Magie einer Gewitternacht
mitten in der Hochzeitszeremonie mitgeteilt, dass das Kind, das sie erwartete, von einem anderen Mann war. Und doch hatte er sich später in Chloe verliebt, ob er das vorher gewollt hatte oder nicht. Vielleicht also bestand für die anderen Westmorelands – vor allem für Derringer – auch noch Hoffnung.
„Gerüchten zufolge interessierst du dich neuerdings für Damenunterwäsche, Derringer. Gibt es dafür einen Grund?“ Das war Canyon, einer seiner Cousins und vier Jahre jünger als er.
Derringer drehte sich langsam vom Billardtisch um, das Queue noch in der Hand.
„Nein, keinen besonderen.“
Canyon lächelte. „Mich hast du zwar nicht gefragt, aber vielleicht interessiert es dich, dass die Frauen, mit denen ich ausgehe, keine Unterwäsche tragen.“
Derringer musste lachen. Das glaubte er sofort. Er sah zum Tisch hinüber, wo der Rest der Truppe bei einem Bier zusammensaß – sein Bruder Zane und seine Cousins Jason, Riley, Canyon und Stern. Sie standen sich alle so nahe wie Blutsbrüder. Zane war derjenige, der über diese Dessousgeschichte Bescheid wusste, aber er würde ihn bestimmt nicht verraten.
„Seit wann gehst du eigentlich mit Lucia aus?“, wollte Jason wissen. „Ich dachte, du hättest Angst vor ihrem Vater.“
Derringer lächelte. „Lucia ist erwachsen und alt genug, selbst zu entscheiden, mit wem sie ausgehen will oder nicht. Ihren Vater geht das nichts an.“
„Mag sein. Aber sie ist nicht dein Typ“, stellte Riley fest.
Etwas Ähnliches hatte Bailey an diesem Tag auch schon gesagt. „Und was ist mein Typ?“, fragte er betont freundlich.
„Frauen, die schwarze Slips tragen“, erklärte Canyon prompt.
„Andererseits könnte mein Geschmack im Hinblick auf Frauen sich auch verändert haben.“ Damit wandte Derringer sich wieder zum Billardtisch um.
Zane stieß einen verächtlichen Laut aus. „Seit wann das denn? Seit Sugar Foot dich abgeworfen hat und du dir den Kopf angeschlagen hast?“
Derringer runzelte die Stirn. „Ich habe mir den Kopf nicht angeschlagen.“
„Na ja, man macht sich eben so seine Gedanken“, sagte Riley. „Erst läufst du herum und fragst die Leute nach irgendwelchen Dessous aus, und jetzt verabredest du dich plötzlich mit Lucia Conyers. Ich kann dir nur raten, sie anständig zu behandeln, sonst bekommst du es mit Chloe zu tun.“
„Und nicht nur mit ihr“, drohte Zane. „Wir mögen Lucia.“
Derringer gab keine Antwort darauf, sondern drehte die Spitze seines Queues in der Kreide. In diesem Augenblick war es ihm völlig gleichgültig, was seine Verwandten von Lucia Conyers hielten. Er verfolgte seinen eigenen Plan mit ihr, und wenn seinen Brüdern und Cousins das nicht gefiel, dann hatten sie eben Pech gehabt.
5. KAPITEL
Am Samstagabend, kurz vor Derringers Ankunft, war Lucia ein Nervenbündel. Inzwischen hatte sie ihren Vater mit seinem Auftritt auf dem Ball der Westmorelands konfrontiert. Er hatte nichts abgestritten, aber seinem etwas dümmlichen Lächeln nach zu schließen, war ihm seine Drohung mittlerweile ein wenig peinlich. Und er gestand, dass er Derringer gefürchtet habe wie der Teufel das Weihwasser. Aber er bereute nichts, sondern war im Gegenteil mehr als zufrieden mit sich, dass seine Warnung die gewünschte Wirkung gezeigt hatte.
Immerhin versprach er, sich in Zukunft nicht mehr einzumischen, schließlich sei Lucia alt genug und könne für sich selbst sorgen. Am Ende hatte sie ihm einen töchterlichen Kuss gegeben und behauptet, er sei der beste Vater der Welt.
Derringer hatte also die Wahrheit gesagt. Er hatte sich vor Jahren wirklich für sie interessiert, aber dann hatte ihr Vater ihn abgeschreckt. Auch wenn Lucia sich fortan immer fragen würde, wie es gekommen wäre, hätte ihr Vater nicht eingegriffen, war sie doch fest davon überzeugt, dass nichts im Leben ohne Grund geschah. Abgesehen davon wäre sie Derringer damals mit ihren achtzehn Jahren sicher nicht gewachsen gewesen – und mit zweiundzwanzig wohl auch nicht. Sie war ja nicht einmal sicher, ob sie ihm heute gewachsen war, aber entschlossen, einen Versuch zu wagen. Irgendeinen tieferen Sinn hatte es bestimmt gehabt, dass sie zu ihm ins Bett gestiegen war.
Inständig hoffte sie, dass sich ihr dieser tiefere Sinn erschließen würde.
Die Tatsache, dass der Grund, warum Derringer mit ihr ins Kino gehen wollte, offenbar nichts mit ihrer gemeinsamen Nacht zu tun hatte, erleichterte sie ungemein. Immer wieder hatte sie die Nacht in Gedanken Revue
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