Magie einer Gewitternacht
sie sie gesehen haben.“
Das wusste er selber, dafür brauchte er Zane nicht! Derringer holte tief Luft und schob seinen Stetson aus der Stirn. „Darum geht es nicht. Ich will wissen, welche Wirkung Parfüm auf Männer haben kann.“
„Na ja …“ Zane amüsierte sich offenbar großartig. „Die meisten Männer lassen sich davon total verrückt machen. Das liegt an den Pheromonen. Kannst du dich noch erinnern, dass ich letztes Jahr bei dieser Ärztin war?“
„Ja, und?“
„Mann, die hat mich mit ihrem Parfüm völlig verrückt gemacht, und das wusste sie sehr gut. Aber als sie dann diese Stelle in Atlanta annahm und wegging, fand ich es ziemlich leicht zu verschmerzen.“
Derringer verkniff es sich, Zane daran zu erinnern, dass er monatelang übelster Laune gewesen war, nachdem die Ärztin fortgegangen war.
„Jede Frau hat ihren ganz unverwechselbaren Duft, nur manche überdecken ihn mit irgendwelchen Duftwässern. Aber wenn du mit einer Frau ins Bett gehst, dann wirst du ihren natürlichen Duft nie mehr vergessen.“ Zane machte eine kleine Pause. „Allein dieser Duft kann einen Mann völlig hilflos machen.“
Derringer hob eine Augenbraue. „Im Ernst?“
„Ja. Er ist extrem stimulierend, und ich habe auch schon gehört, dass manche Männer allein am Geruch merken, dass eine Frau für sie bestimmt ist. Tiere verlassen sich ja auch auf ihren Geruchssinn, warum soll das für Menschen nicht auch gelten? Wenn dir also der Duft einer Frau so zusetzt, dann kann das heißen, dass du die Frau deines Lebens gefunden hast.“
Ob Zane ihm da nicht einen Bären aufband? Derringer war sich nicht ganz sicher, ob das alles wirklich ernst gemeint war. Dass er sein Leben mit einer Frau teilen sollte, nur weil ihr Duft ihm zusetzte, erschien ihm wenig einleuchtend. Aber natürlich hatte sein Bruder recht, was Tiere betraf. Und es war wirklich die Frage, ob der Mensch da so anders tickte.
„Ganz offensichtlich hat eine bestimmte Frau dich gewaltig beeindruckt“, stellte Zane lachend fest.
Derringer antwortete nicht, sondern ließ den Blick in die Ferne schweifen. Der Gedanke war ihm auch schon gekommen. Er runzelte die Stirn. „Darf ich fragen, was so komisch ist?“
„Glaub mir, das willst du gar nicht wissen.“
Wahrscheinlich stimmte das sogar. Er wollte es nicht wissen.
„Und du hast seit eurer Verabredung am Samstag nichts mehr von Derringer gehört?“, erkundigte Chloe sich ein wenig ungläubig.
Lucia hatte einen Kloß im Hals. Sie hatte sich zum Telefonieren auf ihrem Sofa zusammengerollt. Eigentlich hatte sie ja auch gar nicht erwartet, dass Derringer sich bei ihr meldete, aber dass er es wirklich nicht tat, schmerzte sie doch. Es war ein wirklich schöner Abend gewesen, wenigstens für sie. Und sie hatte den Eindruck gehabt, als hätte Derringer sich auch gut unterhalten. Aber wenn man Derringer Westmoreland hieß, dann konnte man natürlich jeden Tag ein anderes Mädchen haben.
Als er sie am Samstagabend nach Hause gebracht hatte, hatte sie eigentlich erwartet, dass er noch mit hereinkam. Aber er hatte ihr nur einen flüchtigen, fast keuschen Kuss auf den Mund gegeben und war dann gegangen.
„Nein, ich habe nichts mehr von ihm gehört“, erwiderte sie jetzt. „Aber das ist schon in Ordnung. Immerhin bin ich einmal mit ihm ausgegangen, das ist ja auch schon was.“
„Unsinn. Dir ist schon klar, dass man als Frau nicht dazu verdammt ist, am Telefon zu sitzen und darauf zu warten, dass ein Mann sich meldet? Du kannst genauso gut ihn anrufen.“
Ja, theoretisch, dachte Lucia. Aber es lag ihr einfach nicht. „Ich weiß, aber …“
Jemand klopfte an ihre Tür. „Ich muss aufhören, Chloe, es kommt jemand. Wahrscheinlich Mrs Noel. Sie backt freitags immer und benutzt mich als Versuchskaninchen für ihre neuen Kreationen. Ich rufe dich später zurück.“
„Ich komme“, rief sie, als es erneut klopfte.
Schnell stand sie auf und lief zur Tür. Dann machte sie sich eben einen romantischen Abend mit Mrs Noels süßen Köstlichkeiten und einer Liebesschnulze. Wenn man schon selbst keine Romanze erlebte, musste man sich eben mit einem Film begnügen.
Als sie durch ihren Türspion sah, hätte sie sich vor Schreck fast verschluckt. Nicht ihre Nachbarin stand vor der Tür, sondern Derringer. Sie schloss die Augen und atmete tief durch, um sich ein wenig zu beruhigen. Er war der letzte Mensch, den sie an diesem Abend erwartet hatte – oder überhaupt jemals wieder. Eigentlich hatte sie sich
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