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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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»Die Bastarde werden uns jagen, und ich habe keine Ahnung, wie viele von uns sie noch unter die Erde bringen werden. Aber die Reise hat sich schon gelohnt, wenn es am Ende nur zwei oder drei von uns über die Grenzbrücken schaffen.«
    Raigar wühlte in den ausgeschütteten Kleidern, bis er endlich auf Metall stieß. »Wir werden kämpfen müssen. Schon wieder.« Es waren zwei Panzerhandschuhe aus übereinandergeschichteten Eisenplatten, die seine Unterarme halb bedecken würden.
    »Das macht mir nichts«, sagte Vicold. »Wenn ich ein paar Soldaten die Köpfe runterschneiden kann, dann gleiche ich nur aus, was sie mit unseren Brüdern gemacht haben.« Seine Stimme wurde kalt, so kalt wie im Gefängnis.
    »Du kannst nichts ausgleichen .« Raigar zog einen der Handschuhe über und tastete sich durch das kalte Eisen, bis die Metallfaust perfekt saß. »Ein toter Mann ist ein toter Mann.«
    »Oh, der Friedensbringer spricht«, sagte Vicold. »An seinen Händen klebt kein Blut – nur an den eisernen Ummantelungen, mit denen er seine Feinde ausquetscht wie reife Früchte.«
    Raigar ballte eine Faust, bis die eisernen Finger gegeneinanderschepperten. »Ich töte nicht mehr. Und wenn du mein Schwert willst, nimm es.« Er warf die verzierte Klinge zu Vicold hinüber. Sie klirrte auf dem Boden und glänzte im Feuerschein.
    »Danke, aber ich bevorzuge meine Messer. Sie richten nicht so eine Schweinerei an wie eine lange Klinge.«
    Raigar forschte in den Gesichtern seiner Begleiter. War irgendwo eines, das ihm aus dem alten Kriegszug bekannt vorkam? Nein, es gab keins. Niemand, der ihm hätte zur Seite stehen können.
    »Denk dran«, sagte er, »wir wollen dem Tod entkommen, nicht ihn heraufbeschwören.«
    »Große Worte«, sagte Vicold. »Aber wenn der Tod mir zu nahe kommt auf diesem langen Weg, dann weise ich ihn ab.«
    Raigar prüfte beiläufig die Beweglichkeit seiner Hände in den Handschuhen, spreizte und streckte die Finger. Dann zog er das Rüstteil wieder von seinem Arm herunter. »Wie wollen wir diesen langen Weg gehen? Wenn wir uns die ganze Zeit über im Dunkel der Wälder halten, so wie jetzt, dann werden aus vier Reisewochen leicht acht.«
    Vicold schien sich zu entspannen. »Zumindest anfangs ist das sicherer. So muss der Feind rätseln, welche Richtung wir eingeschlagen haben. Später können wir dann auch die Straße benutzen. Meine größere Sorge ist, woher wir Vorräte bekommen. Aber ich habe schon eine Idee. Es gibt ein Gasthaus hier in der Nähe.«
    Raigar faltete die Hände und lehnte sich an einen Felsen. Seine Lider wurden schwer. » Wir in einem Gasthaus? Ich würde das Wahnsinn nennen, aber dazu bin ich zu müde.«
    Die Männer um ihn herum lagen auf Gepäcksäcken, manche auch auf dem nackten Stein. Raigar ballte sich aus seinen Hosen und Hemden ein Kopfkissen zusammen, und seinen Sack formte er zu einer leidlich weichen Matratze, auf der er sich niederließ. Das erste Mal an diesem Tag begannen seine Muskeln, sich zu lockern.
    Nur noch Vicold saß aufrecht da, den Blick auf den nächtlichen Wald gerichtet. Zwischen seinen Händen sprang ein scharfes Glitzern hin und her. »Einer sollte die Nachtwache übernehmen«, sagte er, und das Licht des Feuers ließ unter seinen Augen dunkle Ringe sichtbar werden. »Für den Fall, dass Gäste bei uns einkehren wollen.«
    ***
    Aber bis zum Morgen kehrten keine Gäste ein. Vicold saß mit denselben Augenringen wie gestern Abend da, hinter ihm die nebelverhangenen Wälder. Vielleicht hatte er sich mit jemandem bei der Wache abgewechselt, vielleicht auch nicht. Als er vom Plan, nach Westen zu marschieren, erzählte, murrten einige der Männer und flüsterten untereinander. Unter den Worten, die sie angstvoll sprachen, waren Nigromant und Schattenland , aber sie begriffen bald, dass sie überstimmt waren.
    Nach einem Frühstück, das sie aus den letzten Vorräten zusammengestellt hatten, brachen sie auf. Raigar meldete sich freiwillig, zusammen mit einem Jungen namens Adler, der ein spitzes Raubvogelgesicht hatte, die Straße im Auge zu behalten. Tatsächlich kam ein Herold herangeritten, der das Kaiserbanner trug. Die Söldner hatten ihn schnell überwältigt und schickten ihn ohne Pferd und Kleider zurück nach Weigrund. Einige Stunden später, als die Sonne sich wieder senkte, kam an einer Wegkreuzung ein einsames Haus in Sicht. Von außen wirkte es klein und unbedeutend unter den dunklen Tannen. Vicold sagte: »Die Steinerne Chimäre .«
    ***
    Raigar saß mit

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