Magie der Schatten: Roman (German Edition)
verstehst. Ich erwarte ja genauso wenig, dass du weiter mitkommst. Dieser seltsame Gnom ist bei mir, er kann mich sicher zu Ariman bringen … Wenn du willst, dann geh nach Hause, du kannst dir bestimmt für morgen früh eine günstige Fahrt organisieren. Zumindest bis zum Fuß der Wolkenberge, und, na ja, ab da …«
Sie legte ihre Hand auf seine. »Nairod. Ich mache weiter mit. Ich will nur verstehen, wieso dir so viel an dieser Formel liegt.«
Er zog seine Hand wieder zu sich. »Unsterblichkeit. Fällt dir irgendjemand ein, der ein solches Geschenk ausschlagen würde? Sicher nicht. Weil es so viele Gründe gibt, es anzunehmen. Es wäre müßig, sie alle aufzuzählen.«
»Aber was sind deine Gründe?«
Er steckte die Hände in die Taschen und ließ seinen Blick über die Regale wandern. »Erinnerst du dich an die Feuermagier auf dem Fest? Oh, du warst ja nicht da. Aber egal. Du kennst sie alle. Telekinetiker, Frostzauberer, Erdbeschwörer … Schau dir an, was sie tun. Und das meine ich so, wie ich es sage. Schau es dir an . Das geht. Du kannst es dir anschauen. Du kannst sehen, was ihre Magie bewirkt. Stroh brennt. Wasser gefriert. Erde wird aufgewühlt. Teekessel lernen fliegen.«
»Es geht nicht nur darum, was man sieht, Nairod. Mehr Schein als Sein , das ist doch einer dieser klugen Sprüche, die man überall hören kann.«
»Na gut.« Er nickte. »Du hast recht. Aber pass auf.« Er griff wieder nach einem Kristall, einem kugelförmigen diesmal, der das Blau des Meeres in sich trug. Er hielt ihn hoch. »Stell dir vor, ich benutze diesen Kristall. Was wird er tun? Meine Macht verzehnfachen? Verzwanzigfachen? Für einen einzigen Moment, für einen einzigen Zauber. Damit könnte ich Magie auslöschen, völlig und endgültig. Ich könnte diesem ganzen Laden hier die Magie nehmen. Es wäre nichts sichtbar, aber spürbar. Für enttäuschte Kunden und einen bald bettelarmen Händler. Der würde dann die Kälte der Winternacht auf der Straße spüren, weil er sich die Miete hier nicht mehr leisten kann. Klingt das gut? Erstrebenswert?«
»Natürlich nicht«, sagte Lenia. »Aber denk daran, was du mit deiner Magie schon geschafft hast. Du hast uns die Tore in die Bibliothek geöffnet. Du hast die Elfenwächter gebannt.«
»Ach ja, unser letzter Einbruch. Du heißt ihn also doch gut?«
»Nein!« Lenia ballte hilflos die Fäuste. »Du bist ungerecht.«
»Klar. Ich darf das. Der Ewige ist zu mir auch ungerecht gewesen.« Er legte den Kristall behutsam ab. »Aber ich kann das ändern, verstehst du?«
»Hm«, machte sie und schwieg.
»Ich werde mehr als nur ein gewöhnlicher Zauberer sein. Ich lerne nicht einfach Feuermagie zusätzlich zu meiner eigenen. Oder Lichtmagie oder Beschwörungskünste.« Er holte Luft. »Kannst du das verstehen? Ich werde etwas anderes sein als jeder Magier, den der Kontinent kennt.«
»Deine Augen leuchten.« Lenia lächelte und wandte sich dem Tisch mit den Kuriositäten zu. »Du glaubst, die Menschen werden dich so ansehen wie die Magier auf dem Fest.«
»Und ich werde dazu nicht einmal etwas tun müssen. Keine artistischen Kunststücke auf der Bühne. Ganz von selbst werden die Menschen es bemerken, mehr und mehr im Laufe der Jahre. Sie werden sehen, dass ich noch jung bin, wenn sie schon an Krücken gehen müssen. Niemand hat so etwas bisher vollbracht. Ich … ich könnte sogar dich unsterblich machen.«
In Lenias Augenwinkeln glitzerte es. Unvermittelt drückte sie sich an ihn. Ihr Gesicht lag an seiner Brust, und sie klammerte sich mit den Händen in seinen Mantel. Die Menschen begannen, in ihre Richtung zu schauen. Nairod zog an seinem Mantel, um ihn aus Lenias Händen zu befreien. Sie sah hoch zu ihm. »Ich will aber nicht unsterblich sein. Wenn Menschen dazu geschaffen wären, unsterblich zu sein, dann könnten sie nicht an der Pest erkranken und sich keine Knochen brechen. Ihre Haut würde mit der Zeit nicht runzlig werden und ihre Augen nicht trüb.«
Nairod schob sie an den Schultern von sich fort. »Genau das ist es. Lenia, wenn alle Menschen ewig jung sein würden, weshalb müsste ich es dann noch anstreben? Ich kann mit dieser Zauberformel ändern, wozu wir geschaffen wurden.«
»Aber hast du schon einmal daran gedacht, dass es vielleicht genau so sein soll?«
»Dass was so sein soll?«
»Unsere Gaben. Jeder Mensch bekommt seine und damit eine Aufgabe für sein Leben.« Sie faltete die Hände
Er lachte. »Wenn du daran glaubst, was ist dann deine
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