Magie und Schicksal - 2
ihm zu, erteile ihm und Gareth die Erlaubnis, mein Zimmer zu betreten, obwohl er für sich diese Frage nicht zu stellen braucht. Dimitri ist jederzeit in meinem Zimmer willkommen, und das weiß er auch.
Dimitri schließt die Zimmertür hinter uns. Im Kamin prasselt ein Feuer und wir steuern auf die kleine Sitzgruppe zu, die davor steht. Gareth lässt sich in einem der Sessel mit fadenscheinigem Bezug nieder, während ich mich auf das Sofa setze und die Beine hochlege. Dimitri streckt sich rücklings vor dem Feuer auf dem Teppich aus und seufzt behaglich, während er sich auf die Unterarme aufstützt.
»Nun gut«, sagt er leise. »Was für einen Verdacht hast du?«
Ich hole tief Atem. »Ich bin mir nicht sicher. Aber Brigid fragte, ob wir aus London kämen, und zwar nicht auf eine Art und Weise, als bräuchte sie eine Antwort.«
»Ich habe da wohl etwas falsch verstanden«, sagt Gareth leicht amüsiert. »Ich dachte, das sei der Sinn einer Frage: eine Antwort zu bekommen.«
Ich schaue ihn an und zähme meine Ungeduld. »Nein. Manchmal stellt man eine Frage, um etwas bestätigt zu bekommen, was man bereits weiß.«
»Du glaubst also, Brigid weiß, dass wir aus London kommen«, stellt Dimitri fest.
»So kam es mir jedenfalls vor.« Ich schaue von einem zum anderen. »Seid ihr sicher, dass ihr London nicht erwähnt habt?«
»Absolut«, sagt Dimitri im Brustton der Überzeugung. »Ich habe mir die größte Mühe gegeben, unsere Identität und Herkunft im Dunkeln zu lassen, und habe nur die Geschichte preisgegeben, auf die wir uns geeinigt haben. Nach dem, was auf dem Weg nach Chartres passiert ist, gehe ich kein Risiko ein, wenn deine Sicherheit auf dem Spiel steht, Lia.« In seiner Stimme schwingt etwas Tiefes und Warmes mit, und ich spüre, wie mir die Hitze in die Wangen steigt.
»Gareth?«
Er zuckt mit den Schultern. »Ich weiß zu wenig über eure Aufgabe, um irgendetwas verraten zu können, und ich hatte weder die Gelegenheit noch den Anlass, London erwähnen zu können. An eurer Sprache kann man erkennen, dass ihr beide gebildete Leute seid, und vielleicht kommen viele Gelehrte aus London, um die Grabanlage zu erforschen. Ist es nicht möglich, dass sie einfach nur eine Vermutung angestellt hat?«
»Sicher.« Ich blicke ins Feuer, als ob ich dort die Antwort finden könnte. »Möglich ist alles. Ich …« Ich schaue
auf und blicke Gareth direkt an. »Ich habe nur den Eindruck, dass sie mehr wissen, als sie preisgeben.«
»Ich muss Lia zustimmen.« Dimitris Stimme ist leise. »Vielleicht irren wir uns, aber wir sollten unserem Instinkt vertrauen. Wir werden sie im Auge behalten, während wir hier sind, und alles, was wir entdecken, für uns behalten.«
»Soll ich hierbleiben?«, fragt Gareth. »Ich kann zumindest auf euch aufpassen.«
Mit einem Blick überlässt Dimitri die Entscheidung mir. Er kennt meinen Wunsch, alles so zu tun, wie Tante Abigail es getan hätte, zumindest so lange, bis ich erfahren genug bin, um meinen eigenen Weg zu gehen.
Ja, die Verlockung ist groß. Seit Sonias Verrat gibt es nicht mehr viele Menschen, denen ich bedingungslos vertraue.
Aber Tante Abigail hätte nicht gewollt, dass Gareth mehr erfährt. Als sie ihn zu einem unserer Führer nach Chartres ernannte, hat sie ihm nur das Nötigste anvertraut, genauso wie den anderen Führern. Es wäre vermessen zu glauben, dass ich mit meiner geringen Erfahrung und meinen spärlichen Kenntnissen es besser weiß als sie.
Ich lächle Gareth an und strecke die Hand nach ihm aus. Er schaut sie überrascht an und wirft dann einen Blick zu Dimitri. Als Dimitri es ihm mit einem leichten Nicken gestattet, nimmt Gareth meine Hand.
»Lieber Gareth, wenn es jemanden gäbe, mit dem ich meine Geheimnisse teilen würde, dann wärst du es. Es geschieht zu deiner eigenen Sicherheit – und zu meiner –
dass ich das nicht kann. Aber ich wünschte von Herzen, es wäre anders.«
Er nickt. »Ich stehe dir immer zu Diensten, Mylady.« Er drückt meine Hand. »Und du musst mich nicht daran erinnern, dass du die Ernennung zur Herrin von Altus noch nicht akzeptiert hast. Die Menschen von Altus – deine Schwestern und Brüder – brauchen dich. Keine wahre Herrin kann sich dem Wunsch ihres Volkes widersetzen und es gibt keine wahrhaftigere Herrin als dich.«
Ich schlucke den Kloß herunter, der sich in meiner Kehle festgesetzt hat. Gareth steht auf und erspart mir die Notwendigkeit einer Erwiderung. »Ihr seid bestimmt müde. Ich jedenfalls gehe
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