Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi
dachte sie und sandte die Bitte an Barshim und Cashimaé.
Sie ging davon aus, dass Cashimaé ebensolche Kraft besaß wie Barshim und sie nicht im Stich lassen würde. Mariella konnte ja nicht ahnen, wie richtig und wie falsch sie damit lag.
Mariella schloss die Augen und tat, als konzentriere sie sich. Sie musste den Hexer davon überzeugen, eine Magierin zu sein. Plötzlich spürte sie ein leichtes Prickeln, das sich über ihren Körper ausbreitete, sanft und vorsichtig. Etwas schien in sie einzudringen. Es verursachte ihr keine Angst, sondern fühlte sich eher wie ein Streicheln der Seele an. Sie spürte die Anwesenheit von etwas Fremdem. Sie war überrascht, als sie klar und deutlich eine Stimme in ihrem Inneren hörte.
- Habe keine Angst, ich werde euch helfen -
Cashimaé drehte sich wieder um, sah wie Mariella die Hände vor sich hielt. Ein Leuchten war zu sehen, Liyfaniell ähnlich, doch sanfter.
Mariella nahm eine andere Haltung an, drückte Weisheit und Ruhe aus. Sie schaute Namaste direkt in die Augen. »Ich bin die alte und neue Hüterin Liyfaniells, die Macht der Alten Welt darf in der eurigen nicht angewendet werden, da sonst das Gefüge auseinanderbricht.« Namaste riss die Augen auf.
Cashimaés Gesicht nahm etwas Verärgertes an. Mineshka, es war eindeutig die Anwesenheit der einstmaligen Freundin, die sie spürte. »Lerne Respekt vor den Dingen zu hegen, die mehr sind, als sie scheinen.« Im nächsten Moment war die Priesterin wieder fort.
- Hoffentlich hat es dich reichlich Kraft gekostet -
, dachte Cashimaé. Ihr Gefühl hatte sie also nicht getrogen, sie wurden beobachtet. Doch dass sie sich nun direkt einmischten, war schon eine bodenlose Frechheit. Sie war in dieser Sekunde viel zu verärgert, um zu erkennen, dass Mineshka nur hatte helfen wollen.
Mariella ließ abrupt die Hände sinken und schüttelte den Kopf, als wenn sie aus einem Traum erwacht wäre. Namaste rief eine der Wachen herbei und wies ihn an, die männlichen Gefangenen vor das Haus zu bringen.
»Wir werden viel voneinander lernen«, sagte er und schritt voran nach draußen.
Ilias tat das, was er am besten konnte, als man ihn auf die Knie zwang: Fluchen und Schimpfen. Seine Hände waren noch immer auf dem Rücken gefesselt.
Barshim sagte nichts. Sein Blick wirkte wie ein angeschossener Wolf, der seinen Angreifer noch mit dem letzten Herzschlag vernichten wollte. Die dunklen Ringe unter seinen Augen verstärkten diesen Ausdruck.
Cashimaé hatte ihn noch niemals so gesehen. So voller Hass und Zorn, die Verachtung war fast greifbar. Es fehlte nur noch, dass er begann zu knurren. Sie wusste, dass er bisher keine Möglichkeit hatte, seine Energien wieder aufzubauen, denn er musste seine letzte Kraft dafür einsetzten, dass man sie nicht fand. Wie also war es Mineshka möglich gewesen? Hätte Barshim seine ursprüngliche Kraft, wäre es ein Leichtes dieses Lager dem Boden gleich zu machen. Sie versuchte ihm ein Lächeln zu schenken, doch der Magier beachtete sie gar nicht.
Namaste nahm Liyfaniell in die Hände und hob ihn hoch. »Gut, dies ist mein Teil der Abmachung. Nun zeige mir, wie dieses … dieses Liyfaniell funktioniert.«
Mariella streckte die Hand aus. Namaste wehrte sie ab: »Mach etwas Falsches und deine Freunde werden alle getötet. Ist das klar?«
Damit gab er den Stab nun endlich aus der Hand. Mariella trat einen Schritt vor und stellte ihn sanft und aufrecht vor sich hin. Für Sekunden geschah nichts, dann begann ein leuchtendes Pulsieren, das vom Stab ausging.
Mariella ließ los und Liyfaniell blieb stehen. Sie zog sich zurück. Das Leuchten wurde intensiver. Es ergoss sich sanft über den Platz, hüllte alles ein und blendete alle. Es war nicht die gewaltige Kraft, die Liyfaniell ausmachte, es war etwas anderes: eine Zusammengehörigkeit. Umrisse wurden sichtbar und als das Licht wie ein plötzlicher Blitz erlosch, stand eine Frau auf dem Platz. Stolz und mit hocherhobenem Kopf hielt sie Liyfaniell in den Händen.
»Mineshka«, fauchte Cashimaé.
Namaste verstand gar nichts mehr, doch er konnte die unglaubliche Energie von der Frau spüren, die alles wie in ein Vakuum zog.
»Du hast es gewagt«, sprach sie Namaste an, »die Macht Liyfaniells zu missbrauchen.« Ihre Stimme klang fest und verachtend. Sie drehte sich um, ihr Blick suchte Barshim. »Und du hättest ihn niemals hierher bringen dürfen. Weißt du eigentlich, was du um ein Haar angerichtet hättest? Ist dir eine ganze Welt so egal, dass du
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