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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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quoll ihm über den Gürtel, und seine Kleider waren so schmutzig wie sein Gesicht. Er summte eine dunkle Melodie und hielt in der Hand einen hölzernen Krug.
    »Junker«, sagte Raigar. Keine Frage: Er war es.
    Der Dicke sah in seine Richtung und grinste. »Raigar. Ich wusste, dass ihr auch noch zur Feier kommt.«
    »Bist du ein Geist?«
    Der Junker schwenkte seinen Krug in Raigars Richtung. Wein schwappte heraus und benetzte Raigars Hose. »Na?«, fragte der Junker.
    »Was ist das für eine Feier?«
    »Drüben, im Bordell. Die Felsrose . Am Ende der Straße.«
    Er schwenkte den Krug in die Richtung, so dass wieder Wein herausschwappte, diesmal auf sein eigenes Hosenbein.
    »Du hältst uns zum Narren«, sagte Raigar.
    »Dann eben nicht. Die Damen haben schon so genug zu tun.« Der Junker nahm einen großen Schluck.
    Elarides wechselte einen Blick mit Raigar. »Alles hier ist Öde und Leere und Verheerung. Wenn hier jemals ein Bordell stand, dann besteht es jetzt nur noch aus zerschmolzenen Grundmauern.«
    »Warst du schon einmal in einem Bordell, Funkelknabe?«, fragte der Junker.
    Elarides sagte nichts und wich dem Blick aus.
    »Dann wird’s Zeit! Na los, geht schon.«
    Raigar setzte sich in Bewegung. »Wir sollten zumindest herausfinden, was da wirklich los ist.«
    ***
    Das Grölen hallte über die Landschaft. Wie in der Steinernen Chimäre und im Letzten Licht . Zwischen Häuserruinen und einem Brunnen, von dem es nur noch ein Loch im Boden und einen zerflossenen Umriss gab, stand ein Haus aus Holz und Stein, zwei Stockwerke hoch. Aus den Fensterläden drang Licht, als hätten die Leute darin noch nicht gemerkt, dass es längst Morgen war. Über der Eingangstür hing eine Rose aus Stein, so groß wie der Brustkorb eines erwachsenen Mannes. Ein meisterlicher Steinmetz hatte die Blütenblätter einzeln als hauchdünne Platten herausgemeißelt.
    »Noch nie in einem Bordell gewesen, hm?« Raigar ging voraus. »Dann wirst du jetzt ein paar Dinge sehen, die nicht für Königssöhne gedacht sind.«
    »Ich bin im Moment alles …«, Elarides wartete einen Augenblick, dann folgte er, »… nur kein Königssohn.«
    Raigar öffnete die Tür, und Violinenspiel erklang. Wie ein Schleier strich die Melodie über ihn hinweg. Helle Klänge, eine langsame Weise. Doch schon beim ersten Schritt in den Raum überdeckte der stechende Geruch von Alkohol alles andere.
    Eine junge Frau mit einem Tablett in der Hand ging an ihm vorbei und lächelte. Ihre Haare leuchteten feuerrot, in der gleichen Farbe wie ihr Kleid. Das Kleid ließ den Rücken völlig frei, und der Stoff erweckte den Eindruck, als trüge sie nur Rosenblätter am Leib. Rosenblätter, die gerade so ihre Oberschenkel bedeckten.
    Elarides hielt sich schweigend hinter ihm.
    Raigar durchmaß den Raum mit langsamen Schritten. Die Söldner waren hier. Sie saßen auf Bänken und um Tische, manche mit Mädchen im Arm oder auf dem Schoß. Neben ihm saß eine breitbeinig auf einem Söldner mit geöffneter Hose und bewegte ihr Becken auf und ab.
    Ein wohliger Schauer durchlief ihn. Wie lange er keine Frau mehr gehabt hatte …
    »Du bist es wirklich«, sagte jemand von der Seite.
    Vicold saß in seiner abgerissenen schwarzen Lederrüstung auf einer Bank, den Arm um ein Mädchen mit rabenschwarzem Haar gelegt. Von hier aus gab es einen perfekten Blick auf die Bühne, auf der die Geigenspielerin sich im Rhythmus ihrer Musik bewegte.
    Raigar zog sich einen Stuhl heran. »Ich bin nicht tot, wie du wahrscheinlich gehofft hast.«
    »Wir müssen alle tot sein, sonst wären wir nicht hier.« Vicolds Gesicht wirkte um Jahre gealtert.
    »Also weißt du, dass das hier nicht echt sein kann?«, fragte Raigar.
    »Wir sind Wochen durch dunkle, leere Albträume gewandert. Auch das hier ist nur ein Traum, und ich werde mich nicht dagegen wehren.« Vicolds Blick hatte dieselbe Kälte wie immer.
    Raigar behielt die Bühne im Auge. Etwas an der Geigenspielerin ließ ihn nicht los, aber wahrscheinlich war es nur die monatelange Enthaltsamkeit, die ihn jetzt peinigte. »Hast du dich nicht gefragt, wer dir diesen Traum schickt?«
    »Nein. Ich weiß nicht einmal, was zum Traum gehört und was nicht.« Vicold sah dem Mädchen neben sich in die Augen. Sie lächelte nur und schmiegte sich an ihn. »Sind die Männer wirklich?«, fragte Vicold. »Bist du wirklich? Seid ihr alle längst tot und nur Gestalten in meinem Traum?«
    »Möglich. Wir träumen vielleicht alle nur denselben Traum.« Neben Raigar stellte

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