Magie und Schicksal - 2
Zwillingsschwester. Ich habe oft gehofft, dass ich diese vergangenen Wochen mit dir hätte teilen können.«
Die Anspielung auf ihre Verlobung lässt den Ärger frei, den ich bislang unterdrückt habe. »Du kannst doch nicht ernsthaft erwarten, dass ich irgendeinen Anteil an den Hochzeitsfeierlichkeiten haben will. Immerhin bist du mit dem Mann verlobt, den ich einmal heiraten wollte.« Meine Stimme ist nun hart und bitter.
»Du bist wütend«, sagt sie.
Ein sprödes Lachen entschlüpft meiner Kehle. »Dachtest
du, ich würde in einen Freudentaumel verfallen? Dir Glück wünschen?«
Sie schaut auf und fängt meinen Blick ein. »Ich dachte, du würdest es über dich bringen, dich für mich zu freuen, Lia, egal, was zwischen uns liegt.«
Bei diesen Worten springe ich auf und gehe steifbeinig zum Kamin. Meine Hände zittern.
»Mich freuen? Du dachtest, ich würde mich für dich freuen?« Ich finde keine Worte für die Fassungslosigkeit, die ich empfinde.
»Das dachte ich.« Ihre Stimme wird jetzt ebenfalls härter. »Du hast ihn verlassen, Lia. Du hast ihn verlassen . Was hast du erwartet? Dass er mit angehaltenem Atem auf deine Rückkehr warten würde?«
Ich drehe mich zu ihr um. Die Hitze meines Zorns brennt heißer als das Feuer in meinem Rücken. »Du hast mir niemanden gelassen, zu dem ich hätte zurückkehren können, Alice. Niemanden, bei dem ich hätte bleiben können.«
Ihre Augen blitzen, als nun auch sie sich erhebt. »Sei keine Närrin, Lia. Ich bin nicht allein verantwortlich für den Lauf der Dinge. Auch du hast Entscheidungen getroffen. Du hättest Henry nach der Liste fragen und sie mir aushändigen können, um ihn zu beschützen. Du hättest den Seelen helfen können, wie es deine Aufgabe als Tor ist. Wir beide haben unsere Wahl getroffen.« Ihre Stimme wird kalt. »Du bist nicht unschuldig.«
Mit drei langen Schritten bin ich bei ihr. Ich bebe vor Wut. »Wie kannst du es wagen. Wie kannst du es wagen,
Henrys Namen auszusprechen. Dazu hast du kein Recht, Alice. Du hast kein Recht, jemals wieder von ihm zu sprechen. «
Sie streift ihre Handschuhe über. Ihr Atem kommt so schnell und schwer, dass ich das Heben und Senken ihrer Brust erkennen kann. »Ich merke schon, es hat keinen Sinn. Ich hatte gehofft, dass wir die Prophezeiung einmal beiseitelassen können. Ich hatte gehofft, dass du mir deinen Segen geben würdest.«
»Meinen Segen ? Du willst meinen Segen?« In meinem Lachen schwingt Hysterie mit. »Oh Alice, ich kann dir versichern, dass nichts stattfinden wird, wofür du meinen Segen bräuchtest.«
Sie legt den Kopf schräg. »Was meinst du damit, Lia?«
Ganz plötzlich ist die Hysterie vorbei. Meine Stimme wird ruhig und ich blicke ihr in die Augen. »Ich meine damit, dass es keine Hochzeit geben wird. Nicht mit James.«
Sie lächelt. »Du irrst dich, Lia. Es wird eine Hochzeit stattfinden und ich werde die Frau von James Douglas.«
»Tatsächlich?«, frage ich. »Und bist du sicher, dass er dich noch zur Frau nehmen will, wenn er erst einmal von deiner Rolle in der Prophezeiung erfährt?«
Sie erstarrt. »Woher willst du wissen, dass er nicht schon längst über alles im Bilde ist?«
Ich lächle sie an. »Weil James Douglas ein guter Mann ist, Alice. Ein Mann, der niemals jemanden mit einem so schwarzen Herzen heiraten könnte – wenn er wüsste, wie schwarz dieses Herz wirklich ist.«
Sie zuckt zusammen und wird blass, doch dann hat sie sich schnell wieder in der Gewalt. »Er wird dir nicht glauben. «
»Bist du sicher? Ganz sicher? Bist du sicher, dass James die Wahrheit nicht in meinen Augen lesen würde?«
Sie schluckt hart. »James liebt mich. Es stimmt, dass ich monatelang deinen Schatten in seinen Augen sah, aber das ist jetzt vorbei.« Trotzig hebt sie das Kinn. »Selbst wenn du es ihm sagen würdest, selbst wenn er dir glauben würde, würde James zu mir stehen, wie er zu dir gestanden hätte, wenn du damals nur den Mut gehabt hättest, ihm reinen Wein einzuschenken.«
Ihre Worte dringen wie Dolche in mein Herz. Sie hat recht. Ich habe meinen Anteil an dem, was passiert ist. Ich bin mitschuldig daran, dass James zwischen die Mühlsteine der Prophezeiung geraten ist. Hätte ich ihm vertraut und ihm alles gesagt, wäre er nicht von meiner Seite gewichen und wäre jetzt nicht der Verlobte meiner Schwester.
Aber dann hätte ich Dimitri nicht. Und auch das ist für mich unvorstellbar.
»Wir werden ja sehen, Alice.«
Sie streicht sich den Rock glatt. »Ja, wir werden
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