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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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Schwert war schneller. Es schlug Brakas in den Hals und drang beinahe bis zur vollen Breite der Klinge ein.
    Die Augen des Magiers traten hervor. Blut rann über seine zitternden Lippen und formte sich zu Blasen. Das Feuer des Schwerts, das er noch immer umklammerte, bebte wie unter einem starken Wind.
    »… dich …«, gurgelte er, »… unterschätzt.«
    Raigar zog das Schwert heraus. Das Atmen fiel ihm schwer. Eine Last legte sich unendlich schwer auf seine Brust, und er starrte auf einen Punkt an der Wand.
    Brakas fiel auf den Rücken.
    Die Flammen an seinem Schwert zitterten schwach und erloschen.

Kapitel 21:
WIEDERSEHEN
    Die aus reiner Schwärze bestehende Schlange kroch über den Schnee dahin. Ihr Körper war so dick wie der Baum, auf den sie zuschlängelte, ihre Bewegungen so präzise wie die des Degens eines Meisterfechters. Sie wand sich den Stamm hinauf, um Äste und Zweige herum. Ihr Kopf verschwand zwischen den Tannennadeln, und sie hielt inne. Ihr Körper presste sich um den Stamm zusammen. Das Holz knirschte, Borke splitterte ab, und die dunklen Windungen des Schlangenkörpers drückten sich krachend ins Holz. Schnee und Tannennadeln rieselten herunter, der Baum bekam Schlagseite. Dicht über dem Boden bewegte sich der Schatten von beiden Seiten zugleich in den Stamm hinein, und Holzsplitter flogen. Der Baum neigte sich weiter und stürzte. Seine Äste rauschten durch die der benachbarten Tannen, dann kam er dumpf im Schnee auf. Die schlangenartige Form, die ihn gefällt hatte, verdampfte zu Rauch.
    »Sehr gut!« Sax hüpfte auf einem Stein, von dem Nairod den Schnee heruntergefegt hatte, auf und ab. »Du beherrschst die Schattenmagie wie kein zweiter.«
    »Dank dir.« Nairod dirigierte mit seinem Finger die Bewegung eines weiteren dünnen Schattens, der durch den Schnee kroch. »Aber noch immer weiß ich nicht, woher diese Magie stammt und wieso sie zu mir gekommen ist.« Er setzte sich auf den von dem Schlangenschatten geschaffenen Baumstumpf. »Weißt du, es liegt eine gewisse Ironie darin. Ich habe diese Reise angetreten auf der Suche nach einer Magie, die die Menschen beeindrucken würde. Und nun sucht mich eine Magie heim, die nur Unverständnis und Angst in ihnen wecken wird.«
    »Das ist doch jetzt bedeutungslos. Wir sind in Steinheim, unser Ziel ist nah.«
    Jenseits des kleinen, bewaldeten Hügels, auf dem sie sich befanden, drängte sich ein Städtchen aus niedrigen, dunklen Hütten zusammen. Eine Gleisstrecke führte mitten hindurch, bis zu dem Berg im Norden und seiner Mine. »Vergiss außerdem nicht, was du mit der Schattenmagie tun kannst. Das eine ist das Formen von Dunkelheit zu harter Materie, das andere das Säen von Furcht, das die Schatten bis in die Herzen der Menschen wuchern lässt. Ariman hat beides zu spüren bekommen.«
    »Es wäre damit ein Kinderspiel, die Mine zu erobern wie eine Festung und all die Arbeiter fortzuscheuchen. Aber ich warte dennoch lieber, bis sie für heute ihren Dienst beenden. Lass uns zurückgehen in die Stadt. Es ist kalt hier draußen.«
    »Sicher. Du bist der Herr.«
    ***
    Nairod kehrte zurück in das Haus der alten Dame, bei der er sich für ein paar Tage zur Untermiete einquartiert hatte.
    Das Kaminfeuer der ahnungslosen Frau war der Ort gewesen, an dem er die letzten Details des größten Rätsels der Welt entschlüsselt hatte. Eikyuuno . Das Mütterchen hatte im Ohrensessel gesessen und gestrickt, als er die letzte Verknüpfung aufgelöst und die Antwort auf all seine Fragen erhalten hatte.
    Jetzt hielt er das Buch ein letztes Mal in der Hand, und es war, als wäre es das erste Mal. Damals auf der Bank, als Lenia es ihm gezeigt und er es nur widerwillig angenommen hatte. Nicht den Schimmer einer Ahnung hatte er gehabt. Und Lenia … sie hatte sich verändert. Ihren eigenen Eifer, mit dem sie ihn hatte anstecken wollen, hatte sie verloren. Magie . Das war es doch, womit sie ihn hatte begeistern wollen. Und nun, da er nach der mächtigsten und rätselhaftesten Magie von allen griff, da verließ sie ihn. Aber es war besser so. Wenn sie ihn nicht verstand, dann konnte er sie auch nicht mehr brauchen.
    Es gab jetzt Sax, der zu ihm hielt. Ohne ihn wäre er schon in Weißhügel gescheitert. Ja, Lenia hätte daheim bleiben sollen, das hätte alles nur leichter gemacht … Wieso musste er jetzt über sie nachdenken?
    Er konzentrierte sich wieder auf die Blätter, auf denen er die Formel notiert hatte. Insgesamt hatte er sicher so viele Seiten

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