Magie des Windes - Feehan, C: Magie des Windes - Safe Harbor (5 - Hannah)
steigerte sich wieder in seinen Zorn hinein. »Bei jedem ihrer Auftritte habe ich Angst um sie. Es gibt so viele Irre auf der Welt, Sarah, und wenn eine Frau weltweit auf den Titelbildern von Zeitschriften zu sehen ist und im Fernsehen den Zuschauern schöne Augen macht, dann weiß man doch genau, dass sie sich damit Ärger einhandelt. Sie und Joley sollten zu Hause bleiben, wo ich sie im Auge behalten kann. Ich werde allmählich zu alt für diesen Blödsinn und Hannah lässt mir graue Haare wachsen.«
Sarah sah ihn finster an. Jonas schwitzte. Jonas schwitzte nie. Oder sie hatte ihn jedenfalls noch nie schwitzen sehen. Jonas führte sich noch mehr als sonst wie Hannahs Beschützer auf. Sie musterte ihn mit einer Spur von Argwohn und versuchte seine verkniffenen Züge zu deuten. »Hat Hannah etwa mehr Briefe als sonst bekommen und du hast mir nichts davon gesagt?«
»Hörst du überhaupt, was du da sagst? Ist es etwa normal, Briefe von Irren zu bekommen? Nein, sie bekommt nicht mehr Post als sonst, aber die Briefe, die sie erhält, sind unheimlich, und es sind ohnehin schon viel zu viele. Und das, was Joley abkriegt, ist noch schlimmer. Ich schwöre es dir, jeder Verrückte
ist auf dieses Mädchen fixiert. Ich will die beiden doch nur hier haben, wo ich auf sie aufpassen kann, aber stattdessen reisen sie um die Welt.«
Natürlich wollte Jonas sie alle beschützen. Das lag in seiner Natur. Begonnen hatte es mit seiner Mutter, und jetzt konnte er es nicht lassen, auf ihrer aller Sicherheit bedacht zu sein, erklärte sich Sarah seine Reaktion. Mehr steckte nicht dahinter.
Sie sah aus den Fenstern aufs Meer hinaus, das stürmischer wurde und ihre Verfassung widerspiegelte. Sie war schon seit Stunden verstört und schob es auf Jonas’ Gereiztheit. Der Wind peitschte die Wogen und ließ kleine Strudel über die Wasseroberfläche rasen. Die Wellen schlugen heftig gegen die Felsen unter ihnen. Schon jetzt zog dunkelgrauer Dunst auf und legte sich wie eine Decke über das Wasser. Sarah beugte sich vor, um besser sehen zu können.
»Jonas, steht ein Sturm zu erwarten? Ich dachte, es hätte ein klarer Tag werden sollen. Der Wind nimmt zu und Nebel zieht auf.«
Er drehte sich zu dem brodelnden Meer um, denn ihr Tonfall hatte ihn wachsam werden lassen. »Ich habe nicht auf das Wetter geachtet.«
Sein Blick wurde wieder auf den Bildschirm gelenkt, als Hannah erneut auftauchte, diesmal in einer anderen Aufmachung. Sie trug Röhrenjeans, deren Seitennähte mit Strass besetzt waren. Weitere glitzernde Steine betonten, wie eng sich der Stoff an ihren bezaubernden Hintern schmiegte. Das kurze Oberteil reichte bei weitem nicht bis auf die Jeans, die tief auf ihren Hüften saß. Ein Streifen geschmeidiger Haut lag frei und zeigte ihren reizvollen Nabel und eine schimmernde Goldkette.
Jonas spürte die Glut, die durch seinen Körper schoss. Er konnte die Frau nicht ansehen, ohne physisch auf sie zu reagieren. Sein halbes Leben lang war er mit einem Steifen herumgelaufen, der nur ihr galt, und die andere Hälfte der Zeit hatte
er jeden Mann, der sie ansah, niederschlagen wollen. Er hatte Hannahs Geschmack noch im Mund und konnte fühlen, wie sich ihr Körper um seinen schlang. »Der Teufel soll sie holen, Sarah. Warum muss sie das tun?«
Sarah stand auf, trat ans Fenster und starrte gebannt aufs Meer hinaus. »Sie tut es, weil das ihr Job ist, und sie verdient eine Menge Geld damit, Jonas.« Sie murmelte die Worte geistesabwesend vor sich hin, denn ihre Konzentration galt dem Sturm, der draußen aufkam. Das Wetter und das aufgewühlte Meer schienen zu Jonas’ finsterer Stimmung zu passen.
Jonas warf einen schnellen Blick auf sie, bevor er wieder Hannah anstarrte. Sein Magen verkrampfte sich so sehr, dass ihm fast schlecht wurde. »Ich will, dass sie das bleiben lässt, verflucht noch mal.« Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Es ist mein Ernst, Sarah. Ich werde ein ernstes Wort mit ihr reden. Das ist ihre letzte Modenschau. Dann kann sie sich aus dem Geschäft zurückziehen.«
Mit diesen Worten hatte er Sarahs Aufmerksamkeit wieder auf sich gezogen. »Und wie stellst du dir das vor?«
»Ich werde es ihr sagen. Sie wird es verkraften. Schließlich musste ich mir diesen Mist jahrelang bieten lassen.«
»Du willst, dass sie sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere als Model zur Ruhe setzt? Ist dir bewusst, dass im Moment kein anderes Model so gefragt ist wie sie und dass eine Karriere als Model zeitlich sehr begrenzt
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