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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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die Dunkelheit der Tunnel, ohne einen Laut von sich zu geben.
    Im selben Augenblick zerbarst der Feuerblütenstein mit einem Donnern, und die sich nähernden Schritte aus den Gängen wichen angsterfüllten Schreien. Alles verschmolz zu einer höllischen Kakophonie. Der Lärm der Explosion ließ nach, und die Schreie entfernten sich.
    Nairod lachte. »Sie rennen. Wer weiß, was sie im Abgrund ihrer Herzen erblickt haben.«
    Sax winkte ihm aus dem Staub der Explosion zu. »Komm schon! Wir sind so nah dran, Nairod!«
    »Schon gut. Sie können uns nichts anhaben. Ich bin der Herr der Schatten, schon vergessen?«
    Rasch folgte er Sax in den Tunnel. Er musste selbst die Erregung niederkämpfen.
    Der kleine Stein hatte ein Loch in den Felstunnel gesprengt und einen meterbreiten Teil der Kristallader freigelegt. Durch die helle Substanz ließ sich hindurchblicken wie durch Glas. Erst in einigen Metern Tiefe fiel nicht mehr genügend Licht in das Prisma, und die Sicht verdunkelte. Nairod strich über die kantige Oberfläche der Ader. »So eine Unmenge an Kristall habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Aber einen Drachen sehe ich auch nicht.«
    »Dann weiter. Weiter!«
    Nairod legte die nächsten Feuerblütensteine an und sprengte. In den Tunneln hinter ihm blieb es still. Er befreite den Gang immer weiter von Geröll, und jedes Mal spähte er in die durchscheinende Ader hinein, auf der Suche nach dem Drachen. Hatte Sax sich dieses Mal geirrt? Oder legte er ihn herein? Unmöglich …
    Verbissen setzte er Ladung um Ladung. Seine Taschen leerten sich. Die Erde wurde wieder und wieder erschüttert – es war der einzige Laut in der einsamen Mine.
    Als Nairod nach einer weiteren Sprengung den schon fast zehn Meter tiefen Gang durchschritt, erstarrte er. Das schwache Licht in dem unausgeleuchteten Tunnel tauchte den Kristall in ein düsteres Grau. Aber in dieses Grau mischte sich eine dunkle Silhouette. Sie hing mitten in der Kristallader. Nairod ging die gläserne Wand entlang und veränderte den Blickwinkel. Die Silhouette blieb an ihrem Ort.
    »Sax! Ich brauche Licht! Eine Laterne!«
    Er rannte am kleinen Erl vorbei den Gang zurück in die Halle mit den Minenwagen. Noch bevor er eine der Loren erreichte, drang das Geräusch von Schritten aus den aufwärts führenden Gängen. Obwohl das unmöglich war, denn die Schatten hätten Furcht in jedem säen müssen, der hier herunterkam, und ihn dorthin zurückschicken müssen, woher er gekommen war.
    Nairod wischte sich die schwitzigen Hände am Mantel ab. Plötzlich traf ihn ein Stoß, der ihn von den Beinen riss. Er prallte mit dem Rücken gegen eine Lore, und Schmerz durchzuckte seinen Körper. Am Rand des Wägelchens zog er sich hoch und blickte in den Gang, der ihm gegenüberlag. Drei Männer in Mänteln traten in einer Dreiecksformation heraus. Ihnen folgte eine kleinere Gestalt.
    »Ihr steht unter Arrest, Zauberer, im Namen des Volkes.«
    Auf den dunklen Uniformen prangte das Wappen der Telekinetiker, die leere Hand. Die Hand, die nichts hielt und die Gesetze und Urteile wirksam machte. Jede Stadt leistete sich, wenn sie konnte, eine Garde der magischen Vollstrecker.
    »Wofür wollt ihr mich festnehmen?«, fragte Nairod.
    »Entartete Ausübung von Schattenmagie. Ihr richtet Eure Magie gegen hilflose Menschen. Ihr missbraucht sie für selbstsüchtige Zwecke.« Die drei Männer kamen im Gleichschritt näher.
    Nairod stellte sich aufrecht hin. »Schattenmagie? Das ist eine bloße Behauptung.«
    »Was die fliehenden Arbeiter uns berichtet haben, genügt«, sagte ein anderer, aber im gleichen Tonfall und mit der gleichen Stimme wie der erste Redner, als seien die beiden eine Einheit.
    »Arbeiter. Sie sehen viel, so spät abends, wenn die Schatten lang und tief sind …«
    »Sie haben uns nur die Beweise geliefert für eine Spur, auf die uns bereits eine Zauberin brachte. Ein Zufall ist ausgeschlossen.«
    »Eine Zauberin?« Nairods Blick glitt an den drei Männern vorbei zu der kleinen Gestalt hinter ihnen. Sie trat hervor. Ihr braunes Haar war gewachsen. Um ihren Hals hing wieder das Amulett, das ihre Zugehörigkeit zu Wolkenfels anzeigte. Auch die Uniformjacke trug sie wieder.
    »Lenia.« Ein Schraubstock zog sich um seine Eingeweide zusammen.
    »Es tut mir leid«, sagte sie, ohne ihn anzusehen. »Aber du lässt mir keine Wahl. Ich will dir nur helfen.«
    »Wie bist du hergekommen? So schnell?«
    »Ich musste nicht auf die kurzen Beine eines haarigen Gnoms warten und

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