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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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vollgeschrieben, dass er damit ein neues Eikyuuno hätte füllen können, und dann hatte er alle noch einmal durchgehen müssen, um die Essenz auf einigen wenigen Blättern zusammenzufassen. Jetzt aber war die Formel vollendet. Der Glasknochenmann hatte sich für eine ohne zusätzliche Materialien durchführbare Form entschieden – besser hätte es nicht sein können. Einer komplizierten Reihe von Handbewegungen, die tief in das Gefüge der Welt griffen, folgten Worte der Macht in der alten Sprache, mit denen die magische Energie in Form gebracht wurde. Eine Beschwörung, die insgesamt sicher Minuten in Anspruch nehmen würde, so viel wie kein anderer ihm bekannter Zauber. Zum Üben gab es leider keine Möglichkeit. Wer wusste schon, was passieren würde, wenn die Beschwörung nicht vollendet wurde …
    »Prägst du dir die Ausführung ein?« Sax saß auf dem Fensterbrett seines Zimmers.
    »Das schaffe ich nicht. Ich werde die Blätter mitnehmen und vor mich legen, wenn ich den Zauber wirken muss.« Nairod schlug das Buch zu und wickelte es wieder in sein Tuch.
    »Das ist in Ordnung. Wir werden in der Mine unsere Ruhe haben, du wirst dir also Zeit lassen können.«
    Nairod fixierte den kleinen Erl. »Wo ist der Drache?«
    »Hm, genau kann ich dir das nicht sagen. Es ist lange her, dass ich hier gewesen bin. Wenn ich das Innere der Mine sehe, dann weiß ich es wieder.«
    Nairod legte das Buch in seinen Rucksack und begann, alles Unwichtige herauszunehmen. Die Kochtöpfe, die Rationen … »Wieso haben die Arbeiter ihn nicht bemerkt? Jeder Mensch auf diesem Kontinent erkennt einen Drachen, wenn er ihn sieht.«
    »Keiner von ihnen hat den Drachen gesehen. Er befindet sich zu tief in der Mine. Zu tief im … Kristall . Du weißt, dass die Arbeiter hier nach Kristalladern graben. Aber die allermächtigste haben sie noch nicht entdeckt. Tief in ihr schläft ein Drachenkind einen nahezu ewigen Schlaf, umgeben von Wänden aus Kristall.«
    Nairod hielt inne. »Wenn du mir nicht schon mehrmals das Leben gerettet und den richtigen Weg gezeigt hättest, würde ich dich jetzt für verrückt erklären. Aber ich glaube dir.«
    »Das ist gut, so haben wir es leichter. Der Drache wird dir als Fokus dienen, damit du den Zauber erfolgreich vollenden kannst, seine Energien ihn verstärken, und auch die Kristallader wird ihren Teil dazu beitragen.«
    Nairod schaute aus dem Fenster. Draußen auf den Gleisen schoben Arbeiter Loren voller Steine vor sich her. »Ich vertraue auf dich. Ich kann es gar nicht erwarten, dass die Sonne endlich untergeht.«
    ***
    Bei Einbruch der Dunkelheit schulterte Nairod seinen Rucksack und verabschiedete sich von seiner Hausherrin. Er stapfte durch den Schnee die Gleise entlang, die auf die Mine zusteuerten. Von einem Nebengleis, das zu einer Lagerhalle führte, rief ihm ein Mann an einer Lore zu: »Stunden nach Sonnenuntergang werden nicht bezahlt, wenn der Vorarbeiter davon nichts weiß.«
    »Schon in Ordnung«, rief Nairod zurück. »Ich bin da an etwas dran.«
    »Ist ja dein Abend, nicht meiner.«
    Nairod betrat den dunklen Eingang der Mine. Wände und Decke zogen sich eng um ihn zusammen: nackter Stein, gestützt von Holzverstrebungen und Balken. Die Luft war dick, und überall hing der in der Nase kitzelnde, herbe Geruch von Steinstaub.
    Nach einigen Metern erhellte ein mattes Leuchten den Gang. Magische, immerbrennende Laternen an der Decke gaben ihr Licht ab. Der Weg teilte sich an einer Abzweigung, und in abgestellten Loren stapelte sich die Ausrüstung der Minenarbeiter. Hacken, Spaten, Helme … und kleine Bälle aus rotem Stoff.
    »Nimm dir welche mit«, sagte Sax auf seiner Schulter. »Das sind Feuerblütensteine. Magisch behandelte, geschliffene Steine, die zum Sprengen benutzt werden. Damit schaffen die Arbeiter neue Gänge. Der Stoff schirmt die Steine voreinander ab, damit sie sich bei Erschütterungen nicht gegenseitig entzünden.«
    Nairod nahm eine der Kugeln in die Hand. Manche waren so groß wie eine Faust, andere klein wie eine Glasmurmel. »Und damit soll ich umgehen können? Ich werde mich noch umbringen, kurz bevor ich unsterblich geworden wäre.«
    »Unsinn. Du brauchst die Feuerblütensteine, weil du den Gang mit der Kristallader des Drachen freilegen musst. Außerdem ist es für dich viel einfacher als für die Arbeiter. Du kannst die Steine einfach zünden, indem du sie mit Magie erfüllst.«
    »Hm. Wenn du es für sicher hältst …« Nairod füllte sich die Taschen mit

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