Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi
mal.«
»Wie … verdammt noch mal, nimm deine Finger da weg … wie hast du das gemacht!?«
Er hatte nach den Schnüren ihres Kleides gegriffen und versuchte, sie zu lösen. »Hmm, er hat zu viel Wein getrunken, das machte es mir leicht.« Sie befreite eine Hand und kratze ihm durch das Gesicht.
Er fluchte. »Du Miststück.«
Sie warf sich auf die linke Seite und mit einem lauten Knall fielen beide aus dem Bett. Durch das Gewicht blieb ihr fast die Luft weg. Ihre Füße hatten sich in den Decken verheddert, die mit hinunter gefallen waren.
»Mach es doch nicht so schwer«, stieß er wütend hervor.
Sie schlug weiter zu. »Was versprichst du dir davon?«
Er lachte und riss mit einer Hand ihr Kleid vorne auf. Als sie sich erneut zur Wehr setzte, schlug er ihren Kopf hart auf den steinernen Boden. Sterne tanzten vor ihren Augen und benommen versuchte sie, ihre Sinne beisammen zu halten. Er schob ihr Kleid beiseite. Verzweiflung machte sich in ihr breit.
»Nennen wir es verletzten Stolz«, rief Tamin. »Glaub mir, der tut mehr weh, als jede körperliche Verletzung.« Wieder traf er die Stelle, die sie am meisten hasste, mitten im Gesicht. Sie holte erneut aus und schlug ihm mit den Fingern in die Rippen. Er keuchte auf und sie nutze die Gelegenheit und befreite sich. Cashimaé wollte zur Tür laufen, doch er bekam sie gerade noch am Fuß zu fassen. Sie knallte mit einem erstickten Aufschrei der Länge nach auf den Boden. »Lass mich los!« Ihre Stimme zitterte, doch erbarmungslos zog er sie zurück. Halb im Drehen bekam er ihren Arm zu fassen, zog sie ganz herum und mit einer einzigen Bewegung riss der Stoff mit einem hässlichen Geräusch.
»Bleib doch da, meine Schöne!« Tamin beugte sich vor und presste ihre Arme fest auf den Steinboden. Sie konnte seinen Atem im Gesicht fühlen. »Bitte,…« flehte sie, während eine Träne aus ihrem Auge rann. »Bitte tu das nicht.« In diesem Moment ging die Tür auf und Ilias stürmte mit dem Abt herein. Ilias war fassungslos und starr, doch der Abt reagierte: Er griff nach einer der Fackeln, die an der Wand in einer Halterung steckte und hielt sie Barshim direkt vors Gesicht. »Weiche zurück, böser Geist!«
Tamin in Barshims Körper heulte auf vor Wut und wich zurück.
»Schnell, bring sie raus!« Ilias packte Cashimaé bei den Armen und zerrte sie raus. Der Abt folgte ihnen dicht, knallte die Tür zu und drehte den Schlüssel gerade noch rechtzeitig um, bevor Tamin von innen mit der ganzen Wucht seines Körpers dagegen schlug. Er schrie und tobte.
Ilias hielt Cashimaé, die am ganzen Körper zitterte, fest. »Meine Güte, was ist in ihn gefahren?«
»Das ist nicht Barshim, beim Himmel, das war Tamin«, stammelte sie ungläubig. Ilias nahm seinen Umhang ab und legte ihn ihr um die Schultern.
Der Abt hob ihren Kopf an. »Komm, ich werde dir etwas darauf legen, damit es nicht so blau wird.« Es dauerte noch lange, bis Barshims Stimme endlich abbrach und Ruhe einkehrte.
*
»Aua«, rief Cashimaé und zuckte zusammen, als der alte Abt ihr eine Tinktur auf die Verletzung unter ihrem Auge tupfte. Es brannte wie die Hölle.
»Es hört gleich auf und mildert den Schmerz«, sagte der Abt, reichte ihr einen Tee und setzte sich dann. Sie saßen im Keller in der Küche. Ilias betrachtete die junge Frau eine Zeit lang. »Wer ist dieser Tamin? Ihr sagtet, dass er es war, der den Drachen in unser Lager geschickt hat?«
»Drache? Lager?«, hakte der Abt nach. Cashimaé überließ es gerne Ilias, den Abt über alles in Kenntnis zu setzen, bevor sie selber versuchte, es zu erklären.
»Tamin ist ein Mitglied des alten Rates des Kreises Natriells. Er verfügte schon immer über eine Menge Macht, doch die letzten Monate hat diese enorm zugenommen und ich weiß nicht, warum. Er muss auf eine passende Gelegenheit gewartet haben und trotzdem verlangt es sehr viel, den Geist eines anderen zu übernehmen. Er ist einfach ein machtbesessener Idiot.«
Der Abt legte seine Hand freundlich auf die ihre. »Verliere nicht den Mut! Es wird immer Kämpfe geben, da unterscheidet sich keine Welt. Ich verstehe nichts von der euren, so wie Barshim die unsrige nicht verstehen konnte. Aber er war bereit zu lernen. Lerne auch du!«
Sie nickte, obwohl sie ihm gerade nicht folgen konnte. Jetzt war nur eines wichtig: Sie wollte ihren Barshim wieder haben und dann würden sie zurückkehren. Tamin war eindeutig zu weit gegangen. Bei allem, was er ihnen angetan hatte, sie würde ihren Schwur
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