nicht verkraften. Er verabschiedete sich rasch wieder und besuchte lieber den kleinen Sam, der wie immer in den Ställen beim Ausmisten half. Von ihm erfuhr er endlich, daß Mama mit Violet ausgeritten war.
»Nach Westen, wahrscheinlich zum Eichenwald. Aber jetzt möchte ich dir gern die Koppel zeigen, Vetter Knight!«
Knight blieb keine andere Wahl, wenn er den Kleinen nicht über alle Maßen enttäuschen wollte. Außerdem freute es ihn sehr, mit welcher Begeisterung der Junge bei der Sache war.
Ungefähr eine halbe Stunde später machte sich Knight endlich auf den Weg zum Eichenwald. Im späten Herbst war es dort besonders schön. Knight lächelte leise vor sich hin, und sein ganzes Benehmen strahlte Entschlossenheit aus. Er wollte tun, was nötig war, und zwar noch heute morgen! Lily mußte man die Dinge nur auf die richtige Art und Weise klarmachen. So einfach war das.
Zur gleichen Zeit genoß Lily den kühlen Wind, der an ihrem Hut zerrte. Es tat sehr gut, einige Zeit dem Haus und den Kindern entfliehen zu können -
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