Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi
tiefen Atemzügen. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte er ihren offenen Geist spüren, ehe dieser in der Bewusstlosigkeit verschwand. Was Tamin dort sah, ließ sein Herz höher schlagen. Soviel Macht, bei allen Himmeln. Sie lag so offen vor ihm. Elementar-Magie in Form eines dummen Mädchens.
Sein Blick fiel auf das Medaillon, das auf ihrer Brust ruhte. »Auf ewig«, sprach er leise. Große Hoffnungen hatte er all die Jahre in sie gesetzt, sie wurden weit übertroffen. Wer das Meer zum Schweigen brachte, dem würde die ganze Welt zu Füßen liegen.
»Ruhe, meine schöne Breda. Es wird Großes auf dich zukommen.«
*Geliebte
Kapitel 9
Noch Tage später versuchte Tamin immer wieder Cashimaé auf das Ereignis anzusprechen. Am meisten beschäftigte ihn die Frage, wie sie es geschafft hatte.
Cashimaé wich ihm aus, zog sich zurück und blieb lieber allein. Sie wollte Tamin nicht zeigen, wie verwirrt sie immer noch war. Nicht wegen der Verbindung mit dem Element, es lag an dem brutalen Abbruch. Tagelang fühlte sie sich müde und erschlagen. Es brauchte seine Zeit, die verlorenen Energien wieder aufzubauen. Magie hatte ihren Preis. Doch diese hinterließ eine Leere, die das Mädchen schmerzte. Als habe man ihr etwas weg genommen und sie konnte nicht erklären, was genau es war. Alles in ihr sehnte sich zurück an diesen friedlichen Ort. Fühlte sich so der Schoß einer Mutter an? Shorbo war immer gut zu ihr gewesen, doch es gab etwas in ihrem Leben, das ihr fehlte. Mehr noch. Seit der Verbindung mit dem Wasser war sie ruhelos.
Tamins bohrenden Fragen halfen auch nicht sonderlich. Von dem Angriff der Shalas hatte sie nichts mitbekommen und Tamin vermied es, ein Wort darüber zu sagen. Er wollte sie nicht noch mehr verunsichern.
Die junge Magierin zog sich mehr und mehr zurück. Manchmal hörte sie in sich die leise Melodie des Wassers. Die Stimmen, die sie riefen. Doch sie fürchtete sich auch vor der Sehnsucht, die sie spürte, wenn sie sich an diese tiefe Ruhe erinnerte.
*
»Nein, Tamin!«, sagte Shorbo. »Ich denke, du gehst zu weit. Cashimaé ist erst 17. Sie jetzt in den Kreis einzuführen, damit du erfährst, wie groß ihre wirkliche Macht ist, geht zu weit.«
Tamin lief unruhig in der Hütte auf und ab. »Versteh doch, Shorbo, sie könnte eine Gefahr für sich und uns darstellen. Willst du dieses Risiko wirklich eingehen? Sie gibt immer öfter Widerworte gegen die Lehren und mich. Cashimaé zieht sich zurück und sperrt uns aus. Wohin soll das führen? Soll sie wie Barshim werden? Glaubt mir doch Circanprefect, ich möchte nur ihr Bestes.«
»Verurteile den Jungen nicht, wir haben schon sehr lange nichts mehr von Filyma gehört. Er kann sich geändert haben.« Verärgert über dessen Hartnäckigkeit, Cashimaé die Prüfungen als Kreismitglied aufzwingen zu wollen, schaute Shorbo seinen Freund grimmig an.
»Stimmt. Filyma war auch nicht beim letzten Treffen des Kreises«, meinte Tamin herablassend.
»Wenn es ihr nicht gut ginge, wüssten wir davon.«
Tamin sprach einfach weiter: »Niemand ist es möglich, seinen Geist zu finden. Barshim schottet sich genauso ab, wie es Cashim mittlerweile tut.«
Tamin trat an den Tisch und stütze sich heftig mit beiden Händen darauf ab. Er fixierte Shorbo mit eisigem Blick. »Es ist an der Zeit, sie zu prüfen. Besser jetzt, als dass beide zu sehr ihrem eigenen Willen nachgehen. Das weißt du!«
Überrascht ließ der Alte seine Pfeife sinken. »Ich? Wieso ich? Warst du es nicht, der sie unbedingt alleine unterrichten wollte? Es waren deine Worte, Tamin, dass Cashimaé noch nicht bereit für die große Stadt sei. Warum dieser Sinneswandel?«
Tamin ballte die Hände zusammen. Ja, warum? Weil er nicht mehr an Cashimaé heran kam und hoffte, wenn sie etwas Neues sehen würde, könnte er wieder ihr Lehrer sein. Auch die Abgeschiedenheit ging ihm langsam auf die Nerven. Es gab hier keine große Bücherei, er konnte keine Fragen nachschlagen und das Mädchen nicht mehr mit Wissen beeindrucken. Er wollte ihr Comoérta zeigen. Sie durch Begeisterung und Bewunderung an sich binden. Wollte unbedingt Zugriff auf diese seltsame Art der Magie haben, die Cashimaé beherrschte. »Wir müssen die Stärke des Kreises festigen und dafür Sorge tragen, dass die Macht der Elemente für uns greifbar wird. Stellt euch vor, Shorbo, Natriell könnte bestimmen, wann der Frühling oder der Winter über das Land kommt.«
»Was willst du damit erreichen, Tamin? Dass Natriell bestimmt, wann
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