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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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wahr?«, fragte er in die Runde. »Ich hatte ihn schon verloren geglaubt. Und nun vermute ich tatsächlich, dass er mehr von mir hat als ich selbst.« Er lachte, und es schüttelte seine gebrechliche Gestalt.
    Einige der Berater am Tisch lachten zurückhaltend, andere wechselten nur Blicke.
    Lächelnd kam der Kaiser wieder zur Ruhe. »Und nun haben wir so viel geredet. Lasst uns gemeinsam ein wenig schweigen.« Er faltete die Hände auf dem Tisch.

Kapitel 17:
DER LETZTE GÖTTERBOTE
    Grau und Grün überall. Hecken flankierten den Weg, blockierten ihn manchmal, und nirgendwo konnte Nairod über sie hinwegblicken. Sie befanden sich an einem Ort, der irgendwo zwischen Tag und Nacht, irgendwo zwischen Wirklichkeit und Traum lag, und hindurch führte sie eine winzige Gestalt, die meist nur ein Rascheln im hohen Gras war.
    Schon so viele Ecken und Biegungen hatten sie genommen, dass sich unmöglich sagen ließ, in welcher Richtung der Ausgang, in welcher der Eingang und in welcher nur tödliche Fallen lagen. Sax ließ noch zwei zuschnappen, entweder aus Unsicherheit über den wirklichen Weg oder weil er gerne mit der Macht spielte, die er durch sein Wissen besaß. Bei der ersten Falle klappte der Erdboden plötzlich weg, als sei er nur Teil einer Bühnenausstattung, und gab ein bodenloses, tiefschwarzes Loch frei. Bei der zweiten schoss unversehens eine Flamme durch die Luft. Nairod zuckte nicht mit der Wimper. Der Zwerg würde keine Genugtuung bekommen.
    Sie irrten ewig durch den grauen Garten, und nicht nur einmal hatte Nairod das Gefühl, dass sie diesen Weg schon einmal beschritten hatten. Aber hier sah jeder Weg gleich aus.
    Nach einer Abzweigung erreichten sie einen Graben, der die Heckenwand vor ihnen ersetzte. Fünf Meter weit erstreckte sich die Finsternis, die keinen Grund zu kennen schien.
    Nairod ging daran vorbei, da krallten sich die Hände des Wichts in sein Hosenbein. »Neineinein! In der Richtung ist eine Falle, mit Klingen und Pfeilen, du willst dir gar nicht vorstellen, was sie mit dir anstellt.«
    »Und das da, ist das keine Falle?« Nairod nickte zu der Fallgrube. »Wo sollen wir sonst lang?«
    »Das ist keine Falle. Das heißt … zumindest war sie noch nicht da, als ich das letzte Mal hier entlanggegangen bin. In so eine Grube fällt doch niemand unabsichtlich hinein. Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass das der richtige Weg ist. Wir müssen hinüber.«
    Lenia stand am Rand des dunklen Lochs und blickte auf die andere Seite. »Erinnerst du dich auch an diese Statue, wenn du schon einmal hier warst?«
    Dort stand auf einem Sockel eine Figur aus weißem Stein, die erst auf den zweiten Blick als Statue erkennbar war und nicht als willkürliche Formensammlung. Aufrecht auf zwei Klauenbeinen stand eine Kreatur mit winzigem Schädel, der von einem eisernen Helm verdeckt wurde. Die Arme hielt das Wesen um die Brust geschlungen, und wo Hände hätten sein müssen, da waren übergroße Pranken mit drei armdicken und mindestens einen Meter langen Klauen.
    »An die Statue erinnere ich mich nicht, nein.« Sax raschelte durch das Gras zu Lenia. »Aber ich bin mir sicher, dass es der richtige Weg ist.«
    »Mir kommt die Statue bekannt vor«, sagte Lenia.
    Nairod setzte seinen Rucksack ab. »Sie sieht einfach nur unheimlich aus. Aber ich bin trotzdem froh, dass sie da ist.«
    »Wieso?«, fragte Lenia. »Meinst du, sie wird dir über den Abgrund helfen?«
    »Genau das.« Er zerrte einen Haken, der an einem Seil befestigt war, aus seinem Rucksack. »Ich habe mir das hier eigentlich gekauft, um an der Hauswand hochklettern zu können. Aber es nutzt uns wohl schon früher.«
    Er ließ das Seil durch seine Hände laufen. Insgesamt maß es knapp zehn Meter, weit mehr, als sie brauchten. »Geht ein Stück zurück, ich brauche Platz.«
    Als Lenia zur Seite getreten war, wirbelte er den Haken über seinem Kopf, dass das Seil durch die Luft pfiff. Dann schleuderte er den Haken über den Abgrund, und er flog weit über die Grube hinaus. Das Metall klirrte nutzlos gegen den Fuß der Statue.
    Beim zweiten Versuch landete der Haken zwischen den Beinen, beim dritten griff er in einen der dürren Arme, löste sich aber wieder, und erst beim vierten Mal griff er zwischen die Klauenfinger der Statue. Nairod ruckte mit aller Kraft am Seil. Es hielt.
    Er drehte sich um. »Will jemand zuerst?«
    Ein Rascheln huschte durch das Gras zu Lenias Füßen. Sie bückte sich und nahm den Wicht auf den Arm. »Wir kommen nach.«
    »Dachte

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