Magie des Windes - Feehan, C: Magie des Windes - Safe Harbor (5 - Hannah)
Kräfte und sie liebte ihre Schwestern so sehr, dass sie ihre Gefühle vor ihnen verborgen hätte, wenn sie glaubte, ihnen sei unbehaglich dabei zumute.
»Das kann nicht wahr sein«, murmelte sie vor sich hin und war plötzlich besorgt. Hannahs Panikattacken hatten zu ihren Schulzeiten begonnen und sich im Lauf ihrer Karriere als Model nicht gelegt. Sie gab nur selten Interviews, weil immer eine der anderen Drake-Schwestern ihr helfen musste, mit ihrer Nervosität fertig zu werden. Konnte es tatsächlich sein, dass sie gern zu Hause geblieben wäre, statt um die Welt zu reisen? War es möglich, dass sie ihren tollen Job und all den Glamour hasste, der damit verbunden war?
»Komm schon, Sarah, du willst es einfach nicht wahrhaben. Ihr seid alle so sicher, dass ihr wisst, was das Beste für Hannah ist, und ihr sorgt dafür, dass sie es auch weiß. Hannah ist nur dann wirklich sie selbst, wenn sie mir Ärger macht, weil sie wütend auf mich ist.«
»Du willst sie verletzen«, warf Sarah ihm vor. Sie geriet in Wut, aber sie war in erster Linie wütend auf sich selbst, weil sich in ihr der Verdacht regte, er könnte Recht haben – und das würde bedeuten, dass sie alle Hannah zu etwas getrieben hatten, was sie eigentlich gar nicht tun wollte. Es hätte Hannah ähnlich gesehen, den Mund zu halten, wenn sie sich elend fühlte.
Jonas fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Er war sichtlich aufgewühlt. »Ich will sie nicht verletzen. Ich will, dass sie sich durchsetzt und die Person ist, die sie in Wirklichkeit ist, und nicht die, von der sie meint, wir alle wollten sie so haben. Glaube mir, wenn es mir gelingt, sie wütend zu machen, kommt die echte Hannah zum Vorschein.«
»Nein, das sieht ihr gar nicht ähnlich.«
»Sie will es jedem recht machen. Das weißt du selbst. Sie will, dass alle glücklich sind. Ihr erwartet von ihr, dass sie erfolgreich
ist, und mit bescheidenen Erfolgen würdet ihr euch niemals zufrieden geben. Ihr stellt hohe Anforderungen, denen sie entsprechen muss. Ihr alle seid auf eurem jeweiligen Gebiet phantastisch.«
»Sie auch.«
»Aber ihr ist es ein Gräuel. Sie würde lieber ein ruhiges Leben führen, zu Hause bleiben und dafür sorgen, dass alle glücklich sind.«
Sarah schüttelte den Kopf.
»Ihr idiotischer Agent sagt ihr, sie soll abnehmen, und statt ihm zu sagen, er soll sich zum Teufel scheren, hungert sie lieber, weil sie fürchtet, sie sei sonst nicht perfekt genug, um von euch allen geliebt zu werden. Ich habe mir immer wieder gesagt, irgendwann reicht es ihr und sie schmeißt es hin, aber stattdessen bringt sie sich um. Sie tut es Schritt für Schritt, aber am Ende läuft es auf dasselbe hinaus. Und deshalb werde ich dem Einhalt gebieten.«
»Ich glaube, du irrst dich«, sagte Sarah, aber ihre Worte entsprachen nicht mehr der Wahrheit.
Jonas fluchte leise. »Ich hätte sie von dieser Reise abhalten müssen.«
»Nichts hätte sie davon abhalten können, Jonas. Sie ist eine Verpflichtung eingegangen und Hannah kommt ihren Verpflichtungen nach.« Sarah wandte ihm den Rücken zu und sah wieder aus dem Fenster aufs Meer. Sie hätte schwören können, dass sie durch den grauen Nebel zwei Wassersäulen sah, die sich schnell voranbewegten. Das Wasser war jetzt dunkel und aufgewühlt, ein Spiegelbild ihrer Stimmung. »Was ist aus meinem ruhigen, friedlichen Tag geworden, Jonas? Ich wollte mich auf dem Sofa zusammenrollen und mir den Auftritt meiner Schwester ansehen, wenn ich schon nicht persönlich dabei sein kann.«
Jonas wandte sich dem Fernseher wieder zu. »Hat Hannah dich tatsächlich gebeten, die Modenschau zu besuchen?«
»Ja.«
Lange Zeit herrschte Schweigen, während drei Models gemeinsam den Laufsteg zu einer Darbietung betraten.
»Mich hat sie auch eingeladen.«
Sarah zuckte zusammen. »Was sagst du da?« Ein eisiger Schauer kroch ihr über den Rücken und auf ihren Armen bildete sich Gänsehaut.
Jonas drehte sich zu ihr um und ließ sich erstmals anmerken, wie verstört er war. »Das hat sie noch nie getan. Sie weiß, dass ich ihre Auftritte hasse. Weshalb sollte sie mich einladen, wenn sie weiß, dass ich sarkastisch und gemein wäre, wenn ich mitkäme?« In seinen Augen waren Schatten zu erkennen. »Ich habe seit Tagen nicht mehr geschlafen, Sarah.«
» Warum hast du mir das nicht gleich gesagt? Um Gottes willen, Jonas, du bist wie wir. Du weißt, dass du selbst Gaben besitzt. Wenn du das Gefühl hast, dass etwas nicht stimmt, dann musst du es sagen.«
»Ich
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