Magie des Windes - Feehan, C: Magie des Windes - Safe Harbor (5 - Hannah)
ihr heimzahlen wollte. Jetzt strömte ihm nicht nur Mitgefühl entgegen, sondern er würde sogar noch mehr gefragt sein.
Jonas kam einfach nicht dahinter, was er davon halten sollte, dass ein unbescholtenes Ehepaar ohne eine Spur von Geisteskrankheit einen Hass entwickelte, der tief genug war, um einen so brutalen Anschlag auf Hannahs Leben zu verüben. Der Angriff hatte etwas unglaublich Persönliches an sich gehabt. Er war dramatisch gewesen und er war im Fernsehen übertragen worden. Inside Entertainment , das beliebte Starmagazin, hatte viel Werbung dafür gemacht, dass sie die Party übertragen würden, die zur Fete des Jahrhunderts erklärt worden war und von sämtlichen Stars besucht werden würde. Das hieß, Albert Werner hatte gewollt , dass der Angriff von der Kamera festgehalten wurde. Er hatte gewollt, dass alle Welt es sah. Er hatte gewusst, dass er geschnappt werden würde, und er musste darauf vorbereitet gewesen sein, seinem Leben ein Ende zu setzen, ebenso wie seine Frau es getan hatte.
Und damit kehrte die ganze Geschichte wieder an ihren Ausgangspunkt zurück, nämlich zu den übersinnlichen Kräften.
Wem würde es etwas einbringen, wenn er ein Ehepaar zwang, Hannah Drake zu töten? Er würde sich auf die Suche nach einer Verbindung mit Simpson machen. Der Mann würde als Liebling der Medien aus dieser Geschichte hervorgehen. Und es ließ sich nicht verhindern, dass er Prakenskij genauer unter die Lupe nehmen musste.
Jonas.
Er knabberte an ihren Fingern. »Ich bin bei dir, Baby. Mach dir nicht so viele Sorgen. Du kennst mich doch. Ich mag es sauber und ordentlich.« Er warf einen Blick über seine Schulter, als er die Drakes eintreffen hörte. »Deine Familie ist zur nächsten Heilsitzung gekommen und anschließend werden wir dich in ein anderes Zimmer verlegen.«
Ihre Finger hakten sich um seine. Wann kann ich nach Hause gehen?
»Bald, Schätzchen. Ich verspreche es dir. Ich bringe dich bald nach Hause.«
10.
H annah stand mitten in ihrem Zimmer und zitterte von Kopf bis Fuß. Galle stieg in ihre Kehle auf. Um sie herum lagen die Scherben des Ganzkörperspiegels mit der verspiegelten Seite nach oben auf dem Fußboden und zeigten zahllose Male ein grauenhaftes, monströses Bild ihres Körpers. Sie sah aus wie eine Patchworkdecke. Das war nicht sie, das war nicht ihr Körper.
Sie presste sich die Finger fest auf die Augen, um dem Tränenfluss Einhalt zu gebieten. Nein, sie würde es nicht tun. Das kam gar nicht in Frage. Sie war am Leben. Ihre Schwestern heilten sie. Jeder andere Mensch wäre tot gewesen. Tot . Sie musste dankbar für das Wunder sein, das sie an ihr vollbracht hatten. Sie musste die Eitelkeit unterdrücken, die sie nicht mit dem Ergebnis fertig werden ließ. Die Messerwunden auf ihrem Körper würden mit der Zeit verblassen, viel schneller, als es normalerweise der Fall gewesen wäre. Libby war sicher, dass die Drake-Schwestern es schaffen würden, die meisten Narben unauffälliger zu machen. Sie musste dankbar sein.
»Hannah?« Es wurde leise an die Tür geklopft. Zaghaft. Beharrlich. »Schätzchen, wir haben gehört, dass etwas hingefallen ist. Ist alles in Ordnung mit dir?«
Hannah schluckte schwer, schnappte sich ihren Morgenmantel und bedeckte hastig ihren Körper. Sie wagte es nicht, barfuß auch nur einen Schritt durch die Glasscherben auf dem
Boden zu laufen. Es waren große, spitze Scherben und winzige Splitter. Zerstört. Wie ihr Leben. Ihr Körper. Alles. »Mir fehlt nichts, Sarah. Ich habe nur etwas fallen lassen. Ich wollte mich gerade hinlegen.«
»Lass mich rein, Schätzchen. Ich helfe dir beim Aufsammeln der Scherben. Ich habe gehört, dass etwas zerbrochen ist.«
»Das habe ich schon erledigt.« Sie wollte Sarah unbedingt loswerden. Sie brauchte ihre Ruhe und sie alle mussten ihr Zeit lassen. Sie war, ebenso wie der Spiegel, in eine Million Splitter zersprungen und sie musste sehen, wie sie sich wieder zusammensetzte. Sie musste den Glauben an sich selbst wiederfinden. Sie wollte nicht so sein – verängstigt und verloren. Und sie fühlte sich so allein.
Vor allem hielt sie es nicht mehr aus, ständig getäuscht zu werden. Sie konnte das Mitleid ihrer Schwestern fühlen. Die arme Hannah. Was wird sie bloß tun? Wir müssen ihr diese Überlegungen abnehmen. Ihr Leben für sie planen, da es jetzt zerstört ist. Das Mitgefühl brachte sie um. Sie hielt es nicht im selben Zimmer mit ihnen aus. Sie flüsterten. Flüsterten . Als läge sie auf ihrem
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