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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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eins der Mädchen einen Bierkrug ab. Sie lächelte wie alle anderen, und er erkannte ihr Gesicht. Die Tochter eines der Bauern, bei denen sie auf dem Weg durch die Sommerfelder haltgemacht hatten. Ohne Zweifel.
    »Nicht wahr?«, meinte Vicold. »Möglich, dass wir dem Nigromanten niemals begegnen. Aber ich werde so lange hier bleiben, wie ich kann. Und dann weiterziehen.«
    Raigar stand auf und ging zur Bühne.
    Elarides zupfte ihn am Hemd. »Sie ist es.«
    Ja, er sah es auch.
    Die Frau, die die Geige spielte und sich im Tanz auf der Bühne wiegte, war Mihiko, die Priesterin des toten Gottes. Das alterslose Gesicht, die Augen …
    Raigar stieg auf die Bühne.
    Mihiko wich erstaunt einen Schritt zurück, und die Geige quietschte einen schrillen Ton in den Raum.
    Er nahm sie am Arm, der den Bogen hielt. »Was ist das hier?«
    Die Köpfe der Anwesenden wandten sich ihm zu, jetzt, da die Musik verstummt war.
    »Wer bist du?« Sie versuchte sich loszumachen, aber er konnte beinahe zweimal um ihr schmales Handgelenk fassen.
    »Nur ein Reisender, der wissen will, was ihr hier macht. Wie ihr hier in der Öde leben könnt, umgeben von schwarzer Leere.«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.« Sie versuchte weiter, sich von ihm loszumachen.
    Im ganzen Raum erkannte er jetzt Gesichter. Junge Frauen, die ihnen auf der Straße nach Zweibrück entgegengekommen waren. Mädchen aus der Menge, die den Richtplatz in Weigrund umstanden hatte. Tote aus Zweibrück.
    Und niemand von ihnen sollte hier sein.
    »Raigar«, rief Elarides und zeigte auf den Eingang.
    Ein Mann in einem zerfetzten schwarzen Mantel betrat den Raum. Rostbraunes Haar fiel ihm fettig auf die Schultern, und ein lange nicht mehr gestutzter Bart verbarg die Wangen.
    Raigars Griff um Mihikos Handgelenk ließ nach. Sie machte sich frei. Raigar hatte keine Augen mehr für sie, und sie entfernte sich mit hastigen Schritten.
    Der Neuankömmling bewegte sich geschmeidig auf die Bühne zu und sah sich um. »Alle sind hier. Der kleine Mann hatte recht.«
    »Brakas?«, fragte Raigar.
    Die Gestalt schüttelte sich vor leisem Lachen. »Wie lange ich euch gefolgt bin. Ich dachte, es wäre vergeblich. Spuren lassen sich auf Fels so schwer lesen. Selbst die Hunde haben eure Spur verloren.«
    Ein Knoten zurrte sich in Raigars Brust zusammen. »Wer hat dir geholfen?«
    »Ein seltsames, winziges Wesen, das irgendwo da draußen wohnt. Ihm verdanken wir unser Wiedersehen.«
    An einem Tisch hinter Brakas machte sich einer der Söldner von einer Hure los und stand auf.
    »Du bist hier, um dir unsere Köpfe zu holen«, sagte Raigar.
    Vicold saß ungerührt in seiner Ecke. Nur wer ihn kannte, sah die Messer in seinen Ärmelaufschlägen funkeln. »Weil du dir seinen nicht geholt hast, Raigar«, knurrte er.
    Elarides bewegte sich langsam von dem Zauberer fort. Wahrscheinlich war er der Klügste im Raum.
    Der Dümmste war der Söldner, der sich hinter Brakas erhoben hatte und sich ihm mit gezücktem Dolch näherte.
    Brakas hielt Raigars Blick fest. »Ich hätte gern noch geredet mit dir. Es ist lange her, aber …« Er lächelte. Blitzschnell wirbelte er herum und packte den Söldner mit der ganzen Hand ums Gesicht. Feuer fauchte, der Mann schrie, und sein Körper zappelte wie eine Puppe. Brakas riss ihn herum, und im selben Moment zuckten Vicolds Hände. Glänzende Klingen wirbelten durch die Luft. Geräuschlos fuhren sie in den Körper des Söldners, den Brakas wie einen Schild vor sich hielt. Dann ließ er den Toten zu Boden fallen. Das Gesicht war zu einer schwarzen, dampfenden Fläche verbrannt, und zwei Klingen steckten in der Brust. »Ihr wollt tanzen. Dann los.«
    Holz splitterte, drei Fensterläden brachen, und riesige Hunde mit Flammen im Maul sprangen in den Raum. Ein weiterer hetzte die Treppe zum Obergeschoss hinauf, Blut um die Schnauze. Durch die Eingangstür brachen die nächsten.
    Die Mädchen schrien, duckten sich unter die Tische, krochen in Ecken des Raums. Von den Söldnern hielt längst jeder mindestens eine Waffe in der Hand. Vicold hob das nächste Messer zum Wurf, als ein Flammenbeller sich auf ihn warf und ihn von der Bank stieß.
    Brakas zog das Schwert des Gefallenen neben sich aus der Scheide und hob es vors Gesicht. »Glaubst du auch, dass wir die letzten beiden sein werden, die noch aufrecht stehen?« Die Klinge verdeckte ein Auge, das andere sah Raigar an. Mit der freien Hand fuhr Brakas an der Klinge entlang, und wo er sie berührte, züngelten Flammen aus dem

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