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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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aus Fenstern und Haustüren, und es schien, als blicke man in dämonische Fratzen. Rauch vernebelte dick und grau den Nachthimmel. Sogar durch das Hemd, das sich Elarides über die Nase gezogen hatte, biss sich der Rauch.
    Er stolperte die schwer verhangenen Straßen entlang, lief gegen Körper, die vor ihm aus dem Dunst auftauchten, und rannte an ihnen vorbei, immer weiter. Andere Körper lagen am Boden. Über sie sprang er hinweg. Hustend erreichte er das Gebäude, das einmal das Letzte Licht gewesen war.
    Das letzte und einzige Licht in dieser brennenden Stadt war es nicht mehr, aber es leuchtete heller als je zuvor im Schein der Flammen, die sich fauchend durch das obere Stockwerk fraßen. Geduckt und hustend eilte er hinein. Die Hitze umhüllte ihn schlagartig.
    Im Schankraum lagen mehr Stühle auf dem Boden als noch standen, und die Wand mit den Spirituosen hinter der Theke brannte lichterloh. Die Helligkeit stach ihm in die Augen.
    Er wandte sich zur Treppe, die nach oben führte. Auch dort flackerte heller Feuerschein. Ein Mann kam die Treppe herab. Sein ganzer Leib leuchtete grell, als bestünde er aus Feuer. Instinktiv wich Elarides zurück, aber er konnte sich von dem Zauber nicht abwenden.
    Auf den untersten Stufen verlor sich die Magie jedoch. Der Mann bestand nicht aus Feuer. Eine weiß-silberne Rüstung bot den Flammen einen Spiegel, im dem sie sich vervielfachen konnten. Der Mann war sehr jung, gerade mal in seinem Alter. Er hatte stechende blaue Augen und langes blondes Haar wie sein eigenes.
    »Lavar?«
    Mit gezogenem Schwert nahm der Prinz des Reichs die letzten Stufen.
    Elarides’ Verstand arbeitete blitzschnell, und er hob den Speer. » Du bist es, der den Tod nach Zweibrück bringt. Das kann ich nicht …« Doch. Das konnte er glauben. Das musste er glauben, nach dem, was Raigar ihm erzählt hatte. Die Söldner waren gewiss keine guten Menschen, aber nicht sie brachten dieses Verderben. Er fasste den Speer fester. »Ruf deine Männer zurück. Oder ich – ich töte dich! Ich habe schon einen Mann getötet!«
    Der Prinz schien ihn gar nicht zu hören. Mit der Sicherheit eines Traumwandlers kam er auf ihn zu.
    Das Schwert in Lavars Hand schlug einen eleganten Bogen, um ihn zu enthaupten. Elarides blockte mit dem quergehaltenen Speer und stemmte sich gegen die Erschütterung, mit der Metall auf Metall traf.
    Er stemmte sich gegen die Waffe, deren Schneide dicht vor seiner Stirn hing. Wenn er nur auch ein Schwert gehabt hätte …
    Lavar zog seinen Waffenarm zurück. Elarides taumelte durch seinen eigenen Schwung nach vorn und stieß gegen einen Tisch. Als er sich umdrehte, stand Lavar schon vor ihm, die Klingenspitze auf seine Brust gerichtet, und holte zum Stich aus.
    Sein Blick zuckte zur Seite. Mitten in der Bewegung brach Lavar den Todesstoß ab und warf sich auf den Boden. Keine Sekunde später flog ein zersplittertes, flammendes Wagenrand durch die Eingangstür über den Prinzen hinweg. Das Rad traf die brennende Treppe und zerschmetterte krachend die Stufen. In der Tür stand ein mächtiger Schatten.
    Elarides rannte los und stürzte hinaus in die stickige Luft der Straßen. Sofort zog er sich das Hemd wieder über das Gesicht.
    Raigar war ebenfalls wieder auf die Straße hinausgetreten. Er hielt die andere Hälfte des Rades noch in der Hand und ließ sie nun fallen. »Was hast du da drin gesucht? Du hast doch gesehen, dass es brennt.«
    Hilflos blickte Elarides zu den Fenstern des ersten Stocks hinauf. Dort herrschte eine Feuersbrunst. Er konnte nur zuschauen. Die Bücher. »Ich …«, begann er, aber er brachte keinen Satz mehr heraus. In der Tür des Gasthauses erschien ein flammend hell glänzendes Gespenst.
    »In Ordnung. Komm.«
    Er folgte Raigar durch die verrauchten Straßen. Hinter ihnen erklangen Rufe und Stimmen. Fliehende oder Verfolger, egal.
    »Es gibt Fluchttunnel unter der Stadt. Mihiko, die Priesterin, kennt sie. Wir müssen es nur bis zur Kirche schaffen.«
    Elarides lief mit zusammengekniffenen Augen im Windschatten des Riesen. Hoffentlich wusste der, wohin er rannte.
    Sie passierten den Festplatz, ein glühendes Inferno in der Mitte der Stadt. Vier Männer schlossen sich ihnen an und ein Junge. Rattenfinger. Sein Freund Adler war nirgends zu sehen.
    Als Elarides fürchtete, er müsse in dem beißenden Rauch in Ohnmacht fallen, tauchte zwischen Schleiern die zerstörte Kirche auf. Die Männer hielten auf den Altar zu, hinter dem die Priesterin sie erwartete. Die Feuer

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