Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
Vom Netzwerk:
sucht.«
    »Nein«, sagte Nairod. Die Erregung wogte hoch in ihm. »Wir gehen noch heute Abend los. Du wartest hier, Sax. Wir sind bald zurück.«
    »Nairod!« Lenia sah ihn an mit dem Blick, den er zur Genüge kannte. »Wie lange hast du nicht geschlafen? Noch ein paar Stunden, und es sind ein ganzer Tag und eine ganze Nacht.«
    »Ich bin nicht müde. Nicht mehr. Ich würde sowieso nicht mehr schlafen können heute Nacht.«
    Sie antwortete nicht, sondern verzog nur den Mund.
    »Ihr wollt das wirklich?«, fragte Sax.
    Nairod schwang sich über die Parkmauer. »Warte hier. Es dauert nicht lange. Vor Mitternacht will ich im Anwesen sein.«
    »Meine Betonung lag auf ihr . Ihr wollt das wirklich?« Sax spazierte hinüber zu Lenia.
    Nairod legte eine Hand auf die Mauer, um Sax den Weg zu Lenia zu versperren. »Und meine Betonung lag auf …«, er formte jedes Wort einzeln mit grimmiger Entschlossenheit, »… warte hier. Es dauert nicht lange. Vor Mitternacht will ich im Anwesen sein. «
    ***
    Lenia protestierte auf dem ganzen Weg hinab in die Stadt nicht, aber ihr Schweigen sagte mehr als Worte. Nairod schloss sich dem Schweigen an, obwohl die Stille drückend und unangenehm wurde.
    Es erwies sich als mühselig, Händler aufzustöbern, die um die späte Stunde noch geöffnet hatten. Auf dem Markt, an einem Stand, der gerade von seinem Besitzer abgebaut wurde, ergatterten sie Seil, Handschuhe und Kletterhaken. Nur für den Fall. An Masken kamen sie nicht mehr, also kaufte Nairod eine dunkle Hose aus dehnbarem Stoff und riss und schnitt mit Hilfe seiner scharfkantigen Keule zwei Stücke daraus. Für Mund, Nase und Augen schlitzte er Löcher hinein. Bei seiner Maske lag ein Augenloch zu weit innen, so dass er wie ein Einäugiger wirkte und nur mit halbem Auge hinausblicken konnte. Bei Lenias Verkleidung war der Mundschlitz etwas zu breit geraten, und die Maske lächelte über ihre Mundwinkel hinaus.
    Den metallenen Knüppel ließ Nairod in einer Gasse liegen. Für das Ding hatte er all sein Kochgeschirr geopfert, aber letztlich war es nur ein unhandliches Stück Eisen, mit dem er in einem wirklichen Kampf kaum einen einzigen Schlag hätte ausführen können. Außerdem schmerzte ihm mit jedem Tag, den er das Ding trug, der Rücken mehr.
    Zuletzt suchte er mit Lenia einen Laden, der okkultere Waren verkaufte.
    In dem kleinen Haus am Stadtrand hing der schwere Geruch brennender Kräuter. Nirgendwo um die mit Kuriositäten beladenen Tische standen Feuerschalen, nirgendwo stieg Rauch auf. Aber wie der Betreiber es auch angestellt haben mochte, sein Laden atmete Mystik aus und lockte sogar zu nachtschlafener Zeit noch Kunden an.
    Nairod besah sich die ausgestellten, seltsamen Artefakte. Mit Moos umrankte Schafsschädel, knorrige Wurzelgeflechte in der Form einer menschlichen Hand, Steine, die entfernt Gesichtern ähnelten. Eine Gänsehaut kroch ihm über die Arme. Er schritt zwischen den anderen Kunden hindurch und gelangte an den Tisch mit den Kristallen. Wahrscheinlich waren es hier die einzigen Gegenstände mit praktischem Nutzen. Er hob einen der Steine hoch: dünn wie ein menschlicher Finger und lang wie zwei.
    Lenia drängte sich von der Seite heran.
    »Sieht annehmbar aus, oder?« Nairod hielt ihr den Kristall hin.
    »Viel zu teuer bei der Größe.« Sie machte ein missmutiges Gesicht.
    »Aber eine kleine Verstärkung für den Notfall können wir brauchen.«
    »Für welchen Notfall?« Sie starrte auf den Kristall in seiner Hand.
    »Ich weiß nicht. Wir könnten auf einen Schutzwall stoßen, den ich nicht einfach bannen kann. Oder wir werden gefasst, und dann könntest du den Wächtern mit einer verstärkten Schutzwand den Weg abschneiden … Oder irgendetwas anderes geschieht in diesem Irrgarten.«
    Lenia seufzte und strich gedankenverloren mit der Hand über die ausliegenden Kristalle. »Weißt du, Nairod … Dass du mir die Honigpralinen geschenkt hast, das ist schön gewesen. Aber ich verstehe trotz allem nicht, wieso du tust, was du tust.«
    Nairod legte den Kristall zurück. »Wieso ich diesen Einbruch plane? Weil ich Arimans Teil des Buchs will.«
    »Das ist nicht so schwer zu verstehen. Ich meine grundsätzlich. Wenn alles klappt, und ich meine alles , dann hast du einen Zauber, der dich unsterblich macht.« Sie sah ihn an, ihr Gesicht nah an seinem. »Wozu, Nairod?«
    Er schaute weg, nahm einen smaragdgrünen, würfelförmigen Machtkristall und drehte ihn auf dem Tisch herum. »Ich erwarte nicht, dass du es

Weitere Kostenlose Bücher